„Wir dürfen nicht zu vorsichtig werden“

Der Henderson HF Continental European Equity Fund von John Botham ist auf Sicht der letzten fünf Jahre der beste Kontinentaleuropa-Aktienfonds. 2001 gesteht Botham aber Fehler ein und in den letzten Jahren drückte das Übergewicht von Large Caps auf die Performance. Aus den Fehlern hat man aber gelernt. Funds | 21.05.2004 11:48 Uhr
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Flexibilität als Schlüssel zum langfristigen Erfolg

e-fundresearch: Herr Botham, in den letzten fünf Jahren liegen Sie mit ihrem Henderson HF Continental European Equity sowohl anhand der absoluten als auch risikoadjustieren Performance auf Platz eins in der Vergleichsgruppe “Aktien Europa ex UK”. Wie heben Sie sich denn von Ihren Konkurrenten ab?

John Botham: Ich denke am meisten unterscheiden wir uns durch unseren pragmatischen Investmentansatz. Wir sind weder typische Growth noch Value-Investoren. Weiters sind wir sehr flexibel was die Methoden bei der Aktieauswahl angeht: Je nach Marktphase und Lebenszyklus der Unternehmens verwenden wir die DCF-Methode, KGV-Werte, etc. Auch arbeite ich im europäischen Aktien-Team jetzt schon fast zehn Jahre mit Tim Stevenson und Stephen Peak zusammen. Diese gesammelte Erfahrung zahlt sich gerade in Marktphasen wie heute aus.  

Strategie: Von Value zu Growth

e-fundresearch: Wie würden Sie die derzeitige Marktphase in Europa charakterisieren?

John Botham: Nach der starken Rally von Value-Aktien erscheinen uns Growth-Titel mittlerweile attraktiver bewertet. Natürlich kann man das nicht verallgemeinern, aber derzeit bewegen wir uns in einzelne interessante Growth-Bereiche.

e-fundresearch: Was sind das für Branchen und Titel?

John Botham: Chancen finden wir aktuell in Titeln, die vom Markt aufgrund von aktuell stattfindenden Restrukturierungen links liegen gelassen werden. Ich kann jetzt zwar keine besonderen Sektoren nennen, obwohl im Fonds etwa Industriewerte gegenüber der Benchmark übergewichtet sind. Innerhalb der Branchen finden wir aber genügend interessante Werte: Wir setzen z.B. weiterhin auf Puma und Porsche. Die drei Titel mit der höchsten Gewichtung im Fonds sind Total, Roche und Novartis.

Large Caps als Performancebremse

e-fundresearch: Seit 1997 liegen Sie sowohl gegenüber den Konkurrenzfonds von Gartmore, HSBC und Threadneedle bzw. der Benchmark, dem FTSE World – Europe ex UK, klar vorne (siehe Chart). Über fünf Jahre liegen Sie auch noch vorne, ab September 2000 zeigt der Chart dann aber eine Verschlechterung. Über diesen Zeitraum konnten Sie den Index bzw. die Konkurrenz nicht schlagen. Was ist da der Grund?

John Botham: Das stimmt. Der Grund liegt großteils in der Tatsache, dass der Fonds einen Large Cap Fokus verfolgt, während in den letzten zwei bis drei Jahren Small Caps besser performt haben. Traditionell halten wir gar keine Small Caps im Portfolio, denn unser Fonds ist ein Core-Produkt. Mittlerweile haben Small Caps aber den Bewertungsabschlag gegenüber Large Caps schon aufgeholt. Hier erwarten wir eine baldige Trendumkehr, wovon wir wieder überproportional profitieren sollten.

2001: Aufschwung zu früh erwartet

Weiters sind wir 2001 fälschlicherweise davon ausgegangen, dass mit Ausnahme des Technologiesektors der Gesamtmarkt nicht überbewertet war. Deswegen waren wir schon 2001 in Erwartung eines baldigen Aufschwunges zyklisch aufgestellt, was sich dann erst 2003 als richtig herausgestellt hat.

Reformtempo drückt Wachstum in Europa

e-fundresearch: Seit 2003 zeigen die Börsen, auch in Europa, also wieder eine gewisse Stärke. Volkswirtschaftlich sind die Daten, besonders aus Deutschland und Frankreich, aber weniger erfreulich, oder?

John Botham: Wir sind von dem Reformtempo in Europa auch sehr enttäuscht. Vor einem Jahr waren da die Anzeichen noch positiv. Jetzt kommt aber die Ernüchterung durch, da politische Veränderungen zu einer Verlangsamung des Reformtempos geführt haben. Gerade im Super-Wahljahr 2004 erwarten wir in Europa kaum Fortschritte, weshalb das Wachstum hierzulande weiterhin hinter dem in den USA, Asien oder anderen Teilen der Welt zurückbleiben wird.

Es gibt aber auch von dieser Regel Ausnahmen z.B. gute Reformansätze in einigen Ländern und vor allem interessante Unternehmen. Weiters sind die Bewertungen in Europa sehr günstig, da die negativen Prognosen in den Kursen bereits eingepreist sind.

e-fundresearch: Wie stellt sich das genaue Anlageziel des Fonds dar?

John Botham: Wir haben es uns zum Ziel gesetzt die Konkurrenz, d.h. die Top-Core-Europa-Aktienfonds in unserem Anlageuniversum zu schlagen. Ausgenommen ist aber Fidelity, da deren Fonds auch zu signifikanten Teilen in Small Caps investieren. Dieses Ziel inkludiert  natürlich auch das Subziel die Benchmark, den FTSE World – Europe ex UK, zu schlagen.

e-fundresearch: In welchen Bereichen glauben Sie könnten Sie das Produkt noch verbessern?

John Botham: Hmm, ich denke wir könnten den Bereich rund um die technische Analyse von Aktien noch verbessern. Dies würde uns helfen Verkaufsentscheidungen noch effizienter zu gestalten.

„Wir dürfen nicht zu vorsichtig werden“

Zweitens müssen wir uns davor in Acht nehmen, aufgrund der bereits angesammelten Erfahrungswerte zu vorsichtig zu werden. Man will niemals den gleichen Fehler ein zweites Mal machen, weshalb man tendenziell vorsichtiger wird. Deswegen ist es notwendig immer wieder frisches Blut ins Team zu bringen, um unbelasteter an die Aktienauswahl herzugehen. Andrew Koch, 33, ist etwa im April dieses Jahres von HSBC zu uns gestoßen.

e-fundresearch: Vielen Dank für das Gespräch!


Performancedaten per 19.5.2004
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