Bo Hopson: Wir haben gar nicht erwartet, dass der Dow Jones auf diesem Niveau notiert. Die fundamentalen Daten sprechen auch überhaupt nicht für solch schwache Kurse.
Mary Porter: Unsere Benchmark ist der S&P 500. Dieser ist sogar noch stärker gefallen als der Dow, welcher nur zwei technologielastige Titel enthält. Der S&P 500 enthält dagegen 86 dieser Unternehmen und diese kamen gerade Anfang 2000 in den Index.
Man kann nicht sagen dass wir den Boden nun gefunden haben, aber einige Dinge sollte man unbedingt bedenken: Die Fundamentaldaten sprechen trotz Worldcom & Co. gegen solch einen dramatischen Kursverlauf. Wir sehen derzeit eine klare Übertreibung nach unten. Seit dem letzten Konjunktureinbruch 1991 haben sich ja viele Rahmenbedingungen enorm verbessert: Beschäftigung, Produktivität, technologischer Fortschritt, usw.
Ein wichtiges Datum: der 14. August
Ein sehr, sehr wichtiges Datum dürfte aber der 14. August sein. Da werden die CEO´s der 1000 größten amerikanischen Firmen eine Erklärung unterschreiben, in der sie für die Genauigkeit ihrer Bilanzen bürgen. Seit der Ankündigung dieser Maßnahme durch die SEC hat der Dow Jones 1300 Punkte verloren, weil die Unsicherheit der Investoren dadurch zugenommen hat. Man weiß ja nicht wer unterschreibt und wer nicht. Und ob dann einige Firmen ihre Zahlen nach unten revidieren müssen, und wenn ja um wie viel? Dieses Ereignis könnte für die Bodenbildung des Dow enorm wichtig sein.
Amerikanische Aktien um 35 Prozent unterbewertet
e-fundresearch:Denken Sie, dass das so genannte Japan Syndrom nun auch in den USA Wirklichkeit werden könnte?
Bo Hopson: Nein, denken wir nicht. Das Fed Modell, das die 10-Jahres-Anleihenrendite und die Gewinnrendite bei Aktien in Relation zueinander setzt, signalisiert derzeit, dass der S&P 500 etwa 35 Prozent unterbewertet ist. Die Wachstumsraten der S&P 500 Firmen befinden sich bei 10-25 Prozent durchschnittlich. Deswegen glauben wir nicht, dass sich eine Blase wie in Japan aufbaut.
Fed hat aus den Fehlern der BoJ gelernt
Mary Porter: Und die Fed schaut der Bank of Japan auch laufend über die Schultern: In ihrem letzten Weißpapier über Japan sagt die Fed etwa, dass wenn Japan nach dem Platzen der Immobilienblase seine Zinsen schneller und aggressiver gesenkt hätte, die enormen Verluste des letzten Jahrzehntes verhindert hätten werden können. Die Fed hat aus all diesen Fehlern in Japan gelernt und deswegen wird man die Zinsen in den USA sicher nicht übereilt anheben. Aktuell geht man sogar davon aus, dass die Fed die Zinsen nicht vor der zweiten Jahreshälfte 2003 anheben wird. Die niedrigen Zinsen sollten der US-Wirtschaft enorm helfen.
Vertrauen der Investoren kehrt bei steigenden Kursen zurück
e-fundresearch:Wann kehrt das Vertrauen der Investoren in den Markt endlich wieder zurück?
Bo Hopson:Sobald die Märkte wieder steigen, sollte das der Fall sein. Und da wir nahe dem Boden sind, sollte das nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen.
Mary Porter: Und aktuell bekommen wir gerade von institutionellen Anleger wieder sehr viel Geld, das wir tagtäglich investieren.
Wie ist der Fonds positioniert?
e-fundresearch: Wie ist Ihr Fonds aktuell positioniert und was planen Sie in der Zukunft zu verändern?
Bo Hopson: Unser Fonds ist auf einen längerfristigen Anlagehorizont ausgelegt. Aktuell gewichten wir den Konsum-, Gesundheits- und Pharma- bzw. Finanzsektor über.
Mary Porter: Änderungen werden auch nur vor dem Hintergrund eines längeren Anlagehorizontes getroffen. Wir investieren weiterhin in international ausgerichtete Unternehmen, die schneller wachsen als der Durchschnitt. Technologie gewichten wir unter und das werden wir auch weiterhin tun.
e-fundresearch: Vielen Dank für das Gespräch!