Etwas skeptisch ist er hingegen was Unternehmensanleihen und Lokalwährungen betrifft. So wären Investoren in der Vergangenheit mit Hartwährungen zumeist besser gefahren.
Warum hinter einer Benchmark verstecken?
Kassin ist nach eigenen Angaben ausschließlich in Hartwährungsstaatsanleihen investiert – was ist im Grunde eine sehr einfache Story sei. Einer Benchmark folge er im Rahmen seines Investmentansatzes nicht, obwohl es durchaus Jahre gebe wo das funktioniert. „Ehrlich gesagt verstehe ich nicht wieso sich ein Portfoliomanager hinter einer Benchmark verstecken sollte“, stellt er in den Raum.
Schwellenländer-Anleihen haben sich verbessert
Seit 1998 der damalige russische Premierminister Sergej Kirijenko den Staatsbankrott verkündete, hätten sich Schwellenländeranleihen Jahr um Jahr verbessert – nicht nur was die Ratings betrifft, sondern auch die Spreads wären sukzessive niedriger geworden. Eine Ausnahme sei hier Venezuela, das zwar mittlerweile bessere Ratings aufweise, aber gleichzeitig auch höhere Spreads.
Zurückzuführen sei das auf die hohen aufgehäuften Fremdwährungsreserven. „Investoren wissen, dass die Emittenten ihre Schulden begleichen können“, so Kassin. In fundamentaler Hinsicht würden die Emerging Markets heute deutlich besser dastehen als die Industrienationen. Ausnahmen gebe es allerdings immer noch, so der Experte mit Hinblick auf Länder wie Ekuador.
Fehlt so manchem Marktteilnehmer die Moral?
Kassin ist überzeugt, dass sich diese positive Entwicklung fortsetzen wird, beklagt aber auch die fehlende Moral unter den Marktteilnehmern herrsche: „Die derzeitige Gesetzeslage macht es möglich, dass Fondsmanager Aussagen tätigen können wie: Griechenland wird in drei Jahren ausfallen. Sie sollten sich darüber im Klaren sein, was sie mit solchen Aussagen an den Märkten anrichten können.“
Zur aktuellen Dollarschwäche
Trotz des derzeitigen Höhenflugs von Lokalwährungsanleihen ist er nach wie vor von Hartwährungen überzeugt. „Im Rückblick haben Hartwährungen Lokalwährungen meistens geschlagen.“ In weniger guten Jahren könne man immer noch mit einem Dollar-Hedge über die Runden kommen. „Dass der Dollar zusammenbrechen wird, höre ich seit 25 Jahren“, so der Experte zur aktuellen Dollarschwäche.
Weniger überzeugt ist Kassin auch von Schwellenländer-Corporate Bonds: „Das Performancepotenzial wiegt hier nicht die verdeckten Risiken auf.“ So könne etwa ein Unternehmen auf den ersten Blick als sicher erscheinen, sich aber letztlich als Schwindel entpuppen. Dazu würden Faktoren kommen wie die begrenzte Liquidität sowie das niedrige Beta in Aufwärtsphasen und das höhere in Abwärtsphasen.
Bedeutungslose Ratings
Ratings bezeichnet der Reyl Asset Management-Experte angesichts der langsamen und ungenauen Arbeit der Agenturen und des damit verbundenen Reputationsverlusts als „mehr oder weniger bedeutungslos“. Viel mehr als eine Basisanalyse würde ihre Einschätzungen nicht darstellen. Worauf es vielmehr ankomme sind die finanziellen Rahmenbedingungen der Emittenten – und diese wären besser als je zuvor.
Timing ist Alles
Regionale Präferenzen hat Kassin nach eigenen Angaben nicht: „Wir investieren dort wo wir Potenzial sehen und liquide Titel verfügbar sind.“ Möglichkeiten um Alpha zu generieren würden sich etwa aus den variablen Korrelationen zwischen den Anleihen verschiedener Länder, volatilen Wirtschaftsdaten oder unvorhersehbaren politischen Entwicklung ergeben. Nachsatz: „Timing ist Alles.“
Der Reyl (Lux) Global Funds – Emerging Debt Opportunities
Der Reyl (Lux) Global Funds – Emerging Debt Opportunities hat bis Anfang Oktober eine Performance von +8,51 Prozent erzielt. Der JP Morgen EMBI Global hat über den gleichen Zeitraum um +14,15 zugelegt. Als einen entscheidenden Vorteil gegenüber Konkurrenzprodukten sieht Kassin nicht zuletzt die Möglichkeit für den Fall der Fälle zu 100 Prozent in Cash investiert zu sein.