Wilson ist was Assetklasse betrifft vorsichtig optimistisch. „Es gibt trotz der jüngsten Rallye eine Vielzahl von interessanten Gelegenheiten. Vor allem für Stock-Picker ist das jetzige Umfeld ideal“, so der Experte. Voraussetzung für eine anhaltend gute Performance wäre jedoch, dass die staatlichen Stimulus-Maßnahmen fortgesetzt werden. Dass die US-Konsumenten wieder so konsumieren werden wie vor den Ausbruch der Krise glaubt er nicht.
Immer weniger „echte“ Stockpicker
Laut Wilson nimmt die Anzahl der echten Stockpicker sukzessive ab. Immer stärker nachgefragt werden hingegen quantitative Investmentstrategien. Gerade diese Entwicklung würde neben den krisenbedingt falsch bepreisten Aktien für erfahrene Stockpicker eine Vielzahl von Chancen eröffnen. „Wir versuchen jedoch nicht alles über ein Unternehmen in Erfahrung zu bringen, um dann erst zu handeln“, so Wilson. Das würde zu viel Zeit in Anspruch nehmen. Schließlich könnte die Konkurrenz reagieren oder sich das Unternehmen auch ändern.
Unternehmen mit gutem Finanzmodell gesucht
Konkret wird ein Anlageuniversum von 1.000 Unternehmen auf rund 200 bis 300 runtergebrochen. Dabei wird auch auf quantitatives Screening zurückgegriffen. „Aber nicht ausschließlich. Wir schätzen an dieser Methode, dass sie interessante Ideen aufwirft“, erklärt Wilson. Im Vordergrund würden jedenfalls Fundamentalanalyse und ein direkter Kontakt mit den Unternehmen stehen. „Es geht grundsätzlich darum Unternehmen mit einem guten Finanzmodell zu finden“, so der Experte. Dieses müsste für die Aktionäre Wert generieren.
Ist das Schlimmste überstanden?
Wilson ist davon überzeugt, dass die Weltwirtschaft das Schlimmste überstanden hat und auch die notwendige Überholung des Finanzsektors ist auf Kurs. Angesichts einer Arbeitslosenrate von neun Prozent sieht er derzeit keine unmittelbare Inflationsgefahr. „Was mir eher Sorgen bereitet ist sind die reflationären Effekte der Fed-Politik“, so Wilson. Alles in allem rechnet der Experte angesichts hochverschuldeter Staaten und Konsumenten mit einer schwierigen Entwicklung, die noch einige Jahre andauern wird.
Gute Zahlen im 3. Quartal erwartet
Für das dritte Quartal erwartet der Threadneedle-Experte sehr gute BIP-Zahlen. „Mitreißen sollen wir uns davon jedoch nicht lassen. Wir müssen mit einen langwierigen Erholungsprozess rechnen“, so Wilson. Was ihn jedoch positiv stimmt ist das Krisenmanagement der US-Unternehmen. Diese könnten aus der gleichen Belegschaft eine „Menge an Wert herausziehen“.
Über- und Untergewichtungen bei Threadneedle
Zuletzt wurde von der defensiven Einstellung abgegangen und das US-Portfolio wieder etwas ausgewogener ausgerichtet. Die Bewertungsspreads innerhalb der einzelnen Branchen würden sich laut Wilson zwar wieder normalisieren, aber immer noch genügend Möglichkeiten für Stockpicker bieten. Übergewichtet wären derzeit Informationstechnologieunternehmen. „Wir konzentrieren uns nach wie vor auf langfristige Gewinner“, so Wilson. Dazu zählt er Unternehmen wie International Game Technology, Weatherford oder die Einzelhandelskette Walgreens.
Lesen Sie auch den Artikel "US Aktien: Seltene Chancen für Stock Picker" mit Richard Wilson vom 01.04.2009!