Tech-Aktien im Tal der Tränen

Sieben Jahre Underperformance gegenüber Weltaktien können auch die hartgesottensten Optimisten nachdenklich stimmen. Trotzdem gäbe es genügend Gründe gerade jetzt positiv für Technologie-Aktien zu sein, meinen die Top-Fondsmanager von Credit Suisse, DWS, Threadneedle bzw. Wellington. Funds | 19.02.2007 06:25 Uhr
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Fast sieben Jahre lang schneiden Technologieaktien, gemessen am MSCI World/Information Technology Index, jetzt schon schlechter ab als Weltaktien. Und von dem im März 2003 begonnenen Aktien-Aufschwung haben die einstigen Highflyer der Tech-Aktien auch nur unterdurchschnittlich profitiert. Während der MSCI World Index seit damals eine jährliche Rendite von 18,9 Prozent aufweist, liegen globale Technologieaktien mit 12,2 Prozent deutlich hinten. Von den Top-Performern – Aktien aus Emerging Markets wie Brasilien, Russland oder Indien legten um rund 50 Prozent pro Jahr zu – sind die ehemaligen Anlegerlieblinge meilenweit entfernt.

Zusammen mit den enttäuschenden Erträgen ist auch die Volatilität deutlich gesunken: Während die jährliche Standardabweichung von Tech-Aktien im Zeitraum 2001-2003 bei schwindelerregenden 46 Prozent lag, sind es in den letzten beiden Jahren nur noch 15 Prozent. Zum Vergleich: Der Wiener ATX Index befindet sich auf etwa dem gleichen Niveau, typische Schwellenländer-Börsen wie die Türkei oder Brasilien sind mit mehr als 30 Prozent fast doppelt so riskant. Wer sein Risiko im Technologiebereich noch weiter reduzieren will, ist bei Fonds besser aufgehoben als bei Einzelinvestments. Reine Internet-Fonds, die sich nur auf diesen Sub-Sektor innerhalb der IT-Branche konzentrieren, sind jedoch volatiler als breit gestreute Fondsportfolios. In ihrer regionalen Struktur sind Technologiefonds außerdem stark auf US-Aktien ausgerichtet. Für den Euroanleger ergeben sich damit Dollar-Währungsrisiken. Außerdem bewegen sich die Ausgaben für Technologie generell mit dem Konjunkturzyklus.

Ob die nächsten Jahre für Technologie-Investoren endlich bessere Zeiten bringen und welche globalen Tech-Fonds in den letzten fünf Jahren die höchste risikoadjustierte Rendite (Sharpe Ratio) erzielten, zeigt eine exklusiv von e-fundresearch.com für „Die Presse“ durchgeführte Analyse:

Andy Kastner, Fondsmanager des erstplatzierten Credit Suisse Equity (Lux) Global Internet, führt die schwache Performance des Sektors in den letzten Jahren auf die Risikoaversion der Anleger nach dem Platzen der Technologie-Blase im Jahr 2000 zurück: „Fünf Jahre nach Erreichen des Tiefs 2002 sind die Bewertungen jetzt aber günstig, auch im Vergleich zu anderen Branchen“, so der Schweizer, der zusammen mit Andreas Müller den Fonds von Zürich aus verwaltet. Denn die Investitionsfreudigkeit für IT liege immer noch unter dem historischen Durchschnitt: „Und erst kürzlich hat sich diese verbessert. Zusammen mit der aufgestauten Nachfrage der Unternehmen, welche eine Phase enormer Profitabilität durchlebt haben, sollte die Nachfrage nach IT bald anziehen“, prognostiziert Kastner. Zwei positive Faktoren seien die Einführung von Microsoft Vista – „mit dieser hat der Markt allerdings schon lange gerechnet“ – und der Einstieg von Apple in den Mobilfunkmarkt: „Besonders Hersteller von Komponenten des neuen iPhones dürften profitieren“.

Anhand der risikoadjustierten Rendite auf Platz zwei liegt ebenfalls ein Internet-Fonds, der DWS Internet-Aktien Typ O wird von Frederic Fayolle verwaltet. Er sieht die anhaltende Underperformance von Technologie-Aktien differenzierter: „Ein Großteil davon ist auf den Boom bei Energie-Werten zurückzuführen. Denn nimmt man den MSCI World ex Energie, halbiert sich die Underperformance“. Der starken Rückgang der Volatilität sei ein natürlicher Vorgang: „Die IT-Ausgaben der Unternehmen machen jetzt einen viel größeren Teil der Gesamtkosten aus und sind viel besser vorhersehbar als noch vor fünf Jahren. Zudem gab es seit dem Internet keine Killer-Application mehr, was die Prognostizierbarkeit der IT-Umsätze weiter erhöht hat. Und weniger Unsicherheit bedeutet einfach auch weniger Risiko“, so Fayolle. Er ist für die weiteren Aussichten des Sektors positiv: „Die Unternehmen müssen verstärkt in IT investieren um weitere Produktivitätszuwächse vor dem Hintergrund steigender Real-Löhne zu erzielen. Die zunehmende Urbanisierung in den Schwellenländern wirkt sich positiv auf die dortigen Dienstleistungs-Branchen aus. Und diese geben viel mehr Geld für IT aus als die Industrie“, erklärt er seinen Optimismus. Die Bewertungen von Technologie-Aktien sei zudem angemessen: „Wirklich billig sind sie nicht“, gesteht er aber. Zudem müsse man als Anleger schon von einem positiven Szenario für die US-Konjunktur ausgehen: „Ansonst macht ein Technologie-Übergewicht keinen Sinn“. Langfristig sollten Technologie-Aktien aber schon mehr Rendite bringen als Weltaktien: „Schon allein aufgrund des höheren Betas“, glaubt der Experte schließlich. 

Auch Anne Marieke Ezendam, die bei Threadneedle Investments den AMEX Global Innovation Fund verwaltet, betont die relativen Chancen und Risiken im aktuellen konjunkturellen Umfeld: „Wir sind dem Hoch im Wirtschaftszyklus momentan sehr nahe, weshalb generell defensive Sektoren favorisiert werden sollten. Aber zyklische Werte aus dem Technologie-Bereich haben sehr starke Cash-Positionen, weshalb diese besser abschneiden könnten als sonst“. Der Ausblick für den Sektor sei deswegen nicht negativ: „Besonders aus der zunehmende Nutzung von LCD Screens entsteht viel Potential“, gibt sich die Holländerin optimistisch. „Eigentlich ist das aber eine anti-zyklische Wette, denn normalerweise ist das erste Quartal nach dem Weihnachtsgeschäft eine schwache Periode. Aber aufgrund von Lieferproblemen im letzten Jahr sollte es diesmal anders sein“, schildert sie Gründe für ihr Timing. Viel Wachstum verspricht sie sich zukünftig auch im Bereich energiesparender Anwendungen oder bei alternativen Energiequellen.

Scott Simpson, Fondsmanager bei Wellington Management Company und für den Spängler Global Technology Trust verantwortlich, erwartet dank einer Reihe nachhaltiger Trends eine zukünftig freundliche Wertenwicklung: „Die Gewinne sind in etwa gleich wie bei anderen Sektoren, das Wachstum dafür aber schneller“. Als Beispiel für Trends nennt er den explosionsartig zunehmenden Gebrauch der NAND-Speichertechnik in mobilen Anwendungen und Verkäufe von Produktionsausrüstungen für Halbleiter, die die hohe Nachfrage nach Halbleitereinheiten unterstützen. „Aufgrund des unverändert hohen Bedarfs an Archivierungssystemen dürfte die Nachfrage nach Speichermedien zudem ungebrochen sein“, erwartet der Fondsmanager der sich explizit nicht als Contrarian sieht. Derzeit weist der Fonds deswegen die stärksten Übergewichtungen in den Bereichen Halbleiter, Datenspeicherung, Software (besonders im Spiele-Bereich), Smart Phones und IT Consulting auf. Regional ist der Fonds aktuell zu 84 Prozent in den USA investiert – die größten Positionen sind u.a. Hewlett Packard, Google und EMC.

Alle Daten per 1.2.2007 in Euro
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