Europäische Outperformance 2006

Obwohl das Wirtschaftswachstum in anderen Weltregionen größer war als in Europa, schlugen sich europäische Aktien in den letzten 20 Jahren besser als Dividendenpapiere aus den USA oder Japan. Ob dieser Trend auch im laufenden Jahr eine Fortsetzung findet, fragte e-fundresearch führende Europa-Fondsmanager. Funds | 23.01.2006 09:24 Uhr
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Obwohl das Wirtschaftswachstum in anderen Weltregionen größer war als in Europa, schlugen sich europäische Aktien langfristig besser als Dividendenpapiere aus den USA oder Japan. Während der MSCI Europe Index seit Anfang 1986 eine Jahresrendite von 10,1 Prozent aufweist, lag der US-amerikanische S&P 500 Index mit 9,8 Prozent leicht dahinter. Der japanische TOPIX kam in den letzten 20 Jahren nur auf 3,9 Prozent p.a., wies dabei allerdings noch deutlich höhere Schwankungen auf.

Auf Sicht der letzten fünf Jahre liegt der MSCI Europe Index aufgrund der starken Kursverluste 2001/2002 jedoch mit 0,2 Prozent p.a. nur leicht im Plus. Und 26 von 145 Europa-Aktienfonds, also 18 Prozent, schlugen den Index über diesen Zeitraum. Beeindruckend dabei jedoch die Outperformance-Ergebnisse der besten Manager: Während der anhand der risikoadjustierten Performance (Sharpe Ratio) erfolgreichste Europa-Aktienfonds der letzten fünf Jahre (Vitruvius European Equity) den Index um 8,4 Prozent pro Jahr übertreffen konnte, waren es beim zweitgereihten First Private Europa Aktien ULM sogar 10,6 Prozent. Kumuliert bedeutet dies einen Mehrertrag von 65 Prozent in fünf Jahren.

Über die weitere Entwicklung der europäischen Aktienmärkte sind sich fast alle Manager einig: Der Aufwärtstrend sollte auch 2006 anhalten.

„Denn europäische Aktien haben sich die Rallye 2005 redlich verdient. Die Unternehmensgewinne stiegen weit stärker als noch von einem Jahr zu hoffen war und die Bewertungen sind nicht strapaziert. Bereits ein moderat freundliches Wirtschaftsumfeld wird ausreichen um in 2006 erneut gute Gewinne in Aktien zu ermöglichen“, gibt sich Tobias Klein, Fondsmanager des First Private Europa Aktien ULM fast euphorisch. „Da die Inflationsraten tendenziell wieder zurückkommen dürften, geht von der Zinsseite keine Gefahr für die Aktienmärkte aus - im Gegenteil. Während sich der Zinserhöhungszyklus in den USA dem Ende nähert, ist in Europa nicht mit substanziellen Straffungen zu rechnen. Ein europäischer Leitzins von 2,75 Prozent wäre vor allem auch angesichts historisch niedriger Zinsen bei längeren Laufzeiten gut zu verkraften“, meint der Experte. Sektoral setzt Klein derzeit u.a. auf den Automobilsektor: „2005 hat diese Industrie insgesamt eher enttäuscht. Es gibt deswegen durchaus Potential für positive Überraschungen“. Weiters biete der Bankensektor bei vernünftigen Bewertungen derzeit gute Ertrags- und Performancechancen. „Auch für die Versicherungen erwarten wir in 2006 gutes organischen Wachstum und befriedigende Erträge aus den Finanzanlagen“, prognostiziert Klein. Öltitel seien Ende des Jahres etwas stärker gefallen, als der Rückgang des Ölpreises es rechtfertig: „Die mögliche Korrektur verschafft dem Sektor im ersten Quartal Performancechancen. Im Verlauf des Jahres fehlt den Öltiteln und wohl auch dem Rohstoffsektor dann aber der Wachstumstreiber. Grundsätzlich wirkt die Knappheit eines Produkts für die Industrie mittelfristig ja eher kontraproduktiv“, meint er.

Philippe Brugère-Trelat, Fondsmanager des Franklin Mutual European Fund, geht auch von einem freundlichen Umfeld für europäische Aktien 2006 aus. Der als Deep-Value-Investor bekannte Fondsmanager findet nach den Kursgewinnen laut eigenen Angaben derzeit allerdings weniger unterbewertete Aktien als noch vor wenigen Jahren. Trotz der hohen Cash-Quote von 20 Prozent konnte sich der Fonds dennoch behaupten. „Nach der starken Rally ist der Gesamtmarkt mit einem KGV von rund 13 relativ attraktiv. Wir sind uns aber auch bewusst, dass das Restrukturierungspotential europäischer Unternehmen auf der anderen Seite langsam abnimmt“, gibt er sich kryptisch. Einen sektoralen Schwerpunkt bilden im Fonds derzeit Tabakwerte: „Starke Cashflows und günstige Bewertungen bilden zusammen mit dem im Vergleich zu den USA niedrigeren Rechtsrisiko die Grundlage für unsere Entscheidung“, so Brugère-Trelat. Während ihm deutsche Aktien wie Siemens oder Rheinmetall aufgrund des Restrukturierungspotentials besonders gefallen, gewichtet er Österreich momentan unter: „Der Markt ist relativ klein und befindet sich auf einem 4-Jahres-Hoch“, begründet er.

Etwas positiver ist Sanjeev Shah, der letzten August den Fidelity Funds - European Aggressive von David Baverez übernommen hat: „Die gute Kursentwicklung der letzten Jahre war aufgrund der verbesserten Fundamentaldaten der Unternehmen gerechtfertigt. Während des Jahres 2005 fiel das KGV des Marktes sogar noch“. Derzeit fänden sich bei europäischen Aktien außerdem genügend Bewertungsanomalien, von denen Shah profitieren will: „Die Bewertungen in den Sektoren Pharma und Medien sind auf historischen Tiefs, weshalb selektive Zukäufe derzeit Sinn machen“, verrät er. Seit der Übernahme des Fonds hat Shah außerdem sein UK-Gewicht deutlich erhöht: „Der Grund liegt darin, dass wir dort verstärkt interessante Aktien aus den Sektoren Pharma, Öl, Immobilien und Medien finden“, erklärt Shah. 

Chris Complin, Fondsmanager des viertgereihten JPM Europe Strategic Value, sieht den Grund für den Aufschwung der europäischen Börsen vor allem in der internationalen Expansion der Unternehmen. „Das hat dazu geführt, dass viele Firmen ihre Produktion ins Ausland verlagert haben und dadurch in der Lage waren die Kosten zu senken. Außerdem wurden ganz neue Märkte erschlossen“, so der Experte. Er rechnet in den nächsten Jahren mit  einer Fortsetzung dieser Trends: „Zusammen mit den international günstigen Bewertungen europäischer Aktien sollten die nächsten Jahre recht spannend werden“, gibt er sich optimistisch für die Assetklasse. Denn allein im Vergleich zu den USA (aktuelles KGV: 17) würden europäische Aktien (KGV von 13) immer noch mit einem deutlichen Abstand gehandelt. „Dieser aus der Historie stammende Abschlag ist meiner Meinung nach einfach nicht mehr gerechtfertigt und sollte sich in den nächsten Jahren auflösen“, prognostiziert er.

Alle Daten per 6.1.2006 in Euro
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