Management Fee oder Verwaltungsgebühr nur ein Teil der Kosten
Fitzrovia, ein Fondsresearch Unternehmen mit Sitz in London, ist auf die Berechnung von Fondskosten spezialisiert und hat dafür eine Maßzahl entwickelt, die sogenannte "Fitzrovia TER" (TER = Total Expense Ratio bzw. Gesamtkosten). Die Idee ist einfach. Als Gesamkosten gelten jene Kosten, die anfallen, wenn ein Fonds über eine Zeitperiode nicht gehandelt wird, sich der Aktien- oder Anleihenmarkt nicht verändert und auch keine Erträge (Zinsen, Dividenden) anfallen.Wenn also keine Kauf- und Verkaufskosten und auch keine Erträge aus den Veranlagungen anfallen, reduziert sich der Wert des Fonds nur um die jährlichen Management Fees oder Verwaltungskosten sowie um die Fixkosten des Fonds. Management Fees und Verwaltungskosten werden zumeist auf den Fact-Sheets der Fondsgesellschaften angegeben. Fixkosten und sonstige Kosten werden zumeist weniger transparent dargestellt. Sie reduzieren jedoch auch den Gesamtertrag des Fonds.
Der Stichtag für die folgenden Daten war Oktober 2002. Die Studie wurde im Dezember 2002 veröffentlicht.
Fixkosten belasten kleine Fonds
Vor allem für Fonds mit geringem Volumen können Fixkosten zum Performanceproblem werden. Es ist ein großer Unterschied ob beispielsweise EUR 6.000 Kosten für die jährliche Prüfung des Fonds durch den Wirtschaftsprüfer einem Fonds mit EUR 3 Mio. Volumen angelastet werden (somit Belastung von 0,2 % p. a.) oder von einem Fondsvolumen von EUR 100 Mio. abgezogen werden (Belastung von 0,006 % p. a.).
Die meisten Dachfonds in Österreich weisen ein zu geringes Volumen auf. Knapp 40 % der Publikumsdachfonds hatten im vierten Quartal 2002 ein Volumen von weniger als EUR 5 Mio. und rund 60 % der Publikums-Dachfonds (200 Fonds) liegen unter EUR 10 Mio. Fondsvolumen. Sicherlich kein Volumensproblem haben die Dachfonds der großen Filial-Bankgruppen, die 1998 und 1999 aufgelegt wurden. Die Top-20 Gruppe lag im 4. Quartal 2002 bei mehr als EUR 100 Mio., die größten 10 Fonds sogar bei mehr als EUR 200 Mio.
Größere Fonds bevorzugen
Anleger sollten im Zweifelsfall in größere Fonds investieren. Es gibt zwar auch das Argument, dass sehr große Fonds nicht mehr genug attraktive Anlagemöglichkeiten hätten und nicht mehr flexibel genug seien - dies trifft jedoch nur für wenige internationale Flaggschiffe im Fondsmarkt zu. Österreichische Fonds müssen mit diesem Problem nicht kämpfen.
Fitzrovia: Österreichs Anleihenfonds mit 0,51 % am günstigsten
Die Analyse von Fitzrovia reiht Österreichs Anleihenfonds mit durchschnittlich 0,51 % Gesamtkosten p. a. als die günstigsten in Europa. Diese Daten beziehen sich auf Anleihenfonds, die in Österreich aufgelegt wurden (d. h. von österreichischen KAGs). Auch die folgenden Daten aus anderen Ländern beziehen sich jeweils auf das Fondsdomizil.
Schwedische Anleihenfonds liegen mit 0,58 % an zweiter Position, gefolgt von belgischen (0,71 %) und deutschen Anleihenfonds (0,74 %).
Am obersten Ende der Kostenskala liegen spanische Anleihenfonds mit 1,47 % und italienische Anleihenfonds mit 1,26 %.
Österreichische Anleihenfonds mit Kostenvorteil gegenüber ausländischer Konkurrenz
Für März dieses Jahres wird die steuerlichen Gleichstellung der inländischen Anleihenfonds mit ausländischen Konkurrenzprodukten erwartet (Verfassungsgerichtshof-Entscheidung aus 2002).
Eine Reihe von ausländischen Fondsgesellschaften wird neue Produkte in Österreich zum Vertrieb anmelden. Der Wettbewerb wird zunehmen und vor allem über den Faktor Gesamtertrag und Performance ausgetragen. Bei Anleihenfonds spielt jedoch der Kostenfaktor eine wichtige Rolle. Österreichische Anleihenfonds sind auf Basis der Fitzrovia Studie im Vorteil.
Aktienfonds: Belgische Aktienfonds am günstigsten
Bei aktiv verwalteten Aktienfonds ergibt sich folgendes Bild: Belgien (0,93 %) vor Deutschland (1,02 %) und Frankreich (1,23 %). Österreichische Fonds liegen hier mit 1,46 % im Mittelfeld.
Die teuersten Fonds sind wiederum die spanischen Aktienfonds mit einer Gesamtkostenbelastung von satten 2,12 %, gefolgt von Italien mit 1,86 % und Luxembourg mit 1,67 %.
Deutsche Indexfonds kosten weniger als ein Drittel der italienischen Indexfonds
Mit 0,59 % liegen deutsche Indexfonds am untersten Ende der Skala. Die Kosten österreichischer Indexfonds wurden mit 1,11 % angegeben. Dies bedeutet wieder ein Platz im Mittelfeld auf Position 6. Für italienische Indexfonds ergab die Studie einen außerordentlich hohen Wert von 2,19 %, in dieser Kategorie weit vor Spanien mit 1,57 %.
Die unterschiedlichen Kostenniveaus innerhalb Europas zeigen das Liberalisierungs- und Harmonisierungspotenzial innerhalb Europas auf.
Quelle: Fitzrovia International plc, London