Dividendenfonds auf dem Prüfstand

Auf Sicht der letzten drei Jahre schnitten nur globale Dividendenfonds überdurchschnittlich ab und konnten den MSCI World Index schlagen. Welche Gründe das hat, wie es mit der Assetklasse weitergeht und welche Fonds derzeit die Nase vorn haben, lesen Sie hier. Funds | 20.07.2006 07:21 Uhr
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Dividendenfonds erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Aktuell sind bereits 24 Mrd. Euro in 50 verschiedenen Produkten investiert. Allein in den letzten 12 Monaten kamen zehn neue Fonds hinzu und das Volumen stieg von 21,6 Mrd. Euro um 11 Prozent an. Untersucht wurden dabei von e-fundresearch.com alle Dividendenfonds, die über eine Vertriebszulassung in Österreich, Deutschland oder der Schweiz verfügen.

Das Abschneiden von Dividendenfonds variiert aber stark - je nach Anlageregion:

  • Der Durchschnitt der sieben globalen Dividendenfonds, die bereits über eine 3-Jahres-Historie verfügen, erreichte in den letzten drei Jahren eine jährliche Rendite von 13 Prozent, der MSCI World erzielte mit 11,2 Prozent deutlich weniger.
  • Europäische Pendants schnitten dagegen mit 17 Prozent vs. 17,8 Prozent beim MSCI Europe im Schnitt enttäuschend ab.
  • Auch die sieben UK-Dividendenfonds, die mit einem Gesamtvolumen von 8,8 Mrd. Euro zu den größten Dividendenfonds zählen, übertrafen mit 16,8 Prozent den Ertrag des FTSE All Share Index mit 17,9 Prozent nicht.

Wann Dividendenfonds am besten laufen

Der Grund dafür liegt laut Regina Parhammer, Fondsmanagerin des Volksbank-Dividend-Invest, in dem unterschiedlichen Marktumfeld: „Dividendenfonds spielen ihre Stärken aufgrund des niedrigen Betas besonders in seitwärtsgehenden oder leicht fallenden Märkten aus. Je stärker die Börsen steigen, desto weniger eignen sich diese Fonds“, schildert die Expertin, die seit Neuausrichtung im Dezember 2005 das mittlerweile 47 Millionen Euro große Portfolio verantwortet. „Denn die Dividendenzahlungen federn das Kursrisiko sozusagen nach unten ab“, erklärt sie weiter. Und da globale Aktien im Vergleich zu Europa oder UK im Zeitraum der letzten drei Jahre die geringsten Wertsteigerungen erzielten, waren dort Dividendenfonds auch am erfolgreichsten.

Volksbank: Outperformance durch Hedging

Der Volksbank-Dividend-Invest, der global anlegt, machte sich dieses Faktum zuletzt sogar doppelt zu Nutze: Seit Jahresbeginn erzielte er rund sechs Prozent und liegt damit noch deutlich vor dem DWS Top Dividende mit +2,4 Prozent auf Platz eins aller globalen Dividendenfonds. „Wir sind mit der Performance seit der Neuausrichtung sehr zufrieden. Im Unterschied zu den meisten unserer Mitbewerber sichern wir das USD-Fremdwährungsrisiko großteils ab, was uns in diesem Jahr einen zusätzlichen Performancebeitrag gebracht hat“, erklärt die seit 2003 bei der Volksbank tätige Fondsmanagerin die strategische Entscheidung.

Bis Mitte Dezember 2005 hieß der Fonds übrigens Volksbank-Global-Blue-Chip-Fund und investierte indexnah zum FTSE World Index: „Wir waren mit der Performance nicht sehr glücklich und da wir uns als aktive Manager verstehen, haben wir uns zu dieser Neuausrichtung entschlossen“.

UK: Dividendenfonds bereits seit 1964

Über die längste Historie unter den Dividendenfonds verfügen übrigens britische Produkte: Der älteste davon, der M&G Dividend, wurde bereits im Mai 1964 aufgelegt. „Aufgrund der privaten Vorsorge sind britische Dividendenfonds in Großbritannien die wichtigste Assetklasse“, schildert James Lowen, zusammen mit Clive Beagles Fondsmanager des JOHCM UK Equity Income.

Beagles: Erfolgreicher Wechsel zu JO Hambro

Beagles und Lowen waren bis März 2004 für das Management des mit mittlerweile 3,7 Mrd. Euro großen Newton Higher Income verantwortlich. Dieser konnte im von Beagles/Lowen relevanten Berichtszeitraum (1.7.2001-24.3.2004) den FTSE All Shares Index annualisiert um 7,6 Prozent schlagen (Fonds: -1,0 Prozent p.a. / Index: - 8,6 Prozent p.a.).

„Ab einer gewissen Größe war es einfach nicht mehr möglich, den Fonds effizient zu verwalten. Beim JOHCM UK Equity Income haben wir uns deswegen ein maximales Volumen von 750 Millionen Pfund gesetzt um das zu verhindern“, schildert Lowen.

Erfolgsgründe: Mehr Zeit und Performance-Fee

Zudem genießt er die größere Freiheit bei Investmententscheidungen bei der Londoner Investment Boutique JO Hambro Capital Management: „Während wir bei Newton 60 Prozent unserer Zeit ausschließlich mit dem Management des Fonds verbrachten, sind es jetzt 90 Prozent“.

Zudem hängt die Entlohnung der Fondsmanager bei JO Hambro stark von der ab: „Unser Fonds weist eine relativ geringe Management-Fee auf, dafür aber eine Performance-Fee in Höhe von 15 Prozent der Outperformance gegenüber dem FTSE All Shares Index“. Somit sei eine weitestgehende Übereinstimmung der Investorenziele mit den Interessen der Fondsmanager sichergestellt. Das deutliche Engagement zeigt sich auch im starken persönlichen Investment der Portfolio Manager: „98 Prozent des persönlichen Portfolios von Clive, sind im JOHCM UK Equity Income investiert, bei mir sind es aufgrund einer breiteren globalen Diversifikation knapp ein Drittel“, beschreibt Lowen.

JOHCM schlägt Newton um 3,5 Prozent p.a.

Das macht sich auch in der Performance des Fonds positiv bemerkbar: Seit Start Ende November 2004 legte der JOHCM Fonds um 34,2 Prozent zu, der Newton Income nur um 27,6 Prozent. Zum Vergleich: Der FTSE All Share Index kam auf 31,3 Prozent. Das entspricht einer annualisierten Outperformance gegenüber dem Newton Fonds von 3,5 Prozent.

Britische Aktien im strukturellen Bullenmarkt?

Und auch der weitere Ausblick für die Assetklasse sei positiv: „Gemessen am KGV oder der Free Cash Flow Yield ist der britische Aktienmarkt nicht teuer, sondern liegt genau im Schnitt der letzten 40 Jahre. Zudem werden aufgrund von Aktienrückkaufprogrammen in den nächsten 10 Jahren zwischen zehn und 20 Prozent des Aktienmarktes verschwinden. Diese günstige Angebots-Nachfrage-Situation sollte den Markt langfristig zusätzlich stützen“, prognostiziert Lowen.

Seitwärtstrend bei globalen Aktien

Optimistisch – zumindest was Dividendenfonds betrifft – äußert sich auch Parhammer: „Ich bin für das zweite Halbjahr für globale Aktien sehr vorsichtig und rechne maximal mit einer Seitwärtstendenz“. Der Grund für diese zurückhaltende Prognose liege aber nicht in den teuren Bewertungen globaler Aktien: „Ganz im Gegenteil. Aktien sind derzeit nicht teuer. Aber das starke Gewinnwachstum der Unternehmen in der Vergangenheit wird nicht anhalten“, gibt sie sich überzeugt. Für Dividendenfonds sei das aber ein optimales Umfeld: „Derzeit sehe ich deswegen einen guten Einstiegszeitpunkt für Anleger“, prognostiziert sie schließlich.

Alle Daten per 17.7.2006 in Euro
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