„Nachhaltigkeit in der Kapitalanlage“

Christoph Groß, Fondsmanager des LBBW Nachhaltigkeit Renten Fonds, sprach exklusiv mit e-fundresearch über sein Management und seine Strategie, sowie die Ups and Downs im Kapitalmarktumfeld, wo er sich seine Motivation holt und welche Ziele er sich setzt. Funds | 09.06.2010 04:30 Uhr
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e-fundresearch: Herr Groß, Sie sind Fondsmanager des LBBW Nachhaltigkeit Renten Fonds (ISIN: DE000A0X97D2). Seit wann sind Sie für das Management dieses Fonds verantwortlich? Groß: Der LBBW Nachhaltigkeit Renten wurde im September 2009 zunächst für institutionelle Kunden aufgelegt und im März 2010 um eine Tranche für Privatkunden erweitert. Der Fonds ist also noch relativ jung.

e-fundresearch: Orientieren Sie sich an einer Benchmark? Wenn ja, an welcher?

Groß: Wir verstehen uns in der LBBW Asset Management grundsätzlich als aktiver Manager. Daher wollen wir keine Benchmark abbilden oder diese umarmen. Die für den Fonds ausgewählte Benchmark dient mir lediglich als Orientierungshilfe. Der Fonds enthält neben europäischen Staatsanleihen auch Pfandbriefe und Unternehmensanleihen, um eine breite Diversifikation und Risikostreuung anzubieten. Da wir uns durch ein Investment in Rentenpapiere primär im Zinsumfeld bewegen, nehmen wir als Vergleichsindex den europäischen Staatsanleihen-Index „iBoxx Eurozone 1-10 Jahre“.

e-fundresearch: Managen Sie aktuell auch noch andere Fonds oder Mandate?

Groß: Neben dem nachhaltigen Publikumsfonds manage ich diverse gemischte Renten-Spezialfonds mit dem Schwerpunkt auf Corporate Bonds.

e-fundresearch: Wie hoch ist das Gesamtvolumen, das Sie derzeit verwalten?

Groß: Das Gesamtvolumen beläuft sich aktuell auf rund 800 Mio. EUR.

e-fundresearch: Zur Performance: welche Ergebnisse konnten Sie seit Beginn des Jahres und in den letzten fünf Kalenderjahren, d.h. 2005, 2006 und 2007, 2008, 2009 erzielen? Sowohl absolut als auch relativ gegenüber der relevanten Benchmark.

Groß: Da der Fonds erst im September 2009 aufgelegt wurde, liegt per 30.04.2010 die Performance seit Jahresanfang bei 1,24% und damit knapp über Benchmark, die 1,07% zulegen konnte.

e-fundresearch: Wie sind Sie selbst mit Ihrer Leistung in den Vorjahren und in diesem Jahr zufrieden?

Groß: Der Zeitraum ist noch zu kurz, um eine qualitative Aussage treffen zu können. Aber mit dem Start bin ich bislang auf jeden Fall zufrieden. Die Minimierung von Risiken und eine stetige Performanceentwicklung stehen im Vordergrund.

e-fundresearch: Welche Ergebnisse würden Sie in diesem Zusammenhang als sehr gut, mittelmäßig und enttäuschend bezeichnen?

Groß: In dem aktuellen Marktumfeld schwierig zu sagen. Ich denke, wenn man in diesem Jahr mit kombinierten Rentenanlagen zumindest den Kupon verdienen kann, war es ein sehr gutes Jahr. Wenn man noch einen absolut positiven Return erreicht, würde ich es mittelmäßig bezeichnen. Enttäuschend wäre es sicherlich, wenn man in der Summe aller Rentenklassen durch starke Spreadausweitung, gepaart mit steigenden Zinsen, mit einem negativen Ergebnis abschließen würde.

e-fundresearch: Wie können Sie durch Ihre Leistung Mehrwert für Ihre Anleger schaffen?

Groß: Der größte Mehrwert für meine Spezialfonds-Kunden liegt vor allen Dingen in dem sehr engen, persönlichen und vertrauensvollen Kontakt, der über die letzten Jahre aufgebaut wurde. Dadurch kann ein intensiver Austausch über Strategien und Markteinschätzungen erfolgen, um dann für den jeweiligen Anleger auch das passende Anlageprofil im Mandat umzusetzen. Durch die Tatsache, dass wir innerhalb der LBBW Asset Management als Fondsmanager hohe Freiheitsgrade genießen, sind wir ebenso in der Position, Entscheidungen treffen zu können, die man für richtig hält, zu denen man steht und an denen man sich auch messen lässt. Das führt sowohl zu hoher Motivation des Managers als auch zu Selbstdisziplin und Risikokontrolle Bezogen auf den Publikumsfonds wird daher meine Einschätzung eins zu eins umgesetzt und nicht von übergeordneten Gremien oder Musterportfolios beeinflusst.

e-fundresearch: Wie lange sind Sie schon Fondsmanager?

Groß: Als Fondsmanager mit aktiver Portfolioverantwortung bin ich schon seit mehr als 5 Jahren tätig. Davor habe ich durch Praxiseinsätze während des Studiums sowohl im Inland als auch während eines 3-monatigen Auslandsaufenthalts in New York fast ein Jahr im Fondsmanagement verbracht. Somit bin ich schon eine ganze Weile in der Branche und habe den Orkan der Finanzkrise hautnah miterlebt, das prägt.

e-fundresearch: Was waren bisher Ihre größten Erfolge und Misserfolge in Ihrer Fondsmanager Karriere?
In welchem Kapitalmarktumfeld bewegen wir uns Ihrer Ansicht nach derzeit?

Groß: Misserfolg ist ein harter Begriff, ich würde es eher als negative Erlebnisse bezeichnen. Die lagen sicherlich in der Finanzkrise 2008/2009, als man auf einmal der Situation ausgesetzt war, dass einem durch den Zusammenbruch des Marktes teilweise die Hände gebunden waren, obwohl man eigentlich reagieren wollte. Dieses Gefühl war äußerst beklemmend.

Als Erfolg würde ich bezeichnen, dass uns das Thema „Nachhaltigkeit in der Kapitalanlage“ nicht erst seitdem es in der Presse „en vogue“ ist, wichtig ist, sondern damit seit fast 10 Jahren am Markt aktiv sind. Mein Kollege Steffen Merker von der Aktienseite hat den Nachhaltigkeitsansatz damals schon auf Spezialfondsebene aufgebaut. Bereits meine Diplomarbeit, die ich vor sechs Jahren während meines Praxiseinsatzes bei ihm geschrieben hatte, behandelte  das Thema „Sustainable Investments als Alternative im Institutionellen Asset Management“. Somit können wir sehr stolz darauf sein, schon frühzeitig diesen Megatrend erkannt und positioniert zu haben.

Aktuell haben wir es mit einem sehr schwierig zu fassenden Kapitalmarktumfeld zu tun. Die Unsicherheit an den Märkten, die durch die Finanzmarktkrise ausgelöst wurde und über den konjunkturellen Abschwung die Realwirtschaft getroffen hat, und nun, durch die massiven staatlichen Stützungsmaßnahmen mit der Herausforderung explodierender Staatshaushalte und einem immer noch wackeligen Finanzsektor seinen Höhepunkt gefunden hat, lässt wenig Spielraum oder Ausweichmöglichkeiten, um „sichere“ Assetklassen zu finden. Europäische Staatsanleihen notieren teilweise auf Niveaus von Schwellenländern, Tagesgelder sind unattraktiv, Pfandbriefe teilweise illiquide und die Spreads von Unternehmensanleihen schon gut gelaufen, Aktienrisiko nehmen die wenigsten Anleger. Dazu kommt die massive Geldmenge, die angelegt werden muss und zu Fehlentwicklungen/-allokationen bei den Assetpreisen führen kann, weil vielen Anlegern wie Versicherungen oder Pensionskassen auch nichts anderes übrig bleibt, als die Gelder anzulegen, egal in welcher Marktsituation.

e-fundresearch: Wie agieren Sie in diesem Umfeld?

Groß: Ich denke, in diesem Umfeld sind Unternehmensanleihen von global aufgestellten Konzernen guter bis sehr guter Bonität, die nicht zu stark von lokalen Länderthemen beeinflusst werden, am attraktivsten, zum Beispiel BASF, Linde, Deutsche Telekom oder auch GlaxoSmithKline, Roche und Sanofi-Aventis. Interessanterweise sind auch Unternehmen aus den südeuropäischen Staaten im Versorger- oder Telekombereich sehr gut aufgestellt, wie etwa EDP oder Telefonica. Jedoch können sich diese dem Sovereign Risiko aktuell nicht entziehen.

e-fundresearch: Was sind die speziellen Herausforderungen in der aktuellen Situation?

Groß: Die wichtigsten Herausforderungen werden sein, Ausfälle zu vermeiden, Risiken zu reduzieren und nicht der letzten Renditestelle hinterherzulaufen. Zur Not sollte man auch den Mut mitbringen, Kasse zu machen und sich an die Seite zu stellen. Der Kapitalerhalt sollte in solchen Phasen im Vordergrund stehen.

e-fundresearch: Welche Ziele haben Sie kurzfristig bis zum Ende des Jahres und mittelfristig für die kommenden 3-5 Jahre?
 
Groß: Bis zum Jahresende und darüber hinaus habe ich mir zum Ziel gesetzt, das Bewusstsein für nachhaltiges Investieren weiter zu schärfen und auch dafür zu werben. In Krisenzeiten wie diesen wird immer deutlicher, dass es zu einem Umdenken kommen muss. Wir haben es hier nicht mit einer „geplatzten Blase“ zu tun, sondern wohl eher mit einer tiefgreifenden Strukturkrise, deren weitere Folgen sich noch nicht abschätzen lassen. Diese Situation trifft sowohl Privathaushalte als auch Unternehmen und sogar Staaten als Ganzes. Es scheint, dass man an einem Punkt angekommen ist, an dem die bisherige Lebensweise der industriellen, westlichen Welt an ihre Grenzen stößt. Der Streben nach kurzfristigem Erfolg oder ein Verhalten auf Kosten / Schulden künftiger Generationen hilft niemandem Daher ist es aus meiner Sicht notwendig, dass das Bewusstsein für nachhaltiges wirtschaften, handeln und somit auch investieren weiter an Bedeutung gewinnt.

e-fundresearch: Gibt es für Sie Vorbilder?

Groß: Vorbilder in dem Sinne, dass man das Leben oder die Lebensweise eines anderen Menschen kopiert oder sich genauso verhält, sicherlich nicht. Jeder Mensch hat eine eigene Persönlichkeit, einen eigenen Charakter und wird beeinflusst von dem, was um ihn herum passiert. Aber ich denke, dass es sinnvoll ist, sich von Persönlichkeiten des Lebens auch mal das eine oder andere Positive abzuschauen oder auch anzunehmen. Ruhe zu bewahren, wenn alles um einen herum chaotisch wird, Spaß am Leben zu haben aber auch mal bescheiden zu sein. Dabei können Vorbilder sicherlich helfen.

e-fundresearch: Was motiviert Sie als Fondsmanager in Ihrem Job?

Groß: Das motivierende am Job des Fondsmanagers ist die Herausforderung, sich immer wieder neu, jeden Tag, mit unterschiedlichsten Themen auseinandersetzen zu dürfen, neue Entwicklungen schneller als andere vorherzusehen und dann auch aktiv mitgestalten zu können. Der oben beschriebene hohe Grad an Entscheidungsfreiheit spielt hierbei natürlich eine große Rolle.

e-fundresearch: Was wollen Sie noch erreichen bzw. was sind Ihre weiteren Ziele als Fondsmanager?

Groß: Wichtig ist es im Beruf des Fondsmanagers zunächst einmal, sich bewusst zu sein, welch hohes Maß an Verantwortung man mit seiner Arbeit übernimmt. Auch welchen Einfluss man durch die anvertrauten, großvolumigen Anlagegelder auf die Märkte haben kann. Mein primäres Ziel als Fondsmanager ist es daher, mit& Investmententscheidungen verantwortlich umzugehen und diejenigen Firmen oder Emittenten zu unterstützen, die ebenfalls verantwortungsvoll und somit „nachhaltig“ mit ihren Mitarbeitern, Kunden und der Gesellschaft umgehen. Ich denke, dass man durch „nachhaltige Investments“ genau dieser Verantwortung nachkommen und die Gelder in die richtige Richtung lenken kann.

e-fundresearch: Welchen Beruf würden Sie gerne ausüben, wenn Sie nicht Fondsmanager wären?

Groß: Mein ehemaliger Musiklehrer wollte immer, dass ich Musik studiere und hier vor allen Dingen Gesang. Jedoch wollte ich nie mein Hobby zum Beruf machen sondern mein Interesse. Die Musik dient mir als optimaler Ausgleich zum Alltagsstress. Daher bin ich froh, neben meinem Interesse für Fußball, dieses Hobby zu haben.

e-fundresearch: Herzlichen Dank für das Gespräch!

 


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