Fidelity European Growth gegen Templeton European Fund

Mit europäischen Aktien hatten Anleger in den letzten fünf Jahren wenig Freude: Der Euro Stoxx 50 liegt derzeit 4 Prozent unter dem Stand vom Oktober 1998. Mittlerweile erscheinen US-Aktien aber schon wieder zumindest fair bewertet. Gründe um sich wieder einmal mit europäischen Aktienfonds zu beschäftigen. Funds | 11.11.2003 22:36 Uhr
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

e-fundresearch.com hat sich deswegen im folgenden Fondsduell zwei interessante Produkte näher angesehen: den Fidelity European Growth und den Templeton European Fund. Wichtige Kriterien für die Fondsauswahl waren: Performance und risikoadjustierte Performance (Sharpe Ratio) der letzten fünf und drei Jahre bzw. die langjährige Erfahrung der Fondsmanager von Fidelity (Graham Clapp, 19 Jahre) und Templeton (Ken Cox, 25 Jahre).

Die Fondsmanager

Noch immer verbinden viele den Namen Anthony Bolton mit dem Fidelity European Growth. Der 53-jährige Brite arbeitet seit 1979 bei Fidelity und hat den Fonds seit der Auflage am 1.10.1990 sehr erfolgreich verwaltet. Die Ankündigung seines Rückzuges aus dem aktiven Fondsmanagement im Juli 2002, traf die gesamte Investment Community ziemlich unerwartet. Seit Jänner 2003 zeichnet nun der 41-jährige Graham Clapp für den mittlerweile über 9 Milliarden schweren Fonds verantwortlich. Auch er ist schon seit 19 Jahren bei Fidelity: Von 1984 bis 1987 war er Analyst in London und Boston, danach Portfoliomanager. Clapp wird darüber hinaus von Bolton weiterhin beratend unterstützt. Von sich selbst behauptet Clapp in wechselnden Marktphasen schneller zu reagieren als Bolton das getan hätte. „Der Weg bleibt aber der gleiche“, so Clapp.

Ken Cox, Portfoliomanager des Templeton European kam 1991 zu Templeton. Spezialgebiet des 50-jährigen ist die Analyse von Aktienwerten aus dem Transportbereich und dem Handel sowie von Unternehmen aus Skandinavien und den Niederlanden. Davor arbeitete er von 1978 an für Murray Johnstone Ltd. in Glasgow als Fondsmanager für mehrere Investmentfonds sowie als Analyst für britische und europäische Aktien. 

Die Portfolios

Der Templeton European Fund investiert in unterbewertete Titel von hoher Qualität, die das größte Potenzial in Bezug auf Gewinnwachstum und/oder Wertsteigerungen der bilanzierten Vermögenswerte in den nächsten drei bis fünf Jahren aufweisen. Er wird konservativer als das Fidelity Produkt verwaltet, d.h. er achtet sehr stark auf die Qualität der enthaltenen Unternehmen. Der Fokus richtet sich deswegen eher auf Blue Chips, das heißt Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung über fünf Milliarden Euro. Die Benchmark (MSCI Europe) dient dabei nicht als Richtlinie, das Portfolio entsteht rein durch die fundamentale Analyse der Unternehmen.

Der Fidelity Fonds ist dagegen überwiegend in Unternehmen mit geringer und mittlerer Marktkapitalisierung investiert. „Dieser Bereich wird vom Markt nicht sonderlich gut analysiert und deswegen findet man dort leichter unterbewertete Titel“, so Clapp. Nach dem Fondsmanagerwechsel blieb beim Fidelity Fonds Anlagestil und Charakteristik des Portfolios nahezu unverändert. Einige Umschichtungen im Portfolio führten zu einem etwas erhöhten Turnover im Portfolio, ansonst änderte sich wenig. In Zukunft ist aber eine etwas benchmarknähere Ausrichtung von Graham Clapp zu erwarten. Erste Anzeichen gibt der Tracking Error, also die Abweichung von der Benchmark, welche über einen roulierenden 3-Jahres-Zeitraum konstant von über 10 im Juni 2001 auf aktuell 8 zurückgegangen ist.

Beide Fonds legen ihr Geld bevorzugt in Großbritannien an, wobei der Fidelity Fonds mit 35 Prozent (MSCI Europe: 37,5 Prozent Gewichtung in UK) gegenüber dem Templeton European mit 24 Prozent viel stärker im Vereinigten Königreich investiert ist.  Auch bei der Branchenallokation ist der Fidelity European Growth  konzentrierter: die drei Sektoren mit der höchsten Gewichtung (Dienstleistungen, Finanzdienstleistungen und sonstige Konsumgüter) machen über 75 Prozent aus. Der Templeton European ist dagegen breiter gestreut: Investitionsgüter, Materialien und Dienstleister machen zusammen nur 38,4 Prozent aus.

Performance/Risiko

Beide Fonds konnten in den letzten fünf Jahren ihre Benchmark (Fidelity: FTSE World Europe / Templeton: MSCI Europe) klar schlagen. Gegenüber dem MSCI Europe erzielte der Fidelity Fonds eine Outperformance von kumulierten 72 Prozent, der Templeton „immerhin“ noch 18 Prozent. Sieht man sich die Performance in Up- bzw. Down Märkten an, fällt eines auf: Der Fidelity Fonds profitiert aufgrund seiner aggressiveren Ausrichtung besonders in aufwärtsstrebenden Märkten. Zwischen Oktober 1999 und April 2000 gewann der Fidelity Fonds 55 Prozent, während der Templeton mit seiner konservativen Ausrichtung nur 4,7 Prozent dazu gewann. In Zeiten fallender Märkte ist man aber generell beim Templeton Fonds besser aufgehoben: +25 Prozent zwischen März 2000 und Mai 2002 vs. -3 Prozent bei Fidelity. Zum Vergleich, der MSCI Europe verlor im gleichen Zeitraum -24 Prozent. 

Seit der Übernahme des Fidelity Fonds durch Graham Clapp hat sich das Bild aber etwas gewendet: Der European Growth wird nun benchmarknäher verwaltet, d.h. er orientiert sich stärker am FTSE World - Europe Index. Im jüngsten Aufwärtsmarkt hat sich das aber gegenüber dem Templeton Produkt negativ ausgewirkt: +43 Prozent bei Fidelity stehen + 53 Prozent bei Templeton gegenüber. Der MSCI Europe gewann im gleichen Zeitraum +37 Prozent.

Marktausblick

Ken Cox findet Europa trotz des geringeren Wachstums derzeit natürlich interessant: „Obwohl in Europa die Aussichten auf Wirtschaftswachstum bescheiden bleiben, sind die Bewertungen noch attraktiv und die Qualität der Unternehmensgewinne ist in einigen Fällen höher als in den USA.“ Innerhalb Europas bietet für ihn Großbritannien höhere Dividendenrenditen, ein stärkeres Wirtschaftswachstum, mehr Spielraum für Zinssenkungen und niedrigere Bewertungen. Im derzeitigen Portfolio spiegelt sich diese Meinung aber noch nicht wider.

Für Fidelity erscheinen europäische Aktien dagegen nur fair bewertet, verglichen mit früheren Erholungsphasen aber attraktiv: „Während die Durchschnitts-KGV´s auf Basis der erwarteten Gewinne derzeit bei 15 liegen, wurden Anfang 1994 20 und Mitte 1999 sogar 23 registriert“. Eine generelle Entwarnung gibt Fidelity aber nicht: „Es wäre wohl zu voreilig zu erwarten, dass die Unternehmensgewinne bald nicht mehr nur durch Kostensenkungen sondern auch aufgrund von Umsatzsteigerungen zustande kommen.“

Fazit

Der Fidelity European Growth ist und bleibt ein Standardinvestment für europäische Aktienanleger. Seit dem Fondsmanagerwechsel hat das Flagschiff-Produkt von Fidelity seinen Anlagestil generell beibehalten. Die benchmarknähere Ausrichtung führte aber im jüngsten Bull-Markt zu einer Underperformance gegenüber dem Templeton European Fund. Das jüngste Downrating von S&P von AAA auf AA sollte als Hinweis in diese Richtung verstanden werden, ohne aber über den langfristig erstklassigen Track-Record des Fonds hinwegzutäuschen. Der Templeton European zeigt besonders in den letzten Monaten seine Stärke, nämlich unabhängig vom Marktumfeld die langfristigen Favoriten herauszufiltern. Beide Fonds haben ihre Benchmark in den letzten Jahren klar outperformt.

Performanceergebnisse der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Investmentfonds oder Wertpapiers zu. Wert und Rendite einer Anlage in Fonds oder Wertpapieren können steigen oder fallen. Anleger können gegebenenfalls nur weniger als das investierte Kapital ausgezahlt bekommen. Auch Währungsschwankungen können das Investment beeinflussen. Beachten Sie die Vorschriften für Werbung und Angebot von Anteilen im InvFG 2011 §128 ff. Die Informationen auf www.e-fundresearch.com repräsentieren keine Empfehlungen für den Kauf, Verkauf oder das Halten von Wertpapieren, Fonds oder sonstigen Vermögensgegenständen. Die Informationen des Internetauftritts der e-fundresearch.com AG wurden sorgfältig erstellt. Dennoch kann es zu unbeabsichtigt fehlerhaften Darstellungen kommen. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen kann daher nicht übernommen werden. Gleiches gilt auch für alle anderen Websites, auf die mittels Hyperlink verwiesen wird. Die e-fundresearch.com AG lehnt jegliche Haftung für unmittelbare, konkrete oder sonstige Schäden ab, die im Zusammenhang mit den angebotenen oder sonstigen verfügbaren Informationen entstehen.
Klimabewusste Website

AXA Investment Managers unterstützt e-fundresearch.com auf dem Weg zur Klimaneutralität. Erfahren Sie mehr.

Melden Sie sich für den kostenlosen Newsletter an

Regelmäßige Updates über die wichtigsten Markt- und Branchenentwicklungen mit starkem Fokus auf die Fondsbranche der DACH-Region.

Der Newsletter ist selbstverständlich kostenlos und kann jederzeit abbestellt werden.