Investment-Guru Jim Rogers schwärmt seit Jahren vom Wachstumspotenzial der Agrarwirtschaft. Die Fakten sprechen für seine Einschätzung: Eine stetig wachsende Weltbevölkerung – pro Tag werden rund 200.000 Menschen geboren – will mit ausreichend Nahrung versorgt werden und das bei rückläufiger Pro-Kopf-Anbaufläche. Für letztere Entwicklung sind unter anderem Faktoren wie Wasserknappheit, Urbanisierung sowie die zunehmende Verwüstung verantwortlich.
Steigende Nachfrage nach Lebensmittel
„Durch die steigende Nachfrage nach Lebensmitteln in immer besserer Qualität ergeben sich neue Möglichkeiten, entlang der gesamten Nahrungsmittel-Wertschöpfungskette zu investieren. Mit mittel- und langfristig guten Erfolgsaussichten“, so Andreas Korsa, Product Spezialist Equities Emerging Markets bei der DWS. So würden die Menschen in China und in bevölkerungsreichen Schwellenländern mit steigendem Wohlstand höherwertige Nahrungsmittel konsumieren.
DWS Agrar Fonds
Mit dem DWS Invest Global Agribusiness hat der Fondsspezialist der Deutschen Bank bereits 2007 einen Agrar-Fonds auf den Markt gebracht. Fondsmanager Oliver Kratz hat besonders Branchen wie die Fleischproduktion, Biotechnologie, Düngemittel und Saatgut, Agrartechnologie sowie die Verarbeitung im Visier. In den letzten sechs Monaten hat der Fonds eine Performance von +45,08 Prozent hingelegt. Als Hauptgrund für die gute Wertentwicklung nennt Kratz die Übergewichtung des Bereichs Anbau und Ernte gegenüber der Verarbeitung und Distribution.
Zuwächse im Sektor durch Düngemittel-Unternehmen
Aufwind hat die Assetklasse zuletzt auch von den zunehmenden Akquisitionsaktivitäten innerhalb des Sektors bekommen. So habe etwa der Düngemittelhersteller Agrium ein Angebot für CF Industries abgegeben. Kurz zuvor hatte der vermeintliche Übernahmekandidat selbst für Terra Industries geboten. Auch der kanadische Weizenproduzent Viterra hat sein Interesse an ABB Grain aus Australien bekundet.
Volatilität von Agrarrohstoffen
„Die Volatilität von Agrarrohstoffen ist relativ hoch. Investiert man jedoch in mehrere Agrarrohstoffe, hat man letztendlich eine weitaus niedrigere Volatilität, als wenn man nur in Aktienindizes investieren würde“, so Jean-Philippe Olivier, Head of BNP Paribas Asset Management Sigma Solutions. So würde die jährliche Volatilität des Eurostoxx 50 derzeit etwa bei 41 Prozent liegen, die des S&P GSCI Agriculture and Livestock Index lediglich bei 28 Prozent.
BNP AM Agrar Fonds
2007 hat auch BNP Asset Management einen aktiv gemanagten Agrar-Fonds aufgelegt. Der Parvest Agriculture ist nach Angaben von Olivier speziell auf europäische Investoren zugeschnitten und investiert in Indizes wie den S&P GSCI Agricultural and Livestock sowie den Dow Jones-AIG Agricultural Sub Index. Der Fonds investiert in erster Linie in fest oder variabel verzinste Schuldtitel oder Wertpapiere, die sich auf Agrarrohstoffindizes beziehen.
Landwirtschaft erweist sich als krisenresistent
Ein entscheidender Vorteil für Anleger ist, dass der Agrarsektor als konjunkturresistenter gilt. RZB-Analyst Johannes Mattner führt als Beispiel den Chemiekonzern BASF an. „Während sich andere Sparten des Unternehmens traurig entwickelt haben, konnte sich das Segment Agricultural Solutions dank höherer Absatzpreise im Vergleich zum Vorjahr steigern“. Eine ähnliche Situation sieht er bei Bayer wo der Bereich Crop Science zuletzt „die Fahnen hoch gehalten hat“. „Landwirtschaft wird trotz Krise betrieben. Saatgut, das gegen Parasiten schützt ist beispielsweise immer ein heißes Thema“, so der Experte.
Welchen Einfluss wird die Gentechnik haben?
Die künftigen Entwicklungschancen des Agrarsektors sehen Experten als vielfältig. Laut Korsa soll dabei die Gentechnik eine bestimmende Rolle spielen. „Während die bisherigen gentechnische veränderten Getreidesorten auf die Resistenz gegen Schädlinge ausgerichtet sind, dürfte sich die Forschung auf Sorten konzentrieren, die Trockenheit gut überstehen“, so der Experte. Schließlich würden Dürren und die Ausweitung von Wüstengebieten dafür sorgen, dass immer mehr Ackerland unbrauchbar wird.
Bedeutung des Wassers ist nicht zu unterschätzen
Für Olivier steht fest, dass Wasser das „neue Öl“ wird. „Davon profitieren werden all jene Unternehmen, die in den Bereichen Bewässerungssysteme, Wasseraufbereitung und Wasserverteilung tätig sind“, so der Experte. Er weist darauf hin, dass nach wie vor 70 Prozent des auf der Erde vorhandenen Oberflächenwassers für die Landwirtschaft verwendet wird. Der Wassermangel würde in Zukunft die Preise für Agrarrohstoffe in die Höhe treiben.
Trend: In fremden Ländern Ackerland sichern
Bereits in den vergangenen Jahren sind eine Reihe von reichen aber wasserarmen Staaten dazu übergegangen sich in anderen Ländern Ackerland zu sichern. So hat etwa Saudi Arabien 10.000 Hektar Ackerland im Sudan gepachtet. Bahrain investiert in der Türkei. Libyen sicherte sich wiederum 250.000 Hektar in der Ukraine und Vietnam kaufte sich in Laos ein. Insgesamt sind auf diesem Wege in den letzten drei Jahren rund 20 Millionen Hektar Ackerland verkauft worden.
Mehr Artikel zum Thema "Agrar" finden Sie hier (108 Suchtreffer)!