Healtcare-Investments, quo vadis?

Thomas Bucher, u.a. Fondsmanager des DWS Pharma-Aktien, rechnet bis 2009 mit einer Jahresperformance von zehn Prozent bei Healthcare-Aktien. Die Outperformance Europas sollte aber nicht mehr anhalten. Bei US-Krankenversicherungen sieht er das größte Potential, Generikahersteller sollte man meiden. Funds | 23.11.2006 16:29 Uhr
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Thomas Bucher ist Leiter der Healthcare-Teams bei der DWS in Frankfurt und in dieser Funktion für die Fonds DWS Invest Pharma, den DWS Pharma-Aktien Typ O, den DWS (Austria) Pharma und den DWS PharmaMed verantwortlich. Sein größter Fonds, der DWS Pharma-Aktien Typ O, liegt anhand der risikoadjustierten Rendite (Sharpe Ratio) der letzten fünf Jahre auf Platz acht von 58 Healthcare-Fonds mit Vertriebszulassung in Österreich, Deutschland oder der Schweiz. e-fundresearch.com sprach mit dem Experten über die weiteren Aussichten für den Sektor:

Pipelineaussichten bei Mid-Caps besser

e-fundresearch: Herr Bucher, wie sieht Ihre aktuelle Vermögensaufteilung zwischen Biotech bzw. Pharma-Aktien aus? Wo sollte man auch Sicht der nächsten 12 Monate investieren?

Thomas Bucher: Wir haben das Pharmagewicht seit dem Vorjahr von 51 auf 55 Prozent leicht erhöht, da die zum Jahresanfang 2006 eingeführte US-Gesundheitsreform für Rentner den Zugang zu Medikamenten erleichtert und deshalb Pharmakonzernen bis cirka März 2007 zusätzliche Einnahmen erbringen sollte. In den letzten Wochen haben wir jedoch verstärkt von Large-Cap Pharma auf Mid-Caps "umgesattelt", da die Pipelineaussichten hier besser sind.

Der Biotechnologieanteil liegt unverändert bei etwa 15 Prozent. Der Rest verteilt sich großteils auf private Krankenversicherungen und medizinische Ausrüster. Auch die Mid-und Small Cap Gewichtung (Marktkapitalisierung

Turnaround-Potential bei US-Krankenversicherungen

e-fundresearch: Im Vergleich zum Markt-Konsensus: In welchen Bereichen gehen Sie derzeit die größten Wetten ein?

Thomas Bucher: Unverändert glauben wir an das strukturelle Wachstumspotential, dass sich für die US-Krankenversicherungen aus der Privatisierung des Medicaid Bereichs ergibt (z.B. Centene). Die Rückschläge der vergangenen Quartale sollten jetzt durchstanden sein.

„Generikahersteller wenig profitabel“

e-fundresearch: Welche großen Trends sollten Anleger im Bereich Healthcare-Investments nicht aus den Augen verlieren?

Thomas Bucher: Obwohl die Verwendung von Generika in allen Regionen zunimmt (weltweit etwa 15 Prozent p.a.), glauben wir nicht, dass Generikahersteller ein profitables Geschäftsmodell darstellen. Die Markteintrittsbarrieren sind sehr gering und führen zu Kapazitätsausweitungen in Indien. Dies wiederum hat zur Folge, dass die Generikapreise jährlich etwa um 10 Prozent fallen und den starken Nachfrage-Effekt fast zunichte machen.

Der Einsatz von Software und IT Lösungen steht in vielen Bereichen des Gesundheitswesens gerade erst am Anfang. Die langfristigen Aussichten sind sehr attraktiv.

Im Biotechnologiesektor erwarten wir eine Beschleunigung der Unternehmensübernahmen, da die großen Pharmakonzerne mit dicken Kriegskassen ausgestattet sind und nach neuen, innovativen Technologien Ausschau halten.

„Globale Investments sind besser“

e-fundresearch: In den letzten Jahren schnitten europäische Healthcare-Aktien besser ab als globale Titel. Was spricht dennoch für ein globales Investment in diesem Sektor?

Thomas Bucher: In den vergangenen drei Jahren waren die europäischen Pharmaunternehmen grundsätzlich mit einer besseren Forschungspipeline ausgestattet. Dies  gilt aus heutiger Sicht nicht mehr, deshalb kann ein globaler Investor besser an den Chancen der US- und japanischen Pharmaunternehmen teilnehmen.

Der europäische Healthcare-Sektor ist sehr stark "pharmalastig". Die anderen Sub-Sektoren sind nur vereinzelt vertreten. Viele Bereiche des Biotechnologiesektors, der Medizintechnik oder von Gesundheitdienstleistern bieten attraktive Investitionschancen, die am besten in den US wahrgenommen werden.

Langfristig bieten die Emerging Markets ein enormes Wachstumspotential, weil in diesen Ländern die Gesundheitsausgaben deutlich schneller als das Sozialprodukt steigen werden.

Ist der Einstiegzeitpunkt günstig?

e-fundresearch: Auf welchen weiteren konjunkturellen Verlauf sollten sich Anleger einstellen und sind Healthcare-Investments derzeit überhaupt attraktiv? 

Thomas Bucher: Wir gehen von einer konjunkturellen Wachstumsdelle (mid-cylce slow down) aus. Die Erleichterung darüber, dass aller Voraussicht nach keine Rezession im Anmarsch ist, hat die Aufmerksamkeit der Investoren jedoch auf konjunktursensiblere Sektoren wie z.B. Stahl oder Technologie gelenkt. Sollten jedoch die Konjunkturängste in den Vordergrund treten, wäre gerade jetzt der richtige Einstiegszeitpunkt.

e-fundresearch: Wie stellt sich die Bewertung des Sektor da? Billig sind die meisten Aktien ja nicht gerade, oder?

Thomas Bucher: Der Sektor ist - unverändert gegenüber dem Vorjahr - derzeit mit dem 17-fachen des für 2007 geschätzten Gewinnes bewertet und handelt mit einer rund 10-prozentigen Prämie zum Gesamtmarkt, wobei diese in der Vergangenheit eher bei 20 Prozent lag. Währungsadjustiert legte der MSCI World Healthcare etwas mehr als 10 Prozent zu.

„Performance von 10 Prozent bis 2009 ist realistisch“

e-fundresearch: In diesem Jahr schlugen Weltaktien gemessen am MSCI World Index den Sektorindex MSCI World Health Care um sieben Prozent. Wird das so weitergehen und wie schätzen Sie die Ertragsaussichten in den nächsten Jahren ein?

Thomas Bucher: Wir erwarten, dass die Gewinne des Gesundheitssektors weltweit im Durchschnitt um etwa 10 Prozent in den kommenden drei Jahren wachsen wird. Eine dementsprechende Performance sollte man auch mit den Aktien des Sektors erzielen können. Enorme Aktienrückkaufprogramme der Unternehmen kommen dieser Erwartung entgegen.

e-fundresearch: Vielen Dank für das Gespräch!

Alle Daten per 20.11.2006 in Euro
Quelle:

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