Walczak: Gegen den Strom

Ausgehend von Rohstoffen mussten fast alle Aktien zuletzt starke Verluste hinnehmen. Edwin Walczak, Fondsmanager des Vontobel US Value Equity hat sich bis zum Schluss gegen den Strom gestellt und diesen Bereich gemieden. Im letzten Monat übertraf er den S&P 500 Index deswegen um nahezu vier Prozent. Funds | 24.05.2006 07:48 Uhr
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Der seit zweieinhalb Jahren anhaltende Trend, wonach Rohstoffe und konjunktursensible Nebenwerte den Markt anführen, hat sich bis über das erste Quartal 2006 fortgesetzt. Am Tag nach Quartalsende waren in der Financial Times folgende zwei Schlagzeilen zu lesen: „Metallpreise wachsen in den Himmel“ und direkt daneben: „Aussicht auf hohe Renditen bei Staatsanleihen“. „Solche Rahmenbedingungen boten in der Vergangenheit nicht gerade ein viel versprechendes Umfeld für Aktien“, meint Edwin Walczak, Fondsmanager des Vontobel US Value Equity Fund.

Fonds über drei Jahre im vierten Quartil

Da sein Fonds keinerlei Rohstoff- oder Energietitel enthält, fiel die Performance der letzten drei Jahre dementsprechend schlecht aus: Während der US-amerikanische S&P 500 Index im Zeitraum Mitte Mai 2003-2006 rund zehn Prozent p.a. zulegte, kam der Vontobel Fonds nur auf ein Jahresplus vom 3,7 Prozent. Damit liegt Walczak auf Platz 285 von 293 US-Aktienfonds und klar im vierten Quartil.

„Wir springen nicht auf den fahrenden Zug auf“

Auf den fahrenden Zug aufspringen und Rohstoffaktien kaufen wollte Walczak aber bis zuletzt nicht. Die meisten Rohstoffproduzenten erfüllen die Kriterien des von Warren Buffett inspirierten Anlageansatzes Walczak´s nicht: „Inwiefern handelt es sich dabei um „gute Unternehmen“ in einem „guten Business“? In Anbetracht der sehr hohen Rohstoffpreise der letzten Jahre und des raschen Anstiegs der Förderkosten sind die Erträge dieser Unternehmen auf bereinigter Basis wahrscheinlich deutlich ins Positive verzerrt. Viele dieser Unternehmen mit aktuell äußerst hohen Eigenkapitalrenditen werden in einiger Zeit wahrscheinlich wieder deutliche Renditeeinbussen erfahren“, so der US-Experte.

Rohstoffproduzenten sind Wertvernichter

Denn bei dem auf Warren Buffet zurückgehenden Anlageansatz betrachtet Walczak immer zuerst die relative Attraktivität des Geschäftsfeldes, in dem ein Unternehmen tätig ist, und nicht den vermeintlich günstigen Preis eines Einzeltitels. „In der Vergangenheit lag über einen gesamten Zyklus betrachtet die Rendite der meisten Rohstoffproduzenten - einschließlich Ölgesellschaften - unter ihren Kapitalkosten. Als langfristige Anleger sind wir gegenüber einem Engagement in wertvernichtende Geschäftsfelder generell abgeneigt“, erklärt er.

Feiglinge beteiligen sich nicht an Mutproben

„Die Situation gleicht einer Mutprobe, bei der mit hohen Einsätzen darum gespielt wird, über wie lange Zeit eine nicht nachhaltige Dynamik aufrechterhalten werden kann. Feiglinge wie wir beteiligen sich bekanntermaßen nicht an solchen Mutproben - somit könnte man uns auch als „Anti-Rohstoff“ Fonds bezeichnen“, fasst Walczak zusammen.

Walczak findet derzeit kaum interessante Einzeltitel

„Während Anleger rund um den Globus scheinbar ohne Bedenken immer größere Engagements mit immer geringeren Sicherheitsmargen in dieser riskantesten Anlageklasse eingehen, haben wir uns für die entgegengesetzte Richtung entschieden. Wegen des starken Anstiegs der kurzfristigen US-Zinsen im 1. Quartal haben wir 5,4% des Fondskapitals in sechsmonatige Schatzanleihen mit einer Rendite von 4,7% investiert. Dadurch sowie durch einige gezielte Aktienkäufe im Laufe des Quartals reduzierte sich der Liquiditätsanteil des Portfolios von etwa 25% zum Jahresende 2005 auf nur noch rund 15% zum Ende des 1. Quartals 2006. Generell finden wir nach wie vor nur wenige Einzeltitel, die unsere Anlagekriterien erfüllen“, so Walczak in seinem aktuellen Quartalsbericht.

Aktien bringen kaum Mehrertrag zu risikofreien Anlagen

Und: „Wenn Warren Buffett’s Prognose für den US-amerikanischen Markt zutrifft, wonach in den nächsten Jahren mit Aktienrenditen von 6-8% zu rechnen ist, erscheint uns eine risikofreie Rendite von annähernd 5% vernünftig. Außerdem gab es schon seit Längerem keine größeren Marktkorrekturen mehr. Wir sind zwar keine Market Timer, aber es ist sicher keine schlechte Idee, etwas Geld für günstige Kaufgelegenheiten zurückzubehalten“

Panik ist wenig sinnvoll

Die jüngsten Kurskorrekturen könnten dabei bereits schon solche sein. Überrascht zeigt er sich jedenfalls nicht: „Seit Wochen schon haben sich konservative Anleger aus Aktien zurückgezogen, da diese von einer Überbewertung globaler Aktien von 5-10 Prozent ausgegangen sind“.

„Bevor ein Anleger jetzt aber in Panik gerät, sollte er sich die Fakten anschauen: Und diese sind mit einem immer noch starken Weltwirtschaftswachstum, einer kontrollierten Kern-Inflation und generell nicht abgehobenen Aktienbewertungen nicht unattraktiv“.

Sind US-Aktien sogar unterbewertet?

Die Aktien im S&P 500 weisen auf Sicht der nächsten 12-Monate ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 14,3 auf. „Anfang 2000 waren wir bei 30 und wenn die Gewinne der Unternehmen auf diesen Zeitraum im Rahmen der Erwartungen liegen, könnten US-Aktien ziemlich unterbewertet sein“, meint Walczak schließlich.

Performancedaten per 18.5.2006 in Euro
Quelle:

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