Die Alpha-Tiere der Fondswelt

Die Qualität eines aktiven Fondsmanagers lässt sich am Besten anhand seiner Information Ratio beurteilen. Was diese Kennzahl so wertvoll macht, wie man sie am Erfolgreichsten einsetzt und vor allem welche Aktienfonds ganz vorne liegen, analysierte e-fundresearch.com unter mehr als 6000 Portfolios. Funds | 10.04.2007 06:22 Uhr
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Welches Fondsmanagement ist wirklich gut? Antworten auf diese Frage geben mittlerweile unterschiedlichste Kennzahlen. Die Information Ratio (IR), so zusagen ein Bruder der Sharpe Ratio, hat sich dabei in angelsächsischen Region bereits seit vielen Jahren etabliert (mehr zur Sharpe Ratio finden Sie hier). Viele Fondsgesellschaften gehen dort sogar bereits so weit, den Anteil der variablen Vergütung ihrer Fondsmanager von dieser Kennzahl abhängig zu machen. Auch für Ratings dient das Konzept der Information oftmals als Vorlage: So basieren die Citywire Fund Manager Ratings auf der Citywire Manager Ratio, bei der es sich um eine Modifikation der Information Ratio handelt. Citywire erweitert dieses Konzept, indem der gesamte Karriereverlauf eines Fondsmanagers zusammengefasst wird.

Aber auch hierzulande lohnt sich ein Blick auf die Information Ratio durchaus. Denn Anleger können daraus Wichtiges ablesen.

Wie wird die IR berechnet?

Die Information Ratio ergibt sich, indem man die Out- bzw. Underperformance eines Fonds gegenüber seiner jeweiligen Benchmark – also das generierte Alpha – durch den Tracking Error dividiert. Als „Alpha“ versteht man – vereinfacht dargestellt – die risikoadjustierte Zusatzrendite über einen Referenzindex. Alpha ist ein Maßstab für die aktive Rendite, die das Fondsmanagement erzielt hat. Der Tracking Error gibt die Volatilität der Abweichungen zwischen der Rendite des Fonds und des Referenzindex an. Damit ist der Tracking Error ein Maßstab für das aktive Risiko, das das Fondsmanagement eingegangen ist. Je niedriger der Tracking Error, desto ähnlicher sind die Wertentwicklungen von Fonds und Index.

Gutes aktives Management beginnt bei 0,25

„Ziel eines jeden aktiven Anlegers sollte es sein, die Information Ratio zu maximieren“, empfiehlt etwa Rolf Banz, Chief Investment Architect bei Pictet Asset Management. „Gute Fondsmanager sollten in etwa eine jährliche Information Ratio zwischen 0,3 und 1,4 aufweisen“, beschreibt er weiter. Bei Pictet selbst müssen die Fondsmanager über einen drei Jahres Zeitraum übrigens eine Information Ratio von mindestens 0,25 aufweisen um Gehaltskürzungen zu vermeiden.

Aussagekraft ist stark zeitraumabhängig

Dabei gilt: Je länger der Betrachtungszeitraum, desto sicherer kann man davon ausgehen, dass die risikoadjustierte Outperformance nicht nur auf Glück sondern auf das Können des Fondsmanagers zurückzuführen ist. Rein statistisch besteht bei einer IR von durchschnittlich 0,5 über fünf Jahre eine Sicherheit (Konfindenzintervall) von 75 Prozent, dass es sich bei dem Fondsmanager um einen „Outperformer“ handelt. Nach weiteren zwei Jahren klettert das Konfidenzintervall – als Maß der Wahrscheinlichkeit – auf 85 Prozent und erst nach 10 Jahren besteht eine 95-prozentige Sicherheit (siehe Grafik rechts). In der Praxis sollte der Betrachtungszeitraum jedoch nicht länger als fünf Jahre sein. Ansonst ist die Wahrscheinlichkeit zu groß, dass ein und derselbe Manager nicht mehr für den Fonds verantwortlich zeichnet (mehr zu dieser Problematik: „Sesselkleben hilft Fondsperformance“ vom 11.10.2006).

Die richtige Benchmark zählt

Außerdem hängt die Information Ratio stark von der ausgewählten Benchmark ab, da alle Zahlen relativ zu dieser berechnet werden. Ist der Vergleichindex falsch gewählt, verliert diese ihre Aussagekraft.

Fonds im Praxistest

Um die Probe aufs Exempel zu machen, hat e-fundresearch.com alle in Österreich, Deutschland oder der Schweiz zum Vertrieb zugelassenen Investmentfonds analysiert. Insgesamt machten 3.370 aller 6.196 Fonds (nur primäre Tranchen), die über eine 5-Jahres-Historie verfügen, laut der Fondsdatenbank Lipper Angaben zu ihrem Vergleichsindex. Ausgenommen waren in der Untersuchung ETFs (Exchange Traded Funds) bzw. andere Indexfonds, da die Information Ratio nur als Messlatte für aktives Management herangezogen werden sollte.

Im Durchschnitt erzielten alle Fonds im Zeitraum 29.3.2002-29.3.2007 eine Information Ratio von -0,19. 1.041 der 3.370 Fonds, also 31 Prozent, weisen dabei eine positive IR auf. Aber nur 322, also 9,5 Prozent aller Fonds, kamen auf einen Wert der über 0,25 liegt.

Die besten Aktienfonds im Überblick

Unter den 2.007 untersuchten Aktienfonds weist der Credit Agricole Greater China von Raymond Chan mit 1,62 die höchste Information Ratio auf. Dahinter folgt mit 1,11 ein weiterer China-Aktienfonds, der Baring Hong Kong China von Lilian Co. Während beim Erstplatzierten der Hang Seng Index als Benchmark diente, war es beim Baring Fonds der MSCI Zhong Hua Index. Ebenfalls top platzierte China-Fonds sind der Schroder ISF Greater China mit einer Information Ratio von 0,99 auf Platz vier und der Templeton China auf Platz elf.

Stark vertreten sind auch globale Aktienfonds im Ranking der Top-30: Auf Platz fünf liegt der Long Term Investment Fund - Classic(Information Ratio: 0,98) vor dem Investec GSF Global Strategic Equity (Platz neun) bzw. den KBC Equity New Shares (Platz zehn), SAM Sustainable Water (Platz 14), Sparinvest Global Value (Platz 18), Investec GSF Global Dynamic (Platz 23) und GAM Global Diversified auf (Platz 28).

Weitere Top-Aktienfonds waren: AXA WF Italien Equities (Platz vier), PAM Equities Belgium (Platz sechs) oder Aviva Morley European Convergence (Platz sieben).

Fazit

Die Information Ratio gehört zusammen mit der Sharpe Ratio zu den wichtigsten Kennzahlen, um die Qualität des Fondsmanagements zu beurteilen. Besonders wichtig dabei ist jedoch die richtige Benchmark und die Wahl des Beobachtungszeitraumes. Auffallend beim Vergleich der Top-Aktienfonds ist die Dominanz von Länderfonds mit Fokus China oder global.

Alle Daten per 29.3.2007 in Euro
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