Licht am Ende des Tunnels?

William de Vijlder, Global CIO von Fortis Investments, sieht die Weltwirtschaft derzeit noch in einem langen Tunnel, der sehr schwarz ist. Was bewirken die staatlichen Konjunkturpakete? Gibt es ein Deflations- oder ein Inflationsrisiko und wo ist das Ende des Tunnels? Funds | 03.04.2009 04:44 Uhr
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Marktteilnehmern fehlt die Orientierung William de Vijlder: "Das Problem ist, dass wir uns noch in einem Tunnel befinden - ohne Beleuchtung - und in der Dunkelheit fühlen sich die Marktteilnehmer sehr unsicher, weil sie nicht mehr einschätzen können, in welche Richtung sie sich bewegen sollten. Diese Wirtschaftskrise unterscheidet sich auch von früheren Marktsituationen dadurch, dass sie sehr plötzlich kam, global und tief ist. Sie ist auch nicht nur von einem einzigen Faktor abhängig, sondern von mehreren - wie beispielsweise dem hohen Leverage der Finanzinstitute, der hohen Verschuldung in den USA und anderen Ländern, dem fehlenden Risikobewußtsein von Marktteilnehmern und natürlich auch der Immobilienkrise in den USA." Der globale Output ist im 4. Quartal 2008 um -0,4 Prozent gefallen - vor allem aufgrund der Rückgänge in den OECD Staaten. In den Emerging Markets gab es im 4. Quartal einen plötzlichen Stopp des Außenhandels. William de Vijlder: "Die asiatischen Länder haben sich in der Krise eigentlich sehr gut geschlagen und gute Arbeit geleistet. Zuletzt haben sie jedoch das Problem über die Handelsbilanz importiert."

Wie wirken die Stimulierungspakete?

Bei der Analyse der Maßnahmen zur Bekämpfung und Abschwächung der Folgen der Finanz- und Wirtschaftskrise muß man zwischen zwei Arten von Maßnahmen unterscheiden: einerseits die fiskalpolitischen Maßnahmen und andererseits die geldpolitischen Maßnahmen. William de Vijlder: "Auf der Fiskalseite wird alleine der American Recovery and Reinvestment Act (ARRA) in den nächsten zwei Jahren USD 363 Mrd. an die Konsumenten weiterleiten. Wenn man nur einen Multiplikator von 1 annimmt, dann bedeutet dies ein zusätzliches Wirtschaftswachstum von 1,5 Prozent für 2009 und 2010. Das wird zwar noch nicht ausreichen, um die Rezession zu beenden, aber gemeinsam mit den Maßnahmen der Federal Reserve - vor allem das Aufkaufen von US Staatsanleihen und Hypothekenanleihen - wird dies Wirkung zeigen. Die Strategie ´Geld drucken und ausgeben´ sollte einen Effekt haben. Interessant wird auch sein, ob im Jahr 2010 der Kampf um die privaten Ersparnisse beginnen wird und vermehrt Staatsanleihen an private Investoren verkauft werden könnten - wahrscheinlich bei höheren Renditen."

Ist der Geithner Plan eine Lösung?

Der Plan von US Finanzminister Tim Geithner, toxische und riskante Vermögenspositionen von den Bilanzen der Banken zu entfernen, wird nicht ganz so einfach umzusetzen sein. William de Vijlder: "Dieser Plan ist keine Lösung an sich. Das Risiko wird nur verlagert und der Steuerzahler übernimmt nur noch eine weitere Eventualverpflichtung (und zwar off-balance-sheet). Weiters ist auch fraglich, warum die Banken nach den Stress-Tests an der Auktion teilnehmen sollten. Fraglich ist, wie sich die Marktpreise für die toxischen Vermögenswerte bilden lassen und ob die Preise hoch genug sein werden, dass die Banken sich auch zu einem Verkauf entschließen können. Sind die Preise nicht hoch genug, bedeutet dies Verluste für die Banken, die dann in den Bilanzen abgeschrieben werden müssen bzw. auch eine Rekapitalisierung erfordern."

Deflation oder Inflation?

William de Vijlder: "Die Effekte fallender Preise - vor allem der Energiepreise und der Rohstoffe - sind grundsätzlich positiv, da die Kaufkraft der Konsumenten steigt. In den USA gab es im 4. Quartal 2008 allerdings keine Änderungen beim allgemeinen Preisniveau - mit Ausnahme der Kosten für Energie. Aktuell besteht sicher das Risiko einer Deflation. Die Gründe dafür sind hohe Überkapazitäten in Europa und den USA, stagnierende Löhne sowie Preisnachlässe im Handel und in der Industrie." Derzeit bleiben die Preisrückgänge noch im Rahmen. William de Vijlder: "Man sollte die Entwicklung der Inflationserwartungen sehr genau beobachten. Letzten Endes wird jedoch Inflation kommen. Der langfristige Effekt der expansiven Geldpolitik ist sicher inflationär. Die Zentralbanken fluten zwar derzeit die Märkte mit Liquidität, es gibt jedoch kein klares Ausstiegsszenario oder einen Plan, wie die überschüssige Liquidität wieder aus dem System kommen sollte."

Wo gibt es einen Ausgang aus dem Tunnel?

Aktuell sind die Erwartungen für das US Wirtschaftswachstum auf dem tiefsten Stand seit 36 Jahren. William de Vijlder: "Diese schwierige Situation wird vom Markt langsam akzeptiert. Positiv ist bereits, wenn die negativen Nachrichten nicht mehr schlechter werden und sich erste Anzeichen einer Stabilisierung beobachten lassen." In den USA ist erkennbar, dass zwar die Immobilienpreise noch sinken - jedoch bereits mit einer abgeschwächten Rate. Derzeit steigt die Sparquote in den USA. Die Konsumausgaben sollten sich jedoch über die Sommermonate stabilisieren und die Fiskalpakete sollten wirken. Positiv sollte sich auch das Wachstum der chinesischen Volkswirtschaft auswirken."

Globale Asset Allocation

Waren das bereits die Tiefststände an den Aktienmärkten? William de Vijlder: "Nein, wir gehen nicht davon aus. Wir sind der Meinung, dass es sich bei den Kursanstiegen der letzten Wochen um eine typische Bärenmarkt Rally handelt. Auch in den 30er Jahren gab es auf den US Aktienmärkten sechs solcher Rallies mit mehr als 20 Prozent Kursanstieg. Wir sind derzeit bei Aktien neutral gewichtet und in den USA untergewichtet. Die starke Aufwärtsbewegung bei Staatsanleihen ist nicht nachhaltig. Wir bevorzugen Investment Grade Unternehmensanleihen. Bei einigen Rohstoffen konnte man schon sehen, dass eine Erholung antizipiert wird."

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