Ein Trend-Identifikator im Fondsmanagement

Michael Schönhart, Fondsmanager des „Top Trend“ der BAWAG P.S.K. INVEST, spricht in einem Interview mit e-fundresearch über Teamwork, das Fondsmanagement und Trendfolgesysteme. Warum er schlechtere Zeiten als Lernphasen und nicht als Misserfolg sieht, erfahren Sie im Folgenden: Funds | 24.02.2010 05:00 Uhr
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e-fundresearch: Herr Michael Schönhart, Sie sind Fondsmanager des „Top Trend“  (ISIN: AT0000A09YQ2) der BAWAG P.S.K. INVEST. Seit wann sind Sie für das Management dieses Fonds verantwortlich? Schönhart: Seit Fondsauflage im September 2008.

e-fundresearch: Orientieren Sie sich an einer Benchmark? Wenn ja, an welcher?

Schönhart: Der Top Trend besitzt keine offizielle Benchmark. Der fairste Vergleich für das Handelssystem des Fonds ist ein gleichgewichtetes Portfolio aus allen investierbaren Assetklassen des Fonds.

e-fundresearch: Managen Sie aktuell auch noch andere Fonds oder Mandate?

Schönhart: Ja, den „Top Trend Garant“ und den „Top Trend Kapitalgarant“

e-fundresearch: Wie hoch ist das Gesamtvolumen, das Sie derzeit verwalten?

Schönhart: Das Team Quantitative Research in der BAWAG P.S.K. INVEST verwaltet derzeit 135 Millionen Euro. Systementwicklungen und Entscheidungen werden grundsätzlich in der Gruppe getroffen.

e-fundresearch: Zur Performance: Welche Ergebnisse konnten Sie seit Beginn des Jahres und in den letzten fünf Kalenderjahren, d.h. 2005, 2006, 2007, 2008 und 2009, erzielen? Sowohl absolut als auch relativ gegenüber der relevanten Benchmark.

Schönhart: Der „Top Trend“ wurde im September 2008 aufgelegt. Da er keine offizielle Benchmark besitzt, sind die nachstehenden Erträge absolute Werte.
2008: +1,17 % (Fondsauflage im September 2008)
2009: +10,25 %
2010: -0,30 % (Jänner)

e-fundresearch: Wie sind Sie selbst mit Ihrer Leistung in den Vorjahren und in diesem Jahr zufrieden?

Schönhart: Das Marktumfeld bei Fondsauflage im Herbst 2008 war sehr schwierig. 2009 konnten sich viele Märkte wieder erholen. Mit der konstanten Performance des Systems bei gleichzeitig niedriger Volatilität in beiden Jahren bin ich daher sehr zufrieden. Im Jänner 2010 bewegten sich die Märkte großteils seitwärts und das Ergebnis des Fonds liegt im erwarteten Bereich.

e-fundresearch: Welche Ergebnisse würden Sie in diesem Zusammenhang als sehr gut, mittelmäßig und enttäuschend bezeichnen?

Schönhart: Sehr gut ist der stabile Ertrag auch in schlechten Marktphasen bei gleichzeitig geringer Volatilität. Mittelmäßig ist das Ergebnis im Jänner 2010, welches aber für solche Handelssysteme typisch ist.

e-fundresearch: Wie können Sie durch Ihre Leistung Mehrwert für Ihre Anleger schaffen?

Schönhart: Das seit Jahren erfolgreich eingesetzte Handelsmodell identifiziert die wichtigsten Trends an verschiedenen globalen Finanzmärkten. Das quantitative System investiert in die jeweils trendstärksten Märkte und kann dabei gezielt in Anleihen, Aktien, Rohstoffe, Immobilienaktien und Währungen investieren. Dabei profitiert das System von Trends in steigenden als auch fallenden Märkten. Mit dieser flexiblen Anlagestrategie profitieren unsere Kunden von reduziertem Risiko mittels weltweiter Marktdiversifikation bei gleichzeitig erhöhtem Ertragspotenzial. Die Systeme finden Einsatz in verschiedenen unserer Produkte.

e-fundresearch: Wie lange sind Sie schon Fondsmanager?

Schönhart: Ich bin seit 2004 im Fondsmanagement tätig.

e-fundresearch: Was waren bisher Ihre größten Erfolge und Misserfolge in Ihrer Fondsmanager Karriere?

Schönhart: Als den größten Erfolg würde ich die Fondsauflage des Top Trend im Jahr 2008 anführen, die trotz des sehr schwierigen Marktumfelds sehr erfolgreich war. Marktphasen, in denen Handelssysteme nicht funktionieren, würde ich weniger als Misserfolge sondern eher als Lernphasen mit eingehender Analyse werten.

e-fundresearch: In welchem Kapitalmarktumfeld bewegen wir uns Ihrer Ansicht nach derzeit?

Schönhart: Nach einem für Trendfolgesysteme sehr erfolgreichen Jahr 2008 scheint das Umfeld im letzten Jahr unwirtlicher geworden zu sein. Derzeit bewegen sich die Märkte seitwärts. Somit sind zu wenig ausgeprägte Trends an den Märkten vorhanden. Aus Erfahrung und historischer Beobachtung ist bekannt, dass solche Phasen auftreten. Sobald ein Markt wieder eine klare Richtung vorgibt, die z.B. durch Wirtschaftswachstum, Zinsentscheidungen von Zentralbanken oder höhere Unternehmensgewinne als erwartet ausgelöst werden, können diese Systeme wieder systematisch Profite generieren.

e-fundresearch: Wie agieren Sie in diesem Umfeld?

Schönhart: Trendfolgesysteme bieten aufgrund ihrer negativen Korrelationseigenschaften zu den Aktienmärkten meist einen "natürlichen" Risikoschutz. Zusätzlich haben wir noch ein Risiko-Overlay im Einsatz, welches bei zu hoher Volatilität die Risikogrenzen des Trendfolgesystems weiter einschränkt. Beide Systeme in Kombination bieten einen sehr guten Schutz in schwierigen Marktphasen.

e-fundresearch: Was sind die speziellen Herausforderungen in der aktuellen Situation?

Schönhart: Derzeit ist sehr schwierig zu erkennen, ob sich die Dynamik der Finanzmärkte z.B. durch neue Regularien nachhaltig verändert oder ob es sich nur um eine vorübergehende Marktphase (Drawdown) handelt. Im ersten Fall würden die im Einsatz befindlichen Systeme falsch agieren. Im zweiten Fall erfolgt in der Regel ein sehr starker Rebound, wobei meist vergangene Verluste wettgemacht werden und wieder neue Höchststände erreicht werden. Die Gefahr ist, dass Systeme am Tiefpunkt modifiziert oder abgeschaltet werden und dann Verluste realisiert werden müssen. Eine Lösung ist ständiges Monitoring der eingesetzten Strategien und Diversifikation mittels eines Portfolios von unterschiedlichen, nicht stark korrelierten Handelsstrategien.

e-fundresearch: Welche Ziele haben Sie kurzfristig bis zum Ende des Jahres und mittelfristig für die kommenden 3-5 Jahre?

Schönhart: Vorrangiges Ziel ist die Weiterentwicklung der Handelsstrategien, des Risikomanagements und des Execution Managements. Wir legen besonderen Wert auf die Verbesserung des Rendite-/Risikoprofils unserer Fonds, um mehr Ertrag bei gleichzeitig möglichst niedrigem Risiko zu erzielen.

e-fundresearch: Welche Ergebnisse würden Sie in drei Jahren als sehr gut, neutral und enttäuschend empfinden?

Schönhart: Ich erwarte, dass die entwickelten Handelsstrategien in der Lage sind, weiterhin stabile Erträge bei geringem Risiko zu erwirtschaften. Durch unseren Fokus auf Neu- und Weiterentwicklung sollten wir auch in Zukunft gut gerüstet sein, die Dynamiken der Märkte zu erkennen und im kompetitiven Umfeld zu bestehen.

e-fundresearch: Gibt es für Sie Vorbilder?

Schönhart: Wichtiger als herausragende Einzelleistungen finde ich Menschen mit Teamgeist, Disziplin, Engagement, Ehrlichkeit und Integrität. Diese Eigenschaften sollten selbstverständlich im treuhänderischen Verwalten von Kundengeldern sein.

e-fundresearch: Was motiviert Sie als Fondsmanager in Ihrem Job?

Schönhart: Besonders motiviert mich die Herausforderung, jederzeit mit neuen Marktgegebenheiten erfolgreich umgehen zu müssen und die daraus gelernten Erfahrungen systematisch in Regeln zu fassen. Dieser systematische Ansatz ermöglicht eine ständige Weiterentwicklung des Investmentprozesses und das Vermeiden von emotional geprägten Fehlentscheidungen aufgrund von Tagesverfassung, Overconfidence oder Herdenverhalten (Stichwort "Behavioral Finance"). Dabei profitieren unsere Kunden von reduziertem Risiko bei gleichzeitig erhöhtem Ertragspotenzial.

e-fundresearch: Was wollen Sie noch erreichen bzw. was sind Ihre weiteren Ziele als Fondsmanager?

Schönhart: Ein wichtiges Ziel ist, dass der „Top Trend“ weiterhin erfolgreich und stabil an den Märkten investiert und dass das quantitative Fondskonzept von den Kunden gut angenommen wird. Langfristig plane ich, weitere Erkenntnisse der „Behavioral Finance", die Erklärungsmodelle für viele Marktanomalien bietet, systematisch und profitabel in den Fonds umzusetzen.

e-fundresearch: Welchen Beruf würden Sie gerne ausüben, wenn Sie nicht Fondsmanager wären?

Schönhart: Wissenschaftler, wahrscheinlich im Bereich Finanzwissenschaften oder in der Hirnforschung. Die Neugier und Faszination des Wissenschaftlers bewegen dazu, uns umgebende Vorgänge zu verstehen und zu erklären.

e-fundresearch: Vielen Dank für das Interview!


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