Das Schlimmste haben wir hinter uns

Jochen Mathée ist Fondsmanager bei INVESCO Frankfurt und u.a. verantwortlich für den INVESCO Neue Märkte Fonds. Wie sehr er den Unternehmenszahlen noch vertraut, was ein Fondsmanager dazu beitragen kann, dass die Investoren wieder Vertrauen fassen, und ob die Anleger vielleicht sogar betrogen worden sind lesen Sie etwa im folgenden Interview. Funds |
Small Caps schlagen Large Caps   e-fundresearch: Jochen Mathée, Sie sind Fondsmanager bei INVESCO Frankfurt und u.a. verantwortlich für den INVESCO Neue Märkte Fonds. Denken Sie das Ihre bisherige Strategie, dass also der Nemax All Share den Nemax 50 schlagen wird, d.h. Small- und Mid Caps tendenziell besser performen als Large Caps, weiterhin Bestand hat?  

Jochen Mathée: Das ist voll und ganz der Fall. Viele Analysten und Marktteilnehmer lassen, weil Sie Limitationen bezüglich der minimalen Marktkapitalisierung haben, gerade kleinere Werte des Neuen Marktes links liegen verzichten gänzlich auf Coverage. Deswegen existieren hier deutliche Ineffizienzen. Weiters sind die kleineren Titel deutlich günstiger bewertet als die großen Werte und deshalb versprechen wir uns hier eine wesentlich bessere Performance.  

Nemax 20 wird sich nicht durchsetzen 

e-fundresearch: Was halten Sie dann eigentlich vom geplanten Nemax 20, also einem Index der das Qualitätssegment des Neuen Marktes darstellen soll? 

Jochen Mathée: Diese Idee wird sich am Markt, denke ich, nicht durchsetzen können. Denn es gibt hier für KAG´s bezüglich der Wahl einer Benchmark aufgrund des KAGG (Anm.: Deutsches Gesetz über Kapitalanlagegesellschaften) rechtliche Probleme: Alle über 5 Prozent liegenden Investments, dürfen zusammen 40 Prozent des Fondsvolumens nicht überschreiten. Rein rechnerisch kommt man da gar nicht hin und deswegen wird es sicherlich beim Nemax 50 bleiben.  

Privaten Investor nicht allein lassen 

e-fundresearch: Viel ist schon über das mangelnde Investorenvertrauen, besonders am Neuen Markt geschrieben worden. Können Fondsmanager wie Sie eigentlich dazu beitragen, dass Investoren wieder mehr Vertrauen in den Neuen Markt haben? Vertrauen Sie selbst den Zahlen überhaupt noch? 

Jochen Mathée: Man kann sicherlich einiges tun um dieses Vertrauen zurück zu gewinnen. INVESCO hat etwa dieses Jahr damit begonnen, auf Hauptversammlungen eine aktive Rolle zu spielen und den Organen kritische Fragen zu stellen. Wir sind die Einzigen die das auf der institutionellen Seite für den Neuen Markt tun und hoffen das uns andere KAG´s nachfolgen. Nur so kann man dem privaten Investor signalisieren, dass er nicht ganz allein gelassen wird.  

Wir achten schon sehr genau auf die Zahlen in den Geschäftsberichten. Hier stellen wir aber häufig fest, dass die Bewertungsspielräume bei den unterschiedlichen Bilanzierungsstandards, also IAS, US-GAAP oder HGB, manchmal sehr groß sind. Zu diesen kritischen Themen stellen wir dann auch sehr kritische Fragen. 

„Das Schlimmste haben wir hinter uns“ 

e-fundresearch: Wie sieht eigentlich Ihr genereller Marktausblick aus? Haben wie das Schlimmste bereits hinter uns? Und in welche Werte investieren Sie zur Zeit und warum? 

Jochen Mathée: Das Schlimmste haben wir mit Sicherheit bereits gesehen. Wir hatten auf dem Höhepunkt etwa 340 Unternehmen, heute sind noch 270 Firmen am Neuen Markt gelistet. Bis zum Jahresende gehen wir von circa 200-220 Unternehmen aus. Die schwachen Firmen werden das Marktsegment verlassen oder in Insolvenz gehen. Die Firmen, die in diesem Jahr schon profitabel sind – und auf die wir uns auch konzentrieren – haben eine realistische Chance längerfristig, trotz der starken Rezession zur Zeit, zu überleben. Einige Firmen zahlen etwa heute schon Dividende, sind also sauber refinanziert und verfügen über starke Kasse Positionen. 

Im Technologiesektor sind wir zur Zeit mit 40 Prozent gewichtet, weil wir denken hier mehr verdienen zu können als in anderen Segmenten. 

Wurde der Anleger betrogen? 

e-fundresearch: Dem Investor wurde und wird weiterhin von den Fondsgesellschaften suggeriert, dass Fonds - und hier besonders Dachfonds – kaum Verluste machen können. Als Grund wurde die breite Risikostreuung und die Verwaltung durch Profis genannt. Wenn man sich aber nun die Entwicklung am Neuen Markt der letzten Jahre ansieht, könnte man fast sagen das der Anleger betrogen worden ist. Was sagen Sie dazu? 

Jochen Mathée: Der Anleger hat sich mit Sicherheit in eine gewisse Scheinsicherheit gewogen. Das Selbe gilt ja heutzutage auch bei Lebensversicherungen. Das Fondsmanagement versucht aber, dass der Anleger eine bessere Performance als der Markt macht. Wenn der Kunde einem das Mandat aber nicht gibt, kann man aus einem Neue Märkte Fonds kein Kasseprodukt machen. 49 Prozent Cash kann man also z.B. nicht halten, weil der Investor einem das Geld dafür nicht zur Verfügung gestellt hat. 

e-fundresearch: Vielen Dank für das Gespräch!

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