Lateinamerika: Kühlen Kopf bewahren

Eine Anlage in lateinamerikanische Aktien brachte auf lange Sicht hervorragende Ergebnisse: Dabei sollte man aber nicht das damit verbundene höhere Risiko vergessen, denn seit Anfang April verlor man im Schnitt 15 Prozent. Wie geht es nun kurzfristig weiter? Wir fragten die Top-Fondsmanager... Funds | 07.06.2004 10:47 Uhr
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Eine Anlage in lateinamerikanische Aktien brachte auf lange Sicht hervorragende Ergebnisse: In den letzten 15 Jahren liegt der MSCI EMF Latin America Index in Euro kumuliert bei +373 Prozent, der MSCI World schaffte dagegen mit +128 Prozent gerade einmal ein Drittel davon. Dabei sollten Investoren aber nie das damit verbundene höhere Risiko vergessen: Seit Anfang April etwa verloren lateinamerikanische Aktien im Schnitt 15 Prozent, während Weltaktien nur vier Prozent nachgaben. Wie geht es nun kurzfristig weiter: Ist der Ausverkauf bald zu Ende bzw. wann geht es wieder nach oben? e-fundresearch befragte die besten  Lateinamerika-Aktienfondsmanager nach ihrer Meinung:

„Die Märkte verhalten sich zurzeit so, als ob wir uns mitten in einer Krise befinden. Aber es gibt gar keine Krise“, analysiert Jules Mort, Fondsmanager des Threadneedle Latin American Growth Fund die Lage. Der - bis Oktober 2003 von Dominic Rossi verwaltete - Fonds weist die langfristig höchste risikoadjustierte Rendite aller Lateinamerika-Aktienfonds auf. „Baldige US-Zinserhöhungen sind für Staaten mit hoher Verschuldung natürlich problematisch. Besonders  betroffen sind hier Brasilien und einige kleinere Ländern an der Peripherie“, so Mort. Mexiko dagegen sollte von einem robusten US-Wachstum profitieren. Da man bei Threadneedle aber auch kein Hard Landing der chinesischen Wirtschaft erwartet, bleibt Mort für die gesamte Region zuversichtlich: „Die aktuelle Marktschwäche ist eine exzellente Gelegenheit für Zukäufe“, so der Experte. Das traditionelle Übergewicht von Mexiko gegenüber Brasilien sieht er aber bestätigt.

„Nach dem größten Ausverkauf lateinamerikanischer Aktien seit dem 11. September 2001 hat sich an den guten Fundamentaldaten der Region nichts geändert“, so Chris Palmer, Fondsmanager des Gartmore CS Latin America. Er geht deswegen von einer Übertreibung des Marktes nach unten aus. „Denn sollten die US-Zinsen nicht so stark und schnell steigen wie von den meisten Marktteilnehmer erwartet, dürften Schwellenländer besonders profitieren“, so der Experte. Und obwohl der Markt bis zur Veröffentlichung der Unternehmenszahlen des zweiten Quartals im August bzw. September in einem Art Vakuum verharren sollte, sieht er aktuelle Bewertungen als mittelfristige Kaufgelegenheit an. Sektoral favorisiert Palmer Konsumaktien, da die sich verbessernden Konjunkturdaten den Inlandskonsum ankurbeln sollten.

Auch Juan Katz, Fondsmanager des ABN AMRO Latin America Equity, ist optimistisch: „Obwohl es generell schwer ist den Markt zu timen, erscheinen uns heutige Kursniveaus als guter Einstiegszeitpunkt“. Man solle etwa nicht vergessen, dass Brasilien mit einem KGV von 8,9 auf 2004er Basis derzeit das am attraktivsten bewertete Schwellenland der Welt ist. Der in São Paulo stationierte Fondsmanager setzt deswegen besonders auf die brasilianischen Werte  Pertrobras (Öl) und Gerdau (Stahl).

Auch Eric Conrads vom ING Invest Latin America Equity sieht keine Krise in der Region in Sicht: “Die makroökonomischen Daten Lateinamerikas sind viel besser als noch vor einigen Jahren und die Bewertungen immer noch günstig“, so Conrads. Den Grund des Verfalles des Aktienmarktes sieht er im Anleihenmarkt: „Zinserhöhungsängste in den USA und China führten zu einem massiven Ausverkauf von Anleihen dieser Region. Das hat sich dann auf die Aktien niedergeschlagen“, erklärt er. Trotzdem geht er noch von einer Rendite lateinamerikanischer Aktien um die 20 Prozent bis Jahresende aus. „Obwohl das Risiko weiterer Kursverluste besteht, sehen wir besonders in Brasilien Chancen“, prognostiziert Conrads. Meiden sollte man dagegen wegen der Energiekrise Argentinien bzw. wegen der hohen Bewertungen Chile. 

Luke Richdale und Luis Carrillo, Fondsmanager des in New York verwalteten JPMF Latin America Equity Fund sehen kurzfristig die Region vor einem Wendepunkt: „Sollten die US-Zinsen steigen wird das direkte Auswirkungen auf Länder wie Brasilien haben“. Im Gegensatz zu den frühen 90er Jahren sieht das makro-ökonomische Bild der Region aber viel besser aus: „Neben den verbesserten Leistungsbilanzen, freieren Wechselkursen und besserer Fiskaldisziplin bzw. Corporate Governance erscheint uns auch die fallende Exportanhängigkeit ein großer Pluspunkt zu sein“, so Richdale. Da weiters auch die Bewertungen der Aktien günstig erscheinen, sehen die Fondsmanager sowohl in Brasilien als auch in Mexiko derzeit Investmentchancen. Chile und Venezuela hat man dagegen untergewichtet, Argentinien meidet JPMF dagegen sogar vollkommen.

Performancedaten per 31.5.2004 in Euro
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