Marsmenschen lieben Gleichgewichtung

Outperformance sei per Definition nur wenigen Fondsmanagern vorbehalten, erklärt Rolf Banz, Chief Investment Architect bei Pictet. Warum die strategische Asset Allokation als heilige Kuh des Portfoliomanagements geschlachtet werden sollte, referierte der Experte beim Spängler investmentforum in Salzburg. Funds | 21.03.2006 07:15 Uhr
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Gegenüber aktivem Management ist in den letzten eine verstärkte Skepsis festzustellen: „Denn nicht alle Fondsmanager können per Definition überdurchschnittlich performen weshalb passive Mandate auch immer mehr an Boden gewinnen“, beschreibt Rolf Banz, Chief Investment Architect bei Pictet Asset Management die Lage. „Mit gemischten Gefühlen stehen die Anleger allerdings auch den alternativen Anlagen gegenüber“, fasst der Schweizer zusammen. Einigkeit bestehe in der Branche lediglich im Primat der strategischen Asset Allokation als wichtigstes Element der Anlagestrategie. Denn empirische Studien zeigen, dass 90 Prozent der Portfolioeigenschaften durch die Vermögensaufteilung und nicht die Einzeltitelauswahl bestimmt werden.

Ist Top-Down wirklich erfolgreicher als Bottom-Up?

„Was aber wenn dem nicht so ist und die optimale Asset Allokation nur eine Illusion darstellt“, stellt Banz, der u.a. als Spezialist für Small Cap Strategien gilt, in den Raum. Denn so einfach wie angenommen sei die strategische Vermögensaufteilung nicht: „Das Schätzrisiko, etwa über Prognosen für die Korrelation zwischen Assetklassen, ist enorm“. Genau aber gegenüber Veränderungen bei den Korrelationen sei die strategische Vermögensaufteilung besonders sensitiv. Zu einem Fokus auf die strategische Asset Allokation rät Banz deshalb nur Genies, die in die Glaskugel schauen können.

Ziel: Maximierung der Information Ratio

Die Titelauswahl sei viel leichter zu bewerkstelligen. „Ziel eines jeden aktiven Anlegers sollte es sein, die so genannte Information Ratio zu maximieren“, gibt Banz vor. Diese setzt die aktive Performance, also die Abweichung der Wertentwicklung des Fondsportfolios von der Wertentwicklung des Vergleichsindex, in Relation zum Tracking Error. Sie gibt Auskunft darüber, mit welchem Abweichungsrisiko gegenüber dem Gesamtmarkt der Fondsmanager eine Überrendite erwirtschaftet hat. Je höher die Überrendite und je geringer das Abweichungsrisiko, umso höher ist die Information Ratio (IR) und damit die Güte des Fonds.

Welche Erfolgsquote ein Manager haben sollte?

Dabei gebe es zwei Haupteinflussfaktoren auf die Information Ratio: Das Können des Fondsmanagers, gemessen als Informationskoeffizient (IC) bzw. die Anzahl der unabhängigen Wetten. Der Informationskoeffizient liegt bei einer Erfolgsquote von 50 Prozent bei Null: „Wenn die Hälfte aller Wetten nicht aufgehen, egalisiert sich der Erfolg“, so Banz. Danach stiegt der IC bei einer 100-prozentigen Erfolgsquote bis auf 1,0.

Pictet verknüpft Information Ratio mit Manager-Gehalt

Gute Fondsmanager bringen es auch einen Informationskoeffizienten zwischen 0,05 und 0,2: „Dafür müssen knapp 55 bis 60 Prozent aller Wetten richtig sein. Viel mehr ist kaum möglich“, grenzt Banz ein. Mit diesen IC-Werten und rund 50 unabhängigen Entscheidungen pro Jahr ergibt sich eine Information Ratio zwischen 0,3 und 1,4. „Gute Fondsmanager sollten in etwa eine Information Ratio in dieser Bandbreite aufweisen“. Bei Pictet selbst müssen die Fondsmanager über einen drei Jahres Zeitraum übrigens eine Information Ratio von mindestens 0,25 aufweisen um Gehaltskürzungen zu vermeiden.

Ideal: Multimanager mit wenig Restriktionen

Wer die Information Ratio seines Portfolio optimieren will, sollte außerdem auf mehrere Manager setzen: Denn während ein einzelner Star-Manager vielleicht ein IR von 2,5 aufweisen kann, würden 12 Manager mit einer IR von 0,75 einen gemeinsamen Wert von 2,6 haben. „Dabei kommt es aber darauf an, den einzelnen Managern so wenig wie möglich einzuschränken“, weist Banz hin. Denn je mehr Restriktionen, desto geringer auch die potentielle Information Ratio. „Wer wirklich gute Manager beschäftigen will, sollte Mandate mit möglichst minimalen Restriktionen vergeben und diese modular zu einem Multi-Manager-Produkt zusammenfügen“, rät der Experte.

Alpha durch Gleichgewichtung
 
Eine weitere Empfehlung hat Banz für Anleger noch parat: „Wie würde ein Marsmensch investieren, wenn er nichts über Portfoliomanagement wüsste. Er würde zuerst einmal seine Gewichtungen nicht nach der Börsenkapitalisierung ausrichten, sondern eine Gleichgewichtung vornehmen“, ist Banz überzeugt. Allein damit hätte er in den letzten Jahren besser verdient als der Durchschnitt: Während der MSCI World seit Anfang 1997 eine Jahresrendite von 9,8 Prozent erzielte, kam der gleichgewichtete MSCI World Index auf 13 Prozent. Noch größer war der Renditeunterschied bei Schwellenländern: Der MSCI Emerging Markets Index kam auf 12,8 Prozent, das gleichgewichtete Pendant erzielte einen Mehrertrag von 10,4 Prozent – pro Jahr!

Fazit

Die aktive Titelauswahl verspricht mehr Erfolg als die dogmatische Konzentration auf die strategische Asset Allokation. Wer gute Manager finden will, dürfte diese vor allem anhand der Information Ratio finden. Die Kombination mehrerer überdurchschnittlicher Manager verspricht aber jedenfalls mehr Erfolg als die Suche nach dem einen besten. Voraussetzung dafür ist jedoch die Freiheit der Manager. „Restriktive Mandate sind teuer, denn das reduziert die Gewinnchancen, auch für gute Manager“, betont Banz. Nachhaltige Investments seien aus diesem Grund einmal zu hinterfragen. 

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