Dem vierteljährlichen Konjunkturbericht "Tankan" der Bank of Japan zufolge hat sich der Zustand der japanischen Wirtschaft weiter verschlechtert. Der Diffusions-Index bei den Großunternehmen hat im Juni für das 2. Quartal 2001 mit minus 16 Punkten den tiefsten Stand seit 1999 erreicht.
Der Index mißt die gegenwärtige Situation und die Erwartungen der Firmen für die kommenden drei Monate. Dabei wird der Anteil der Firmen die einen optimistischen Ausblick haben mit denen den pessimistischen Unternehmen saldiert. Ein negativer Wert spiegelt daher eine pessimistische Konjunktureinschätzung wieder.
Shuji Sugata, Manager des Credit Suisse Japan Megatrend dazu:
"Die wirtschaftliche Entwicklung in Japan ist nach wie vor negativ, was durch den Takanbericht nochmals bestätigt wurde. Die Erwartungen für den nachhaltigen Erfolg der Strukturreform sind jedoch viel zu gering. Premier Koizumi hat genügend Spielraum, um auf der Plusseite zu punkten.
Die ersten positiven Überraschungen für den japanischen Aktienmarkt erwarten wir im vierten Quartal 2001."
Fondsmanager Christian Tury, Tury Invest, zum Tankan Report:
"Grundsätzlich war der Tankan Report mit minus 16 etwas besser ausgefallen als die Analysten mit minus 18 erwartet hatten (im Mai bei minus 5). Derzeit sind allerdings keine positiven Signale zu erkennen.
Die Volkswirtschaft schrumpft (jeweils minus 0,2% im 1. und 2. Quartal 2001), die Exporte sind im Mai 2001 so stark gefallen wie in den letzten 35 Jahren nicht mehr (minus 9,9% YoY), Capital Spending (insbesondere aufgrund der fallenden PC- und Mobiltelefonnachfrage) geht zurück. Während die Minus 16 lediglich für die Large Manufacturers gelten, weisen die Small Manufacturers (minus 37 von minus 27) und die Small Non-Manufacturers (minus 31 von minus 28) eine noch schlechtere Stimmung aus. Kleinunternehmen beschäftigen 80% der Werktätigen in Japan.
Die Arbeitslosigkeit wird vom Rekordniveau im Mai 2001 wohl noch weiter ansteigen und der Konsument wenig zu einem Wirtschaftsaufschwung in Japan beitragen können. Die Erwartungen auf substantielle Umsatz- und Gewinnsteigerungen der japanischen Unternehmen müssen (vorerst) zurückgenommen werden."
Jörg Krämer, Chief Economist, INVESCO Frankfurt:
"Unser Analyst vor Ort, Herr Lockrow, erwartet, daß das BIP in diesem Jahr um 1.1% sinkt. Damit ist er pessimistischer als der Consensus. Japanische Aktien sind bei uns deshalb untergewichtet."
Die Kurzfassung des Tankan Berichts der Bank of Japan finden Sie als PDF-Download rechts.