Merrill Lynch: Zehn Prognosen für 2006

„Der US-Aktienmarkt erlebt seine erste zehnprozentige Korrektur seit 2002 und bereitet damit den Boden für einen Bullenmarkt im zweiten Halbjahr“, prognostiziert Bob Doll, President und Chief Investment Officer bei Merrill Lynch Investment Managers in seinen alljährlichen zehn Vorhersagen für die Finanzmärkte. Funds | 17.01.2006 12:17 Uhr
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

„Eine Schlüsselfrage, die bei der Richtungsbestimmung der Aktienkurse für 2006 hilft, lautet, ob und in welchem Umfang die Unternehmensgewinne weiterhin die Erwartungen übertreffen“, erklärt Doll. „Die Unternehmensgewinne hatten in den zurückliegenden Jahren einen unglaublichen Lauf. Daher nehmen wir an, dass der Zenit des Gewinnwachstums inzwischen überschritten ist und sie die hohen Erwartungen der Analysten nicht länger übertreffen werden.“ Enttäuschungen im Zusammenhang mit den Unternehmensgewinnen werden daher 2006 wahrscheinlich eine bedeutendere Korrektur auslösen, als in früheren Zeiten unter ähnlichen Bedingungen erlebt, da sich der Rückgang beim Gewinnwachstum in der Mitte des Börsenzyklus stärker auswirkt.

Aktienauswahl entscheidend

Obwohl das Einsetzen des Bullenmarktes noch nicht genau abzusehen ist, schwenkt Doll dennoch nicht in das Lager der Bären ab und rechnet damit, dass Korrekturen nur relativ kurzlebig sein werden. Er sieht potenzielle Kurskorrekturen als eine Gelegenheit, in Erwartung des folgenden Kursaufschwungs im zweiten Halbjahr Positionen im Portfolio aufzustocken. In einem solchen Umfeld sei die Aktienauswahl allerdings erneut entscheidend. „Wir rechnen damit, dass in diesem Jahr Wachstumsaktien und Large Caps die Value-Werte und Small Caps in der Wertentwicklung schlagen werden“, erklärt der Experte von Merrill Lynch IM. „Unternehmen mit Preismacht werden wahrscheinlich eine gute Kursentwicklung abliefern. Investitionsgüterproduzenten werden besser abschneiden als Hersteller von Konsumgütern.“ US-Unternehmen mit einem Engagement auf den internationalen Märkten sieht Doll ebenfalls günstig positioniert.

Ist die Zinserhöhungsrunde der Fed zu Ende?

Die US-Notenbank wird ihre Zinserhöhungen so lange nicht abschließen, bis sich das Wachstum verlangsamt und sie davon überzeugt ist, dass die Inflation keine bedeutende Bedrohung mehr darstellt. Doll rechnet damit, dass beide Bedingungen in den ersten Monaten des Jahres 2006 eintreten. Daher werde es wohl nicht mehr viele Zinsanhebungen geben. Zinsverschärfungen durch die US-Notenbank und Wachstumsverlangsamungen in der Mitte des Konjunkturzyklus würden oft von Korrekturen an den Aktienmärkten begleitet, da der Bullenmarkt unterbrochen wird, bevor er sich wieder erholen kann. Das war beispielsweise in den 1980er und 1990er Jahren der Fall.

„Investoren werden ohne Zweifel das Ende der Zinserhöhungen begrüßen. Viele von ihnen erwarten, dass diese Veränderung eine Aktienrallye auslöst, wie sie häufig am Ende eines Zinserhöhungszyklus vorkommt“, stellt Doll fest. „Während Zinserhöhungen neigen Kurse gewöhnlich zur Schwäche. Ein solcher Rückgang fand in den zurückliegenden Jahren allerdings nicht statt. Das kann die erwartete Rallye nach der Zinserhöhungsrunde im Jahr 2006 etwas abmildern.“

Doll´s Trefferquote für 2005

Bob Doll traf 2005 mit den meisten seiner Erwartungen ins Schwarze. Die wesentlichen Entwicklungen für das Jahr hatte er bis auf zwei Einschätzungen richtig vorhergesehen. Folgende Punkte umfassten seine Voraussagen für das zurückliegende Jahr:

  1. Das Wachstum des realen Bruttoinlandsprodukts der USA wird sich, bedingt durch eine Verlangsamung bei den Konsumausgaben, auf weniger als 3,5 Prozent verringern. (korrekt)
  2. Jede größere Volkswirtschaft in der Welt erlebt ein geringeres Wachstum, allerdings führt Asien weiterhin an, während Europa wie bisher hinterher hinkt. (korrekt)
  3. Die Gewinne wachsen langsamer, als in der Prognose von zehn Prozent angenommen, da die Gewinnüberraschungen wegen  nachlassenden Nachfrage und Druck auf die Margen nicht länger positiv ausfallen werden. (falsch)
  4. Zinssätze steigen weiter an, da die auf Baisse eingestellten Investoren den Leitzins bei 3,5 Prozent annehmen und Zinsen für zehnjährige Staatsanleihen auf fünf Prozent treiben werden. (zum Teil richtig)
  5. US-Aktien haben zu kämpfen, übertreffen aber Renten und Geldmarkt im dritten Jahr in Folge. (richtig)
  6. Der Durchschnitt der Aktien wird den Median des Index zum ersten Mal seit 1999 unterschreiten, da Large Caps und Aktien mit einer hohen Qualität Small Caps und Titel geringerer Qualität outperformen. (richtig)
  7. Starke Bilanzen und große Cashflows lösen einen Aufschwung bei Fusionen und Übernahmen aus. Dieser wird von Dividendensteigerungen und Aktienrückkäufen begleitet. (korrekt)
  8. Rohstoffe schneiden wiederum gut ab, wobei der Preis für Öl im Durchschnitt mehr als 40 Dollar je Barrel beträgt. (korrekt)
  9. Der Optimismus aus Washington in Bezug auf die Durchsetzung marktfreundlicher Gesetze wird von Streit zwischen und in den Parteien abgelöst. (korrekt)
  10. Während bedeutende strukturelle Probleme bestehen bleiben, werden sich das US-Haushaltsdefizit, das Handelsdefizit und das Währungsbilanzdefizit zum ersten Mal seit zehn Jahren gleichzeitig verbessern. (falsch)

Die Vorhersagen für 2006

Geht man von einer Verlangsamung des wirtschaftlichen und des Gewinnwachstums, einem baldigen Ende der Zinsanhebungen durch die US-Notenbank und eines schwierigen Umfeldes für die Investoren aus, dann gelangt Bob Doll zu folgenden zehn Prognosen für das Jahr 2006:

  1. Das Wachstum der gesamten US-Wirtschaft verlangsamt sich weiter auf drei Prozent, wobei das „Front-end“ (die Konsumenten) schwächelt, während das „Back-end“ (die Investitionsausgaben) relativ stark ausfällt.
  2. Gewinne verfehlen Konsensusschätzungen – diese sind in zweistelligen Prozentsätzen angeben.
  3. Die Zinskurve in den USA kehrt sich erstmals seit 2000 wieder um.
  4. Der US-Aktienmarkt erlebt seine erste zehnprozentige Korrektur seit 2002 und bereitet damit den Boden für einen Bullenmarkt im zweiten Halbjahr.
  5. Growth schlägt Value, Large Caps schlagen Small Caps und das zum ersten Mal seit 1999.
  6. Der US-Dollar nimmt seinen Abwärtstrend wieder auf.
  7. Angeführt von Asien übertreffen die Aktienmärkte außerhalb der USA die US-Aktien im fünften Jahr in Folge.
  8. Starke Cashflows führen ein weiteres Jahr zu hohen Dividendensteigerungen, zu Aktienrückkäufen sowie zu Fusionen und Übernahmen.
  9. Die Rohstoffpreise werden 2006 wiederum höher sein als im Vorjahr.
  10. Die Republikaner behalten die Kontrolle im Kongress, geben aber einiges von ihrem Vorsprung in den Wahlen 2006 ab.

Wie sollten Anleger angesichts dieser Aussichten verhalten?

Der Beginn eines neuen Jahres ist immer eine gute Gelegenheit, mit dem Finanzberater zu reden, Investmentziele und die Portfoliostrukturierung zu überprüfen und Veränderungen im Portfolio vorzunehmen, sofern diese erforderlich geworden sind. In diesem Zusammenhang schlägt Bob Doll eine ausreichende Diversifikation der Anlagen vor. Sie ist in dem schwierigen Investmentumfeld des Jahres 2006 wichtiger denn je. Außerdem rät er zur Berücksichtigung unterschiedlicher Investmentstile, vor allem zu Fonds mit Large Caps und/oder Growth-Aktien. Auch eine globale Ausrichtung werde sich auszahlen. Er plädiert vor allem für einen Fokus auf asiatische und japanische Aktien. Als weitere Maßnahme empfiehlt Bob Doll die Einbeziehung von Rohstoffen und anderen Assetklassen, die nicht oder nur wenig mit Aktien korrelieren. „Rohstoffe waren in den zurückliegenden Jahren eine der erfolgreichsten Assetklassen. Die Fundamentaldaten suggerieren uns, dass dies so bleiben wird.“ Schließlich rät der Aktienexperte, günstige Gelegenheiten zum Ausbau der Aktienquote zu nutzen.
 

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