Die Zahlen sprechen eigentlich für sich: In den vier wichtigsten osteuropäischen Ländern (Polen, Tschechien, Ungarn und Slowakei) liegt das durchschnittliche Fondsvolumen pro Einwohner bei rund 270 Euro. Jeder Österreich hält dagegen im Schnitt 8.000 Euro in Investmentfonds, in Deutschland liegt dieser Wert bei immerhin noch 2.300 Euro und in den USA bei umgerechnet sogar 21.000 Euro. „Das höhere volkswirtschaftliche Wachstum osteuropäischer Länder wird zusammen mit den immer näher rückenden Beitritten zur Währungsunion zu einem Boom bei OGAW-Fonds in Osteuropa führen“, prognostiziert Thomas Strobach von Pricewaterhousecoopers (PWC) in Wien. Denn in den neuen Mitgliedsstaaten sind bis dato nur einige Luxemburger SICAV-Fonds registriert.
Ein kurzer Überblick
- Polen: Besonders im größten EU-Beitrittsland entwickelten sich Fonds in den letzten Jahren gut: Seit 2000 stieg das verwaltete inländische Fondsvolumen von zwei auf 7,9 Mrd. Euro (35 Mrd. Zloty) an. Zuletzt hat sich das Wachstum aber wieder etwas verlangsamt: In den letzten 12 Monaten stieg die Anzahl der inländischen Fonds von 128 auf 140 an, das Volumen stieg dabei um 11,1 Prozent (weitere Infos unter www.stfi.pl). Zu den größten Fondsanbietern in Polen (insgesamt gibt es 18) zählen neben Pioneer Pekao mit beachtlichen 33 Prozent Marktanteil, ING, PKO/Credit Suisse, DWS und Skarbiec. Ausländische Fonds gibt es dagegen erst drei, denn UCITS Produkte sind erst seit Mai 2004 zum Vertrieb zugelassen. „Der Markt öffnet sich nur langsam, die Banken sind mit ihrem Vertriebsnetz aber bereits stark in ausländischer Hand“, schildert Michael Mellinghoff, vertriebsverantwortlicher Geschäftsführer der SKARBIEC Asset Management, welche über die BRE Bank großteils der Commerzbank gehört. Das bevorstehende Thema dieses Herbstes sind in Polen Immobilienfonds. Denn hier erwartet man sich – ähnlich wie bei früheren EU-Beitrittsländern - großes Potential: „Im Zuge des Beitritts Spaniens etwa hat sich der Immobilienmarkt sehr gut entwickelt“, erklärt Mellinghoff die Idee hinter dem neusten SKARBIEC Fonds, der im Oktober starten wird und aktuell zur Zeichnung aufliegt.
- Ungarn: Das durchschnittliche Fondsvolumen pro Person liegt in Ungarn mit 422 Euro um rund 100 Prozent über dem Niveau von Polen. Dabei gibt es in Ungarn per Ende 2003 erst 115 inländische Fonds mit einem Volumen von knapp 3,5 Mrd. Euro. Und diese Zahl fiel im letzten Jahr sogar um fünf Prozent, zeigen lokale Statistiken von PWC. Den Großteil des ungarischen Fondsmarktes stellen, wie in der gesamten Region generell üblich, Anleihenfonds dar.
- Tschechien: Das Volumen des gesamten tschechischen Fondsmarktes lag per Ende 2003 bei 4,7 Mrd. Euro, ein Drittel davon ist bereits in ausländischen UCITS Fonds veranlagt. Das bedeutet eine Zuwachsrate von 15,7 Prozent seit Ende 2002. Die beherrschende Assetklasse in Tschechien sind mit 45 Prozent Geldmarktfonds, gefolgt von Anleihenfonds mit 26 Prozent. Aktien machen erst sieben Prozent des Fondsmarktes aus, konnten 2003 aber ihr Volumen um beachtliche 59 Prozent steigern. Mit einem Marktanteil von 31 Prozent liegt die ISCS (Erste Sparinvest Fonds) an der Spitze der tschechischen Fondsgesellschaften. Dahinter folgen die CSOB bzw. IKS Komerční banky mit je 16 Prozent. Weitere Infos finden Sie unter www.uniscr.cz
- Slowakei: Zum Vertrieb in der Slowakei waren Ende Dezember 2003 genau 93 inländische und 248 ausländische Fonds zugelassen. Davon repräsentiert die österreichische Capital Invest 25, die Volksbanken KAG 15 Investmentfonds. Das Gesamtvolumen der Sondervermögen in der Slowakei wächt dabei rasant: Per Ende 2003 betrug das Volumen 868 Mio. Euro, verglichen mit nur 204 Mio. Ende 2001 (404 Mio. Ende 2002). Ungewöhnlich hoch auch der Anteil von Aktienfonds, welcher Ende 2003 bei 36,5 Prozent lag. Anleihenfonds repräsentieren mit 44,5 Prozent nur einen geringfügig höheren Anteil. Und auch das derzeitige durchschnittliche Fondsvolumen per Einwohner liegt in der Slowakei ungewöhnlich tief, bei nur 101 Euro. Weitere Infos unter www.ass.sk
Quelle: Lokale Investmentverbände, PWC