Korea: Geht der Boom weiter?

Koreanische Aktienfonds waren mit durchschnittlich 97 Prozent Performance die Top-Performer 2005. Henry Chan, Fondsmanager des Baring Korea Trust, erklärt die Gründe hinter der Outperformance Koreas und gibt Prognosen für das laufende Jahr ab. Funds | 06.01.2006 07:11 Uhr
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Was waren die Gründe für den Börsenboom?

1. Verbesserung der makroökonomischen Bedingungen:

Bekanntermaßen weist die koreanische Wirtschaft eine sehr hohe Korrelation zur Weltkonjunktur auf. Die wirtschaftlichen Bedingungen haben im Laufe des Jahres stetig verbessert, wobei sowohl beim Export als auch bei der Binnennachfrage positive Überraschungen zu verzeichnen waren. Ein Hauptgrund für die makroökonomische Stärke war China (seit kurzem der größte Exportmarkt Koreas), das sich allen Bedenken zum Trotz mehr als gesund präsentierte. Auch in anderen wichtigen Exportmärkten wie den USA und Europa war eine stabile Nachfrage nach koreanischen Produkten zu verzeichnen. In Sachen Exportwachstum zählt Korea trotz des deutlich stärkeren koreanischen Won weiterhin zu den Spitzenreitern der Region. Mit den besseren Exportbedingungen ging im Jahresverlauf 2005 eine Erholung der Binnennachfrage einher, da sich die Verbraucher in Korea von den Folgen der Kreditblase erholten, die den Binnenkonsum in den letzten Jahren gebremst hatte.

2. Rückkehr der lokalen Anleger und neue "Aktien"-Kultur:

Angesichts auf einem historischen Tiefstand befindlicher Zinsen gewannen Aktienanlagen für lokale Anleger, die den Markt größtenteils gemieden hatten, an Attraktivität. Auf Grund einer chronischen Kapitalknappheit hatte das Zinsniveau in den letzten Jahrzehnten die meiste Zeit im zweistelligen Bereich gelegen. Nach der Asienkrise verzichteten koreanische Unternehmen auf den Einsatz von Kreditfinanzierung, so dass Kapital freigesetzt wurde und die Zinsen sanken. Dies führte, gepaart mit einem lustlosen Immobilienmarkt, zu erheblichen Neumittelzuflüssen am Aktienmarkt.

Tatsächlich waren ausländische Anleger im Jahr 2005 am koreanischen Aktienmarkt Nettoverkäufer. Dies wurde jedoch durch Nettokäufe lokaler Institutionen wie Investmentgesellschaften übertroffen, die erhebliche Zuflüsse in ihre Aktienfonds (und Abflüsse aus ihren Rentenfonds) zu verzeichnen hatten. Der Anteil ausländischer Eigentümer koreanischer Aktien liegt zwar nicht mehr bei 44%, dem dieses Jahr erreichten Rekordwert, bleibt mit 39%
jedoch weiterhin hoch.

3. Aufstieg internationaler Marken wie Samsung und Hyundai:

Ein Grund für die Widerstandskraft der koreanischen Exporte, trotz des stärkeren koreanischen Won und anderer negativer Faktoren, war der Aufstieg koreanischer Marken an den Märkten weltweit. Der Aufstieg von Marken wie Samsung (Telefone) oder Hyundai (Autos) ist gut dokumentiert. Eine stärkere Marke sorgt nicht nur für höhere Nachfrage, sondern auch für eine Steigerung bei Margen und Rentabilität. Koreanische Unternehmen haben die Markenleiter rasch erklommen, und so liegt Samsung in den letzten Markenrankings nun vor Sony.

4. Neubewertung:

Früher wiesen die Bewertungen koreanischer Aktien einen Abschlag auf andere Märkte auf, darunter auch Asien ohne Japan. Dieser Abschlag wurde oft als "Korea-Abschlag" bezeichnet. Er war auf eine Reihe von Gründen wie die Bedrohung durch Nordkorea, die hohe Konjunkturabhängigkeit der Branchen, mangelhafte Corporate Governance und Transparenz sowie andere Faktoren zurückzuführen. Bei vielen dieser Faktoren sind seit der asiatischen Finanzkrise deutliche Verbesserungen zu konstatieren. Beispielsweise waren koreanische Unternehmen früher hoch verschuldet. Nach der Asienkrise konnten die Meisten ihre Verschuldung deutlich reduzieren. Vielmehr verfügen viele koreanische Blue-Chip-Unternehmen über Nettoliquidität. Als weiteres Beispiel wäre die Rentabilität anzuführen. Seit der Asienkrise ist das Rentabilitätsniveau koreanischer Unternehmen deutlich gestiegen, die Eigenkapitalrendite verbesserte sich bei niedriger Verschuldung auf Werte im oberen Zehnerbereich. Trotz dieser Verbesserungen wurde Korea jedoch immer noch mit einem deutlichen Bewertungsabschlag auf den Durchschnitt der Region (Asien ohne Japan) gehandelt, der im Laufe des Jahres 2005 in vielerlei Hinsicht verringert werden konnte.

Was sind die Aussichten für 2006?

1. Angesichts der Verbesserung der Wirtschaftslage und der anhaltend günstigen Weltkonjunktur nehmen wir gegenüber dem koreanischen Aktienmarkt auch für 2006 eine optimistische Haltung ein. Obgleich man schwerlich abschätzen kann, wie gut koreanische Aktien gegenüber anderen Märkten der Region (China, Japan, Taiwan usw.) abschneiden werden, rechnen die meisten Beobachter nun für 2006 mit zusätzlichem Aufwärtspotenzial bei den makroökonomischen Daten für Korea. Zudem wird die lokale Nachfrage nach Aktien weiterhin hoch bleiben. Ein Grund hierfür ist die "Alterung" der koreanischen Bevölkerung. Da die Baby-Boom-Generation mittlerweile über 30 oder 40 Jahre alt ist, dürfte die Nachfrage nach Finanzanlagen weiter steigen. Zudem erhöhen koreanische Pensionsfonds und andere institutionelle Anleger ebenfalls ihre bislang recht niedrigen Aktienbestände.

2. Ertragswachstum: Wie bereits erwähnt weist Korea eine sehr hohe Korrelation zur Weltkonjunktur auf, insbesondere in den Sektoren Technologie und Schwerindustrie. Die Erträge könnten 2006 besser ausfallen als erwartet, insbesondere im Technologiesektor und anderen Sektoren.

3. Anhaltende Neubewertung: Die Bewertungen in Korea haben sich deutlich verbessert und befinden sich nun nahezu gleichauf mit dem regionalen Durchschnitt (asiatische Emerging Markets). Anhaltende Verbesserungen bei Rentabilität und anderen Faktoren können zu weiteren Erhöhungen der Bewertungen koreanischer Titel führen. Ein wichtiger Test wird sein, ob Korea in den nächsten Jahren in die Indizes für "entwickelte Länder" von MSCI und/oder FTSE
aufgenommen wird oder nicht.

Natürlich bestehen in Bezug auf Korea auch einige Risiken, darunter:

Konjunkturabkühlung in den USA/China: Auf Grund der hohen Korrelation Koreas zur Weltkonjunktur könnte beispielsweise ein deutlicher Konsumrückgang in den USA negative Auswirkungen auf Korea haben.

Nordkorea: Auch wenn sich die Situation in den letzten Jahren anscheinend entspannt hat sind die Beziehungen zu Nordkorea nach wie vor sehr zerbrechlich. 

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