Experten führen das auf die weit verbreite Risikoaversion zurück. Nimmt diese ab, erwarten sie, dass das Interesse für die neuen Wachstumsmärkte wieder zunehmen könnte. Trotz des großen Entwicklungspotenzials warnen sie jedoch auch vor einer Reihe von Risiken.
Gemeinsamkeiten zwischen New Frontier Markets und Schwellenländer
Seit einigen Jahren fragen sich nicht wenige Beobachter, ob die New Frontier Markets die neuen Emerging Markets sind. Tatsächlich gibt es eine Reihe von Gemeinsamkeiten. „Die Größte ist wohl, dass hohe Investitionen zukünftiges Wachstum versprechen“, so Thomas Bobek, Emerging Markets-Experte und Manager des ESPA Stock Adriatic. Andererseits sei das Pro-Kopf Einkommen in den New Frontier Markets geringer und die wirtschaftliche Entwicklung weniger weit fortgeschritten wie in den Schwellenländern.
Steiniger Weg für Investoren
„Was diese Märkte auszeichnet ist, dass sie oft für internationale Investoren nur schwer zugänglich sind“, erklärt Jens Schleuniger, Manager des DWS Invest Africa. Auch sei die Liquidität meist geringer, da die Kapitalmärkte noch nicht so entwickelt sind wie etwa in den BRIC-Staaten. Nicht selten gebe es auch technische Probleme wie die eingeschränkte Handelbarkeit gewisser Währungen.
Der MSCI Frontier Markets Index
Der MSCI Frontier Markets Index enthält aktuell 24 Länder aus Südamerika, Zentral- und Mitteleuropa, Afrika, Asien und den Nahen Osten. Darunter befinden sich etwa Hoffnungsmärkte wie Kasachstan, Kenia, Bahrein, Pakistan und die Ukraine. Neu im Index ist seit Anfang Juni Argentinien. Obwohl der argentinische Merval-Index seit Jahresbeginn ein Plus von 50 Prozent hingelegt hat und damit zu den weltweit stärksten Performern zählt, hat der Index-Provider dem Land den Emerging Markets-Status entzogen.
Das politische Risiko in diesen Märkten nicht unterschätzen
Dass Investments in der New Frontier Markets vergleichsweise riskanter sind, streiten Experten nicht ab. Bobek weist etwa auf das höhere politische Risiko hin. Nach Angaben von Schleuniger sei dies vor allem in jenen Ländern präsent, wo große politische Veränderungen anstehen. Alles in allem schätzt er dieses Risiko jedoch nicht viel höher ein als in anderen Emerging Markets. Vorteilhaft sei, dass die New Frontier Markets ein großes Universum darstellen. „Man muss nicht in alle Märkte investieren, sondern kann sich auf die attraktivsten konzentrieren“, stellt der DWS-Fondsmanager klar.
Standards werden ständig verbessert
Schleuniger betont jedoch wie wichtig es ist, die einzelnen Märkte genau unter die Lupe zu nehmen. Viele Länder würden nicht die üblichen Standards aufweisen. Er beschäftigt sich beim Management des DWS Invest Africa etwa besonders intensiv mit Faktoren wie Investorenschutz und Abwicklung. Nichtsdestotrotz schätzt er an den New Frontier Markets, dass merkbare Veränderungen stattfinden. So gebe es beispielsweise für Kenia mittlerweile Real Time-Kurse bei Bloomberg. In Nigeria habe sich zuletzt die Unternehmenstransparenz stark verbessert.
Viel Energie und Zeit muss in Research fließen
Problematisch ist nach Ansicht von Experten, dass die neuen Hoffnungsmärkte von vielen großen Investmentbanken nicht gecovert werden – sprich: es keinen Research gibt. „Sehr viel Fundamentalarbeit müssen wir selber machen“, so Bobek. Seinen Investmentstil beschreibt er als eine Mischung aus Top Down- und Bottom Up-Ansatz an. Die Entscheidungen würden vom Osteuropa-Team der ESPA getroffen werden, das teilweise vor Ort in den Ländern sitzt. Gerade im Rahmen eines Bottom Up-Ansatzes sei in diesen Märkten die Nähe zu den Unternehmen besonders wichtig.
Der ESPA Stock Adriatic ist ausschließlich in der New Frontier Markets Kroatien, Serbien, Rumänien, Bulgarien und Slowenien investiert. Im Moment liegt der Schwerpunkt des Fonds in Kroatien – dem liquidesten Markt der Region – und zu einem geringeren Teil in Serbien. Vergleichsweise kleinere Positionen werden an rumänischen, bulgarischen und slowenischen Unternehmen gehalten. Laut Bobek muss berücksichtigt werden, dass es in den einzelnen Märkten nicht sehr viel liquide Titel gibt. In Slowenien gebe es beispielsweise nur drei bis vier investierbare Unternehmen.
2009 war noch nicht das Jahr für New Frontier Markets
Während für Emerging Markets-Aktien 2009 bislang ein sehr gutes Jahr war, ist diese Welle in den New Frontier Markets noch nicht angekommen. So konnte der MSCI Emerging Markets seit Jahresbeginn um 45,27 Prozent zulegen. Der MSCI New Frontier Markets stieg über den gleichen Zeitraum hingegen nur um 6,48 Prozent. Experten führen dies auf die Risikoaversion zurück. Nimmt diese wieder ab, würden sich Investoren wieder den neuen Märkten zuwenden – vor allem den Größeren. „Verkaufen sich Emerging Markets-Aktien wie warme Semmeln, ist nicht der beste Zeitpunkt um in New Frontier Markets zu investieren“, bringt es Vincent Strauss, Emerging Markets-Experte bei Comgest, auf den Punkt.
Mit New Frontier Markets als Beimischung Akzente setzen
Nichtsdestotrotz sollten Investoren die neuen Märkte aufgrund ihres Wachstumspotenzials auf der Rechnung haben. ESPA-Experte Bobek empfiehlt besonders langfristig orientierten Investoren einen Mindestanteil von fünf Prozent in ihrem Aktienportfolio. Nach Ansicht von Mark Mobius, Manager des Templeton Frontier Markets Fund, eignen sich Frontier Markets gut dazu, um ein Portfolio breiter zu diversifizieren. Schließlich würden sie sich sowohl durch eine geringe Korrelation untereinander als auch mit Schwellen- und Industrieländern auszeichnen.