Angus Tulloch: Alte Fonds zu erfolgreich?

Nach dem Soft-Closing der beiden sehr erfolgreichen First State Fonds Global Emerging Markets und Asia Pacific, gibt es seit einigen Monaten zwei neue Produkte von Angus Tulloch. Der Emerging Markets Spezialist aus Schottland setzt dabei stärker auf Blue-Chips, da er hier zukünftig mehr Potential sieht. Funds | 23.04.2004 11:30 Uhr
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Besonders das Soft-Closing des First State Asia Pacific Fonds war bemerkenswert: Der sehr erfolgreiche Fonds – gemessen an der absoluten und riskoadjustierten Performance lag der Fonds in der Peergroup “Aktien Asien ex Japan” über die letzten fünf Jahre unangefochten auf Platz eins – legte in den letzten drei Quartalen 2003 von 360 auf 916 Mio. Pfund (aktuell 831 Mio. Pfund oder 1,2 Mrd. Euro) zu. Investments in attraktive Nebenwerte wurden dadurch immer schwerer, ein Soft-Closing dadurch im Interesse bestehender Investoren. Mit den Leaders Fonds setzt Tulloch jetzt auf größere Titel, da er hier mehr Potential ortet. Seit Auflage Anfang Dezember 2003 schaffte es aber nur der Asia Pacific Leaders Fonds (kumuliert +14,1 Prozent) seinen großen Bruder (+12,5 Prozent) zu schlagen (siehe Chart). Der First State Global Emerging Markets Leaders liegt mit +13,3 Prozent gegenüber +14,2 Prozent beim Global Emerging Markets Fonds leicht zurück. e-fundresearch fragt im Video-Interview nach:  

Gründe für die Soft-Closings

e-fundresearch: Herr Tulloch, warum haben Sie sich eigentlich vor einigen Monaten dazu entschlossen bei ihren beiden sehr erfolgreichen Fonds, First State Asia Pacific und Global Emerging Markets, ein Soft-Closing durchzuführen? Stattdessen gibt es jetzt zwei neue Produkte: Asia Pacific Leaders und Global Emerging Markets Leaders….

Angus Tulloch: Die beiden alten, sehr erfolgreichen, Produkte waren bereits zu groß geworden. Wir wollten aber für bestehende Investoren sicherstellen, dass deren Geld weiterhin effizient verwaltet werden konnte. Und obwohl unser Vertrieb über diese Entscheidung nicht gerade erfreut war, haben wir deshalb ein Soft-Closing durchgeführt.

Außerdem bin ich der Meinung, dass in Zukunft kleinere Werte nicht mehr so gut abschneiden werden als in den letzten Jahren. Die beiden neuen Leaders-Produkte zielen genau auf diesen Trend hin: Sehr konzentrierte Investments mit rund 50 Titeln in Firmen mit einer Marktkapitalisierung über einer Milliarde US-Dollar.

Tulloch schichtet privat auch in Leaders um

e-fundresearch: Die Frage die sich nun die meisten Investoren aber trotzdem stellen ist, ob die neuen Leaders Fonds auch so gut abschneiden werden wie die alten Fonds. Besonders der First State Asia Pacific, welcher risikoadjustiert die besten Performance seiner Peer-Group in den letzten fünf Jahren erzielen konnte, legt die Latte für Sie doch sehr hoch, oder?

Angus Tulloch: Ich hoffe, dass die neuen Fonds zumindest genauso gut sein werden als die alten Fonds. Persönlich habe ich je zur Hälfte mein Kapital in die neuen Leaders Fonds investiert. Mit einem etwas kleineren Tracking Error und einem geringeren Liquiditätsrisiko sollte man also zumindest die gleiche Performance als früher erreichen können. Unter dem Strich also eine Verbesserung für den Investor.

Wer liegt in Zukunft vorn: Blue-Chips vs. Small Caps?

e-fundresearch: Bleiben wir beim Ausblick: Large Caps sollten in Asien also Small Caps in Zukunft schlagen. Was erwarten Sie sonst noch in den nächsten Jahren?

Angus Tulloch: Das habe ich nicht gesagt. Ob Small oder Large Caps in Zukunft besser abschneiden werden, weiß ich nicht. Small Caps haben aber nicht mehr so viel relatives Aufholpotential gegenüber Blue-Chips wie noch für drei Jahren. Was wir aber festgestellt haben ist, dass Blue-Chips seit 1996 mehr Alpha als der Gesamtmarkt generieren konnten.

e-fundresearch: Für einen aktiven Fondsmanager ist der Job in einem Blue-Chip Universum aber doch viel schwerer und auch unspektakulärer als in einem breiteren Markt?

Angus Tulloch: Lassen Sie mich das so beantworten: Ein durchschnittlicher Fondsmanager sollte in einem Small-Cap Universum tendenziell mehr Outperformance generieren können als in einem Blue-Chip Universum. Wenn Blue-Chips aber Small-Caps outperformen, hat man es als Fondsmanager in einem solchen Universum trotzdem besser und kann einfach mehr absolute Outperformance generieren.

China vs. Indien

e-fundresearch: Zurück zum Ausblick für Asien…

Angus Tulloch: In Asien sind wir zur Zeit stark in Greater China - besonders in Hong Kong - und Südostasien – v.a. Malaysia und Singapur - und Indien übergewichtet. China ist zweifellos die größte Wachstumsstory der nächsten 50 Jahre. Dieses Land wird immer mehr zum Produktionszentrum der Welt. Indien auf der anderen Seite zieht dagegen eher billiges intellektuelles Kapital an. Das politische Risiko ist in beiden Ländern aber noch sehr groß, das wird zumeist vergessen. Das Konsumentenverhalten in beiden Ländern ändert sich drezeit: Der Markt für Autos und Häuser wächst enorm schnell. In China ist aber der Kreditmarkt zu schnell gewachsen, in Indien ist das nicht der Fall. Auch ist in Indien die Corporate Governance schon viel besser als in China. Dafür ist das Verhältnis mit Pakistan und AIDS in Indien ein Problem.

Indien: Kurzfristig kaum mehr Aufholbedarf

e-fundresearch: Indische Aktien sind in den letzten zehn Monaten, gemessen am BSE 30 Index, um fast 100 Prozent gestiegen. Sind diese Aktien kurzfristig nicht schon sehr teuer? 

Angus Tulloch: Sie sind sicher viel weniger billig als noch vor neun Monaten. Damals waren sie mehr als attraktiv bewertet. Ich glaube aber nicht, dass Indien im Vergleich mit anderen vergleichbaren Regionen überbewertet ist. Viel Aufholpotential ist aber kurzfristig sicher nicht mehr drin.

e-fundresearch: Vielen Dank für das Gespräch!


Performancedaten per 16.4.2004 in Euro
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