Fonds mit Autopilot

Vorsorgen mit Fonds, aber leicht gemacht: Mit dieser Idee treten die hierzulande (noch) relativ unbekannten Zielfonds an. Insgesamt 100 Produkte mit einem Gesamtvolumen von 1,7 Mrd. Euro buhlen derzeit im deutschsprachigen Raum um die Anlagergunst. Was diese Fonds wirklich können und wer momentan die Nase vorne hat. Funds | 12.12.2006 06:36 Uhr
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Wer für die Pension finanziell vorsorgen will, steht bei Fondsinvestments gleich vor zwei Problemen: Einerseits gilt es den passenden Fonds aus einem mittlerweile immer unübersichtlichen Universum auszusuchen, andererseits kommt es dann noch auf die richtige Mischung an. Denn empirische Studien beweisen, dass der richtige Vermögensmix (etwa zwischen Aktien und Anleihen) von herausragender Bedeutung für den Anlageerfolg ist.

Mischfonds nicht flexibel genug…

Die Asset Allokation darf aber auch nicht statisch gesehen werden, sondern sollte laufend – je nach Lebensphase bzw. der Annäherung zum Auszahlungszeitpunkt – angepasst werden. Genau das aber bieten Investmentfonds in der Regel nicht. Vielleicht auch ein Grund dafür, warum gerade gemischte Fonds bei Privatanlegern nie besonders populär waren.

…Vermögensverwaltung zu teuer

Die größte Konkurrenz stellen Life-Cycle-Produkte als „Mini-Vermögensverwaltungen“ naturgemäß für Private Banking Portfolios dar. Die Einfachheit bezüglich des Ansparzeitpunktes bzw. Kostenvorteile sind dabei die Hauptgründe.

Zukunftsvorsorge, aber mit Ziel

Aber auch gegenüber den staatlich geförderten, prämiengeförderten Zukunftsvorsorge-Fonds haben Zielfonds einen entscheidenden Vorteil: Sie veranlagen den Aktienteil in der Regel weltweit (und nicht nur zum größten Teil in Österreich) und bieten tägliche Ein- und Ausstiegszeitpunkte.

Der Markt im Überblick

In den USA zählen Zielfonds deswegen bereits zu den am schnellsten wachsenden des gesamten Fondsmarktes. Besonders in relativ schlechten Börsenjahren 2001-2003 stieg die Bedeutung dieser Fondskategorie.

Mittlerweile bieten in den USA rund 60 Asset Manager mehr als 250 verschiedene Life Cycle Fonds an. Im deutschsprachigen Raum gibt es zwar erst zehn verschiedene Anbieter mit insgesamt 100 Fonds und einem Gesamtvolumen von 1,67 Mrd. Euro. Das Wachstum ist aber auch hierzulande enorm: Per Ende März 2005 gab es erst 29 Fonds die zusammen ein Volumen von 520 Mio. Euro aufwiesen. In den letzten 21 Monaten wuchs das investierte Volumen somit um 222 Prozent.

Was man bei der Auswahl beachten sollte

Als Besonderheit des deutschsprachigen bzw. deutschen werden hierzulande Target Date Fonds als Garantieprodukte aufgelegt. Anleger müssen sich hier für oder gegen die Garantieform entschieden. „Garantievarianten entsprechen zwar dem allgemeinen Bedürfnis nach Sicherheit, sind aber aufgrund der Langfristigkeit dieser Anlageform und der vermögensverwaltenden Ausrichtung dieser Produkte wenig zielführend, da eine echte Absicherung immer einen Teil der Rendite kostet“, rät deshalb Detlef Glow, Head of Research für Österreich und Deutschland bei Lipper 

Zielfonds ohne…
 
Der in den USA größte Anbieter, Fidelity, bietet seine Target Fonds auch in Europa an. Dabei stehen dem Anleger, je nach gewünschtem Auszahlungszeitpunkt, hierzulande sieben Fonds zur Verfügung: Fidelity Target 2010, 2015, 2020, 2025, 203 und seit Juni 2006 auch 2035 und 2040. Fondsmanager Richard Skelt setzt die dynamische Asset Allokation ausschließlich mit Fidelity-Fonds als Multi-Manager-Produkt um. „Die Target Funds sind allerdings keine Garantieprodukte, denn eine Garantie würde die Wertentwicklung spürbar mindern“, erklärt Skelt. Außerdem wird die laufende Verwaltungsgebühr gegen Laufzeitende aufgrund des niedrigeren Aktienanteils immer günstiger. Ähnliche Produkte bietet in der Schweiz Swisscanto an. Seit 1. November 2004 sind vier Varianten Swisscanto (CH) Life Cycle Fund 2015, 2020, 2025 und 2030 erhältlich. Die Swisscanto Life Cycle Fonds sind wie die meisten anderen Produkte auch nach dem Dachfonds-Prinzip konzipiert und investieren hauptsächlich in hauseigene Fonds. Ähnlich wie bei Fidelity sind die Swisscanto Fonds nicht mit einer Kapitalgarantie ausgestattet. Noch relativ jung sind die Mitte 2005 aufgelegten Zielfonds der Deka, die es in den Tranchen 2015, 2020, 2025 und 2030 gibt. Diese sind auch ohne Kapitalgarantie investieren aber neben hauseigenen Fonds auch in Produkte der Deka-Kooperationspartner wie JPMorgan, Schroders, Franklin Templeton.

… und mit Kapitalgarantie

Kapitalgarantierte Produkte gibt es dagegen von ABN AMRO und von der DWS. Bei den DWS Flex Fonds werden etwa sämtliche Einzahlungen abzüglich Ausgabeaufschlag zum Laufzeitende des jeweiligen Teilfonds garantiert. Außerdem sind die Produkte mit einer 100-prozentigen monatlichen Höchststandsgarantie (monatlich) ausgestattet. Bis 2005 waren die Produkte aber nur im Rahmen von fondsgebundene Lebensversicherungen erhältlich. Ähnliche Produkte bietet Pioneer und Skandia. Sowohl die Pension Protect 2015 bis 2020 (Pioneer) als auch die Skandia Euro Guaranteed Fund 2012-2020 sind kapitalgarantiert, letztere werden zudem vom ETF-Spezialisten Lyxor Asset Management verwaltet. Auch die ERSTE SPARINVEST bietet bereits seit März 2004 den ESPA Portfolio Life Cycle/19 an. Hier hat der Anleger zum Laufzeitende eine Höchststandsgarantie: 95 Prozent des höchsten monatlichen Durchschnittswertes,  der während der 15-jährigen Laufzeit festgestellt wurde, wird für das Ende der Laufzeit zugesichert. Weitere Laufzeiten bietet man im Rahmen einer Lebensversicherung für die hauseigene s-Versicherung ab. Etwa als Tilgungsträger bei Krediten.

Die jüngsten Produkte im Überblick

Die jüngsten Produkte stammen vom deutschen Bankhaus Metzler und der Linzer 3 Banken-Generali Investment. Beide sind nicht kapitalgarantiert und bieten Tranchen ab 2015 an. „Zielfonds sind eigentlich genau das, was der Anleger braucht. Denn damit bieten wir eine so genannte All-in Lösung“, beschreibt Alois Wögerbauer, Geschäftsführer der 3 Banken-Generali Investment die Anfang Oktober gestarteten neuen Zielfonds.

„Österreich ist anders“

Im Unterschied zu Anbietern wie vergleichbaren Anbietern wie Fidelity, stechen die neuen Fonds 3 Banken Zielfonds 2015, 2020, 2025 bzw. 2030 aber durch eine besonders geringe Aktienquote hervor. In der 2030 auslaufenden Tranche etwa repräsentieren Aktien nur 60 Prozent. Zum Vergleich: Die 2030er Tranche von Fidelity hatte bei Auflegung 2005 95 Prozent Aktienanteil. „Österreich ist hier anders. Liegt der Anleger hierzulande im Minus, was bei einem sehr hohen Aktienanteil in den ersten Jahren durchaus realistisch ist, wird er nervös und verkauft eventuell vorzeitig. Das entspricht aber nicht dem Sinn der Zielfonds“, beschreibt Wögerbauer die Gründe. Die Anleihenkomponente der Fonds konzentriert sich zudem primär auf Inflationsschutz und Steuerersparnis. „Das Segment globale Aktien wird je zur Hälfte aus aktiven hauseigenen Fonds und passiven ETF´s von Vanguard abgebildet“, verrät Wögerbauer weiter. Und alternative Investments sind bei allen vier Laufzeitenfonds als Basisinvestment mit zehn Prozent dauerhaft gewichtet. Unterschiede gibt es aber auch im Hinblick auf die Kosten: Neben einem Ausgabeaufschlag von 2,5 Prozent verrechnet man bei der 3 Banken-Generali Investment auch eine Rücknahmengebühr, die allerdings nicht dem Fonds sondern der KAG zukommt. 

Performance-Check: Fidelity liegt vorn
 
Anhand der Performance liegen derzeit Produkte von Fidelity, ESPA und Deka klar vorne. Vergleicht man etwa den Ertrag vergleichbarer Fonds (in diesem Fall die 2019/2020/2025er Tranchen aller Fonds, siehe Tabelle) findet sich der Fidelity Target 2020 EUR seit Juli 2005 (dem Auflagedatum der Deka-Zielfonds) mit kumuliert +22 Prozent auf Platz eins. Dann folgen ESPA Portfolio Life Cycle/19 und Deka-Zielfonds 2020 mit je 21 Prozent Kursplus vor PensionProtect 2020 (+18 Prozent). Schon etwas abgeschlagen folgen die Produkte von Swisscanto, Skandia, DWS und das Schlusslicht bildet die 2020er Tranche von ABN AMRO.

Fazit

Trotz des einleuchtenden Konzeptes sind Zielfonds von den Anlegern bis dato relativ verhalten angenommen worden. 2006 kam aber Schwung in die Assetklasse und die größten Tranchen von DWS bzw. Fidelity verfügen bereits über Volumina von etwa 200 Millionen Euro. Die Gründe für den verhaltenen Start dürften aber nicht an der Performance, sondern bei den Beratern selbst liegen. Denn hat sich ein Kunde erstmal für einen Fonds bzw. ein Laufzeitende entschieden, ist der laufende Handlungs- und Beratungsbedarf auf ein Minimum reduziert. Produkte, die häufige Umschichtungen erfordern, sind für Berater dagegen interessanter. Nichtsdestotrotz bieten sich Zielfonds hervorragend für Privatanleger an, denen Mischfonds zu unflexibel und Vermögensverwaltungs-Portfolios zu teuer sind.

Performancedaten per 1.12.2006 in Euro
Datenquelle:  

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