Im Rahmen seines Vortrags analysiert Dr. Poser vor allem auch die globalen Ungleichgewichte zwischen den Industriestaaten und den Schwellenländern sowie die Folgen der niedrigen Zinsen auf das Private Equity und M&A Geschäft.
Geldpolitik: zu locker oder zu restriktiv?
Eine wichtige aktuelle Frage ist die Beurteilung der Geldpolitik der Zentralbanken. Ist die Geldpolitik in den USA zu locker, weil das Geldmengenwachstum hohc ist und deshalb Inflationsgefahren entstehen und durch höhere Inflation bei Rohstoffen und Finanztiteln die Bildung von Blasen droht? Oder ist die Geldpolitik eher zu restriktiv, weil der aktuelle Inflationsdruck noch niedrig ist (mit Ausnahme der Rohstoffe) und zusätzlich noch die Korrektur des US Immobilienmarktes auf den Rest der Wirtschaft überschwappen kann?
Dr. Jan Amrit Poser: "Das Geldmengenwachstum in den OECD Ländern war in den letzten Jahren im Vergleich zum BIP Wachstum extrem hoch. Gemäß der Quantitätstheorie wird die Differenz mittelfristig zu Inflation führen. Die zusätzliche Liquidität wurde vor allem in Vermögenstitel, wie beispielsweise Anleihen, Rohstoffe oder auch Kunstobjekte und vor allem auch Immobilien investiert. In den USA haben tiefe Zinsen zu einem Refinanzierungsboom geführt, der Hauspreise ansteigen ließ und zur Aufnahme weiterer Hypotheken führte. Die Schuldenstände sind aktuell auf einem Allzeithöchst." Zudem liegt die Sparquote in den USA derzeit im negativen Bereich und der Konsum boomt. Der starke Anstieg der Konsumausgaben war einer Gründe für das hohe Handelsbilanzdefizit der USA. Der Chef der FED, Ben Bernanke sieht den Grund für die hohe Liquidität nicht bei den Notenbanken, sondern in den Schwellenländern - v. a. in China. Durch die hohen Handelsbilanzüberschüsse würden hohe Devisenreserven wieder in die US Finanz- und Realmärkte investiert.
Boom im Private Equity Geschäft
Poser beleuchtet in seiner Präsentation vor rund 400 Gästen des Basler Fondsforums vor allem auch deie Goldgräberstimmung im Private Equity Geschäft. "Auf der Suche nach Alternativen zu klassischen Aktieninvestments wird auch stark in alternative Anlagen investiert. Private Equity Fonds nutzen die aktuell sehr niedrigen Finanzierungskosten, die unter der Cash-Flow-Rendite liegen, zur Übernahme von Unternehmen - häufig unter Einsatz von hohen Fremdkapitalbeträgen (Leveraged Buy-Out - LBO). In den letzten Jahren hat diese Strategie sehr gut funktionert. Solang die Zinsen auf einem niedrigen Niveau verbleiben, sind die Finanzierungsrisiken geringer. Sollten jedoch die Zinsen steigen, wäre dies eine große Gefahr für LBO´s."
US Immobilienmarkt im Abschwung
Für Poser ist der Rückgang der Bauzulassungen in den USA im Jahr 2006 um 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr ein erstes Warnsignal, das auch rund 0,5 Prozent bedeutet. Ein Rückgang der Nachfrage nach Immobilien könnte die Hauspreise in den USA weiter unter Druck setzen und in weiterer Folge einen Vermögenseffekt auslösen.
US Industrie: Umsatzwachstum geringer
Das Umsatzwachstum in den USA verlangsamt sich, die Lagerbestände steigen und das Verhältnis Lagerbestand/Umsatz entwickelt sich negativ. Dies gilt für Dr. Amrit Poser auch als sicherer Indikator, daß eine baldige Produktionsschwäche droht. Höhere Lagerbestände können das BIP bis zu 0,8 Prozent pro Quartal belasten.
Gibt es den globalen Wirtschaftszyklus?
Durch die Entwicklung der Exportwirtschaften in den USA, Europa und Japan sind die Wirtschaftszyklen stärker korreliert. Poser: "Das frühzyklische Japan ist schon im Abschwung. Euroland folgt mit einer kurzen Verzögerung." Schwellenländer werden nach Ansicht von Poser die Abschwächung der Wirtschaft in den USA nicht ausgleichen können, da v. a. China Vorprodukte aus Asien importiert und verarbeitete Waren in die USA exportiert. Deswegen ist eine Abkoppelung von den Entwicklungen in den USA sehr unwahrscheinlich. Solange die Zinsen in den USA nicht erhöht werden und die Hauspreise relativ stabil bleiben, sollte der Konsum in den USA keine großen Einbußen erleben.
Makroprognosen für 2007
Bank Sarasin erwartet eine Abschwächung des Wirtschaftswachstums in den USA im 1. Halbjahr 2007 und für das Gesamtjahr 2,1 Prozent. Im Jahr 2008 wird ein Wachstum von 3,5 Prozent erwartet. Die Inflationsrate bleibt bei 2,4 Prozent unter Kontrolle. Europa (Wachstum 1,7 Prozent für 2007 und 2,5 Prozent für 2008) und die Schweiz (1,6 Prozent und 2,9 Prozent) folgen den USA mit ca. 2 Quartalen Verspätung. Die Prognosen der Inflationsraten in der EU werden für 2007 und 2008 mit 2,0 Prozent und 1,9 Prozent und in der Schweiz mit 0,.8 Prozent und 1,0 Prozent angegeben. Japan sollte nach Einschätzung der Bank Sarasin im Jahr 2007 mit 1,5 Prozent und im Jahr 2008 mit 2,5 Prozent wachsen. Auf der Inflationsfront sollte Japan keine Probleme bekommen.
Wann senkt die US Notenbank die Leitzinsen?
Bank Sarasin erwartet, daß in den USA im 2. und 3. Quartal 2007 jeweils um 25 Bp. gesenkt werden. Die Zinsspanne (Differenz zwischen 10-jährigen Anleihen und 3 Monats-Geldmarkt) sollte im 2. Halbjahr 2007 steigen. In der EU sollten die Renditen weniger stark steigen. Die SNB wird synchron mit der EZB agieren. Der CHF sollte in den nächsten zwei Jahren in einem engen Band gegenüber dem EUR liegen. Der JPY ist nach Einschätzung der Bank Sarasin unterbewertet.
Aktienmärkte und Gewinnwachstum
Die Entwicklung der Aktienmärkte wird durch tiefe Realzinsen gestützt. In den letzten Jahren sind die Gewinnquoten in % des BIP deutlich gestiegen. Eine Welle von M&A Transaktionen sowie steigende Unternehmensgewinne resultierten daraus. Die Frage ist, ob die Gewinne weiter steigen können. Die Erwartungen hinsichtlich der Gewinnrevisionen ist negativ. Durch die Leitzinserhöhungen waren die KGVs in den letzten Jahren gefallen. Leitzinssenkungen in der zweiten Hälfte des Jahres 2007 sollten die KGVs erhöhen und nach Einschätzung der Bank Sarasin zu einem "fulminanten Finale an den Märkten" führen.
Ausblick 2007
Insgesamt rechnet Bank Sarasin mit einer Verlangsamung des Wirtschaftswachstums im 1. Halbjahr 2007, mit Zinssenkungen ab dem 2. Halbjahr 2007 und einem darauffolgenden Aufschwung und einer Rally bis zum Ende des Jahres. Die Landung sollte insgesamt weich sein, das Gesamtjahr 2007 jedoch durchaus holprig. Eine der großen Fragen wird sein, ob sich Anleger im Jahr 2008 dann wieder mit Inflationssorgen beschäftigen müssen. Der Ölpreis wird sich konsistent mit dem Wirtschaftswachstum in den USA entwickeln und kurzfristig niedrig bleiben, denn auch in China wird zum Teil schon die Bremse gezogen. Bei einem längerfristigen Aufschwung bleibt der Megazyklus steigender Öl- und Rohstoffpreise sicher intakt. Für Gold ist man zuversichtlich, weil auch aus Indien und Nahost noch mehr Nachfrage zu erwarten ist.
Das Basler Fondsforum wurde im Jahr 2001 gegründet und hat sich in den letzten Jahren in der Schweiz zu einer festen Größe unter den Veranstaltungen im Finanzbereich entwickelt. Die Hauptverantwortlichen für das Forum waren auch in diesem Jahr wieder die UBS AG sowie die Bank Sarasin & Cie AG. Unterstützt werden sie dbaei durch Baloise Fund Invest und Balfidor Treuhand AG sowie Skandia Leben AG. www.fondsforum.ch