Die Konzentration im deutschen Fondsgeschäft nimmt weiter zu. Durch Übernahmen und Fusionen verwalten die drei größten Gesellschaften (DWS, Deka, Union) mittlerweile rund 202 Milliarden Euro, oder knapp 62 Prozent des Marktes. Und die Top-Fünf-Anbieter – unter zusätzlicher Berücksichtigung von Allianz Dresdner Asset Management (ADAM) und Cominvest (Ex-Adig) – kommen auf einen Marktanteil von stolzen 82,4 Prozent, bzw. 271 Milliarden Euro unter Verwaltung. Die zehn größten Gesellschaften schließlich – auf den Plätzen folgen mit nun schon erheblichem Abstand Activest, Oppenheim, Frankfurt-Trust, SEB und Indexchange – bringen 303 Milliarden Euro auf die Waage, was einem Marktanteil von mehr als 92 Prozent entspricht (siehe Tabelle).
Fondsgesellschaft |
Vermögen (Mio. €) |
Marktanteil |
DWS |
83248 |
25,3 % |
DEKA |
63636 |
19,4 % |
Union |
55433 |
16,9 % |
ADAM |
43582 |
13,3 % |
Cominvest |
24781 |
7,5 % |
Activest |
16754 |
5,1 % |
Oppenheim |
5536 |
1,7 % |
Frankfurt-Trust |
4432 |
1,3 % |
SEB INVEST |
3407 |
1,0 % |
Indexchange |
2509 |
0,8 % |
Stand: 30.11.2002
Bei Neugeschäft sind nicht alle Großen gut
Beim Neugeschäft mit Fondsanteilen zeigen sich seit einiger Zeit bei den verschiedenen Anbietern erhebliche Unterschiede. Während noch vor einigen Jahren die fünf größten Gesellschaften nach verwaltetem Vermögen auch beim Mittelzufluss spitze waren, spielten etwa Adig (bzw. Cominvest) wie auch ADAM (Allianz und Dit) in den letzten drei Jahren praktisch keine Rolle mehr. Die Adig wurde im Jahr 2000 durch den Ausstieg der HypoVereinsbank aus dem Adig-Gesellschafterkreis aus der Bahn geworfen. Durch die Neugründung der Activest und die Übertragung etlicher Adig-Fonds und –Kunden auf die neue Fondsgesellschaft der HypoVereinsbank flossen der Adig mehr als sechs Milliarden Euro ab. Doch der Aderlass setzt sich bis zum heutigen Tag fort: Zwar flossen 2001 netto schlappe 152 Millionen Euro zu, im laufenden Jahr aber bereits wieder 2,25 Milliarden Euro ab.
Adig und ADAM leiden unter Absatzschwäche
Ähnlich prekär wie bei der Adig ist die Lage bei ADAM, dem Zusammenschluss aus Allianz KAG und Dit. Noch im Jahr 2000 konnten sich die beiden Einzelgesellschaften knapp 10 Prozent des Neugeschäfts der Branche sichern, zusammengenommen flossen ihnen knapp sechs Milliarden Euro zu. Doch 2001 sank die addierte Vertriebsleistung auf 1,2 Milliarden bzw. auf nur noch 3,8 Prozent Marktanteil. Und im laufenden Jahr schlagen gerade einmal 411 Millionen Euro zu Buche, was einem Marktanteil von 2,5 Prozent entspricht. Interessant am Rande: der neu aufgelegte Dit-Euro Bond Total Return spülte allein 1,4 Milliarden Euro in die ADAM-Kassen – die übrigen ADAM-Fonds schrumpften demnach tendenziell.
Die Absatzschwäche ist hausgemacht
Die Gründe für das schwache Neugeschäft der Fondsanbieter sind vielfältig. Da ist einmal der enorme Konkurrenzdruck auf europäischer Ebene, der sich vor allem im so genannten Drittvertrieb auswirkt. Vor allem ausländische Anbieter locken teilweise mit überdurchschnittlichen Provisionen (bisweilen aber auch mit größerem Anlageerfolg), weshalb viele Vermittler diese Produkte bevorzugt anbieten. Aber auch im Erstvertrieb über die Mutterbanken läuft das Geschäft schleppend. So sehen etwa HypoVereinsbank (Activest) und Commerzbank (Cominvest) ihre Fondsgesellschaften als reine Produktanbieter unter vielen. Und so werden deren Fonds vielfach auch nur als ein Produkt von vielen angeboten. Die Kunden der Dresdner Bank gelten hingegen als gesättigt, was den Besitz von Fonds angeht. Doppelt schwierig für ADAM, dass die exklusive Vertriebsvereinbarung mit der DVAG, der größten Vertriebsgruppe in Deutschland, verloren ging. Seit diesem Jahr bietet die DVAG bevorzugt DWS-Fonds an. Und die verkäuferische Expertise der Allianz-Vertreter hat sich beim Fondsgeschäft noch nicht gezeigt.
Last but not least fließt das Geld der Großbank-Kunden vielfach in Produkte, die sich zahlenmäßig bei den Fondsgesellschaften nicht niederschlagen, etwa in bankeigene Geldmarktkonten oder auch in Dachfonds, die über ausländische Bank-Töchter aufgelegt wurden.
Die Geschäfte der großen Drei laufen glänzend
Trotz aller Widrigkeiten und Marktschwächen, die alle Fondsanbieter gleichermaßen treffen, konnten die drei großen deutschen Gesellschaften auch in diesem Jahr 84 Prozent des Neugeschäfts für sich verbuchen. Ihnen flossen aggregiert 14 Milliarden Euro zu. Und das, obwohl auch die Hauptvertriebspartner primär Eigeninteressen verfolgen. Das ist einerseits die Deutsche Bank, die bei der DWS noch immer einer der wichtigsten Einzelvertreiber ist. Das sind aber auch die vielen Sparkassen die das Geschäft der Deka stemmen, sowie die Volks- und Raiffeisenbanken als beinahe ausschließlicher Absatzweg für Union-Fonds.
Fondsgesellschaft |
Nettozufluss (Mio.€) |
Marktanteil |
Union |
5081 |
30,9 % |
DWS |
5006 |
30,4 % |
DEKA |
3821 |
23,2 % |
Indexchange |
1721 |
10,4 % |
Oppenheim |
855 |
5,2 % |
Adam |
411 |
2,5 % |
Frankfurt-Trust |
329 |
2,0 % |
Activest |
237 |
1,4 % |
SEB INVEST |
85 |
0,5 % |
Cominvest |
-2252 |
- |
Stand: 30.11.2002
Shootingstar Indexchange
Das gestiegene Interesse der Anleger an so genannten Exchange Traded Funds lässt sich am besten am Neugeschäft von Indexchange festmachen. Mit einem Nettoabsatz von 1,7 Milliarden Euro schnellte der ETF-Anbieter aus dem Stand auf Platz vier im Neugeschäft mit einem Marktanteil von mehr als 10 Prozent. ETFs sind passiv gemanagte Fonds, die sich an den gängigen Indizes wie DAX, Euro Stoxx 50 oder S&P 500 orientieren. Die Fonds werden wie Aktien ständig an der Börse gehandelt und sind sowohl von den Transaktionskosten als auch den Verwaltungsgebühren her sehr günstig. Dank des Verkaufserfolgs rückte Indexchange zugleich in die Top Ten der größten Fondsanbieter auf (siehe oben).