Zweckoptimismus in Europa?

Die besten Aktienfondsmanager Europas sind mehrheitlich der Meinung, dass europäische Aktien im Vergleich zu USA oder Asien sehr billig bewertet sind. Zusammen mit einer beginnenden Konjunkturerholung also ein optimistisches Bild. Die Favoriten dürften aber wechseln: Statt Small- sollten 2004 Large-Caps besser laufen. Funds | 16.03.2004 09:42 Uhr
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Der mit Abstand erfolgreichste europäische Aktienfonds der letzten Jahre ist der Fidelity European Growth Fund. Sowohl absolut, als auch risikoadjustiert, weist der seit Anfang 2003 von Graham Clapp in London verwaltete Fonds die besten Performance auf. Dabei scheint nicht einmal das mittlerweile gewaltige Fondsvolumen von 14 Mrd. Euro ein Problem darzustellen: „Das Fondsvolumen macht es zwar schwer große Positionen in kleineren Werten einzugehen, aber die kritische Größe für den Fonds ist noch nicht erreicht“, so Clapp.

Und obwohl der Fonds mittlerweile 255 Positionen hält, hat die Performance zuletzt nicht gelitten. Für die Zukunft ist Clapp zuversichtlich: „Im Vergleich zu den Bewertungen generieren europäische Unternehmen sehr viel Cash, weshalb ich von einer weiterhin positiven Entwicklung europäischer Aktien ausgehe.“ Die Favoriten sollten aber wechseln: „2003 waren kleinere Werte stärker gefragt, jetzt finde ich dagegen mehr Investmentpotential unter größeren Werten“, fügt der Fondsmanager hinzu.

Ken Cox, langjähriger Fondsmanager des Templeton European Fund, sieht derzeit vor allem die günstigen Bewertungen europäischer Aktien als Vorteil an: „Vor allem im Bezug auf das durchschnittliche KGV sind europäische Aktien einfach billiger als etwa amerikanische“. Obwohl Templeton einen strikten Stock-Picking-Ansatz verwendet, sich also ausschließlich der Analyse einzelner Unternehmen widmet, gibt er sich auf konjunkturell optimistisch: „Interessanterweise ist die derzeit sehr positive Nachfrage nach Flugtickets sehr hoch mit der zukünftigen Entwicklung des BIP-Wachstums korreliert“, begründet der Fondsmanager, der gleichzeitig auch Airline-Analyst ist, seine Zuversicht.

Auch Aaron Barnfather vom Newton Pan European Fund ist fest von der günstigen Bewertung europäischer Aktien überzeugt: „In den USA aber besonders in Asien sind viele Investoren von den starken Wachstumsraten geblendet worden. Die Aktienkurse dort sind zu hoch“, analysiert Barnfahter und verweist auf den 1600-mal überzeichneten jüngsten Börsengang des Agrarproduzenten China Green. In Europa wird aber nicht alles beim alten bleiben: „Es werden in Zukunft nicht mehr die kleineren und qualitativ schlechteren Titel gefragt sein, sondern Qualität aus dem Blue-Chip- Bereich“, prognostiziert er. Gegenüber den USA sieht er in Europa große Vorteile: „Hierzulande haben wir keine großen neuen Defizite gebraucht, um die Wirtschaft anzukurbeln“, schildert er. Außerdem sei die EU-Osterweiterung eine enorme Chance für Stock-Picker: „Aufgrund der Umschichtung von Förderungen wird neue Infrastruktur neue Unternehmen entstehen lassen, was der europäischen Wirtschaft gut tun wird.“ Er sieht aber auch Risiken: „Ein weiterhin starker Euro drückt über die Exporte auf die Konjunkturerholung und eine Abkühlung des asiatischen oder US-amerikanischen Wachstums würde uns auch nicht gut tun“, bremst er allzu viel Optimismus.   

Auch David Baverez vom Fidelity European Aggressive Fund ist für die Konjunktur wenig optimistisch: „Die wirtschaftliche Erholung in Europa dürfte viele enttäuschen“. Die starken Nettozuflüsse in europäische Aktien und die dadurch entstandenen hohen Bewertungen deuten für ihn auf eine eventuell zu optimistische Anlegerstimmung hin. Unternehmen, die durch Outsourcing nach Osteuropa ihre Kostenbasis senken können, erscheinen für Baverez deswegen interessant.

Ähnlich sieht das auch John Bennet vom GAM Star Europa: „Einiges deutete auf eine Änderung der Risikofreudigkeit der Anleger - weg von den spekulativeren Bereichen – hin“. Seine Strategie für 2004 bleibt deswegen unverändert: „Den Schwerpunkt bilden zurückgebliebene Blue-Chips in Marktbereichen, die momentan wenig beachtet werden, aber attraktive Cashflows und Dividendenrenditen bieten“ Weiters gewichtet er den Ölsektor über, reduzierte zuletzt aber  die Gewichtung von Finanz- sowie spekulativeren Telekommunikationswerten.

Markus Steinbeiss, Fondsmanager des Activest EuropaFonds sieht vor allem im Understatement der europäischen Firmen Chancen: „Durch allzu optimistische Aussagen haben sich viele vor Jahren die Finger verbrannt und stapeln deswegen bei den Geschäftsprognosen eher tief“. Trotz der zuletzt schwächeren Frühindikatoren sieht er zurzeit eine stattfindende nachhaltige und exportgetriebene Wirtschaftserholung in Europa. „Gegen Jahresende sollte auch die Binnenwirtschaft nachziehen“, prognostiziert er. Das durchschnittlich erwartete Gewinnwachstum europäischer Unternehmen von 13 Prozent dieses Jahr liegt für ihn eher am unteren Ende. „Eine Anpassung nach oben würde dem Markt sehr helfen“. Der Optimismus von Steinbeis schlägt sich auch in seinem momentanen Portfolio nieder: „Wir sind klar zyklisch ausgerichtet, defensive Branchen wie etwa Nahrungsmittel sind dagegen untergewichtet“, bringt er es auf den Punkt.  

Alle Daten per 27.2.2004 in Euro
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