Was wurde eigentlich aus TIPS?

Inflationsgeschütze Anleihenfonds erlebten 2004/2005 einen wahren Boom und unzählige neue Produkte kamen auf den Markt. Dann ist es plötzlich ruhig geworden um diese Assetklasse und seit Jahresbeginn verloren diese Fonds im Schnitt 3 Prozent. Herkömmliche Anleihenfonds schnitten deutlich besser ab. Funds | 11.04.2006 07:31 Uhr
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Inflationsgeschützte Anleihen existieren bereits seit dem Jahre 1742. Fonds die in diese Assetklasse investieren, sind dagegen relativ neu. Bis 2003 waren inflationsgeschützte Anleihen den breiten Anlegerschichten in der Regel kaum bekannt. In den Jahren 2004 und 2005 lebte die Assetklasse auf und immer mehr neue Fondsprodukte wurden aufgelegt. 

Wie funktionieren TIPS?

Die Rendite eines Inflation Linked Bonds hängt im Gegensatz zu klassischen Anleihen von der tatsächlich gemessenen Inflation ab. TIPS (Treasury Inflation Protected Securities) bestehen aus zwei Komponenten, dem Realzins und der Inflationsvergütung. Der Realzins ist der Nominalzins, mit dem klassische Bonds arbeiten, bereinigt um den Inflationsanteil. Die Hauptaufgabe von TIPS-Managern besteht darin, kommende Preissteigerungen korrekt einzuschätzen. Ein Beispiel: Der Nominalzins einer zehnjährigen französischen Staatsanleihe beträgt 3,9 Prozent, der Realzins liegt bei 1,9 Prozent. Die so genannte Break-even-Rendite für den TIPS-Manager beträgt also 2 Prozent. Sie kann als die vom Markt erwartete Inflationsrate betrachtet werden. Rechnet der Manager mit einer höheren Inflation, kauft er das Papier.

9,1 Mrd. Euro in 43 Fonds

Alleine 2004 kamen 15 neue Euro-Inflation Linked Anleihenfonds auf den Markt, letztes Jahr vergrößerte sich die Anzahl um weitere sieben Fonds. Mittlerweile können Privatanleger bereits aus insgesamt 43 entsprechenden Produkten (32 in Euro, je 4 global bzw. in US-Dollar, 2 UK und 1 CHF) auswählen, welche zusammen 9,13 Mrd. Euro an Volumen repräsentieren.

Inflationsschützer mit größeren Verlusten

Seit letzten Herbst enttäuschten inflationsgeschützte Anleihenfonds aber deutlich: Während herkömmliche Euro-Anleihenfonds (gemessen am jeweiligen Lipper-Fondsdurchschnitt) seit 1. September 2005 aufgrund steigender Zinsen 2,1 Prozent an Wert verloren, summierten sich die Verluste der erfolgsverwöhnten Inflationsschützer auf 3,6 Prozent. Noch schlechter lief es seit Jahresbeginn: Euro-Staatsanleihenfonds gaben 1,7 Prozent ihres Wertes ab, Inflation-Linked-Fonds 3,2 Prozent.

Höhere Duration als Hauptgrund

Hauptgrund für diese Entwicklung sei die unterschiedliche Duration, betonen die Experten. Die Duration ist eine Kennzahl, welche angibt, wie stark sich der Gesamtertrag einer Anleihe ändert, wenn sich der Zinssatz am Markt ändert. „Während die durchschnittliche Duration inflationsgeschützter Euro-Staatsanleihen, gemessen am Barclays Index, bei 9,5 Jahren liegt, weisen Staatsanleihen mit 6,2 Jahren eine deutlich niedrigere Restlaufzeit auf“, erklärt Johann Pruckner, Fondsmanager des ESPA Bond Euro-Real. Grob gerechnet verlieren inflationsgeschützte Euro-Staatsanleihen bei einem Zinsanstieg von einem Prozent knapp 9,5 Prozent an Wert.

Denn gegen steigende Zinsen - seit Jahresbeginn stieg die Rendite 10-jähriger-Anleihen von 3,5 auf 3,9 Prozent an - bieten auch inflationsgeschützte Anleihen keinen zusätzlichen Schutz. „Außer wenn die steigenden Zinsen am langen Ende durch erhöhte Inflationserwartungen ausgelöst werden, was diesmal aber nicht der Fall war“, fügt Pruckner hinzu.

„Volatilität hat alle überrascht“

Wegen der höheren Duration, weisen Inflationsschützer auch naturgemäß eine höhere Volatilität auf: In den letzten fünf Jahren lag die Standardabweichung herkömmlicher Euro-Anleihenfonds bei 1,6 Prozent, inflationsgeschütze Euro-Anleihenfonds waren mit 2,5 Prozent p.a. gleich um die Hälfte volatiler. Viele Experten gingen aber ursprünglich von einem anderen Sachverhalt aus: „Die Lehrbruchmeinung besagte eigentlich genau das Gegenteil. Das hat eigentlich alle überrascht, auch uns“, gesteht Josef Falzberger, Fondsmanager des Schoellerbank Realzins Plus.  

Langer Investmenthorizont schützt vor Verlusten

Anleger sollten sich von der Verlusten langlaufender Anleihen – und im Grunde sind inflationsgeschütze Anleihen genau das – jedoch nicht verunsichern lassen, betonen die Experten. „Der Investmenthorizont, wir empfehlen aufgrund der Restlaufzeit in etwa acht Jahre, sollte jedoch eingehalten werden. Denn wer Anleihen bis zur Fälligkeit hält, den treffen Kursschwankungen nicht“, rät Falzberger. Bei der Erste-Sparinvest empfiehlt man den Anlegern zumindest fünf Jahre investiert zu bleiben. „Dann muss man auch nicht nervös werden“, so Pruckner. Denn in keiner 5-Jahres-Periode erzielte man mit Anleihen eine niedrigere Rendite als mit Geldmarkt-Papieren. „Über diesen Zeitraum erscheint uns deswegen eine Ertragsschätzung von rund vier Prozent p.a. als realistisch“, prognostiziert Pruckner schließlich.

Die besten Fonds im Überblick

Anleger die in inflationsgeschützte Euro-Anleihen investieren wollen, bieten sich aktuell 32 Fondsprodukte zur Auswahl an. Die Top-3 anhand der risikoadjustierten Rendite (Sharpe Ratio p.a.) der letzten drei Jahre stammen von AXA (0,67), KBC und Schoellerbank (je 0,54) - siehe auch Tabelle oben.

Alle Daten per 6.4.2006 in Euro
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