´Es wird nie, aber auch wirklich nie, langweilig!´

Katharina Hoyland, Fondsmanagerin des Invesco Pan European Equity Income Fund, im Gespräch mit e-fundresearch.com. Sie erzählt über die Herausforderungen eines Equity Income Fonds und wie sie auch in unterschiedlichsten Marktkonditionen versucht ein kontinuierliches Wachstum zu erreichen. Funds | 18.03.2009 05:00 Uhr
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e-fundresearch: Frau Hoyland Sie sind Fondsmanagerin des Invesco Pan European Equity Income Fund (ISIN: LU0267986049). Seit wann sind Sie für das Management dieses Fonds verantwortlich? Hoyland: Seit August 2007. Der britische Anteil des Fonds wird von meinem Kollegen Stephen Anness gemanagt.

e-fundresearch: Orientieren Sie sich an einer Benchmark? Wenn ja, an welcher?

Hoyland: Der Fonds wird normalerweise mit dem MSCI Europe ND verglichen. Es gibt derzeit keine separate Vergleichsgruppe für ‚Equity Income’ Fonds, wie es z.B. in Großbritannien der Fall ist. Im Allgemeinen ist unser Ziel jedoch, in jedem Marktumfeld eine attraktive Kombination von Kapitalwachstum und Dividendeneinkommen zu erreichen.

e-fundresearch: Managen Sie aktuell auch noch andere Fonds oder Mandate?

Hoyland: Ich bin für zwei weitere ‚European Equity Income Fonds’ für den britischen Markt verantwortlich. Einen, der zu 50% aus Aktien und zu 50% aus Anleihen besteht, leite ich zusammen mit meinen Kollegen aus dem Fixed Income Team. Zudem manage ich einige unserer europäischen Fonds für institutionelle Kunden in den Niederlanden, den USA, und Hongkong.

e-fundresearch: Wie hoch ist das Gesamtvolumen, das Sie derzeit verwalten?

Hoyland: 200 Millionen Euro.

e-fundresearch: Zur Performance: welche Ergebnisse konnten Sie seit Beginn des Jahres und in den letzten fünf Kalenderjahren, d.h. 2003, 2004, 2005, 2006 und 2007, erzielen? Sowohl absolut als auch relativ gegenüber der relevanten Benchmark.

Hoyland: Zwischen 2004 und Mitte 2007 war ich für einige unserer kontinentaleuropäischen Nebenwertefonds verantwortlich. Am Ende dieser Periode (30.06.07), war der Invesco Pan European Small Cap Equity Fund um 37.6% gegenüber dem Vorjahr gestiegen (im Vergleich zu 31,3% für den HSBC Smaller Pan European Index und 32.6% für den Durchschnitt seiner Vergleichsgruppe Morningstar EM Small Companies Europe und konnte über drei Jahr 134,4% zulegen (im Vergleich zu 107% fuer den Index und 106,5% für den Durchschnitt der Vergleichsgruppe). Mit einer negativen Wertentwicklung von 37%, hat der Invesco Pan European Equity Income Fund im Jahr 2008 immer noch besser performt als der Index (-43.6% für den MSCI Europe ND) und der Durchschnittsfonds (-43.7%).

e-fundresearch: Wie sind Sie selbst mit Ihrer Leistung in den Vorjahren und in diesem Jahr zufrieden?

Hoyland: Natürlich ist jeder Wertverlust für einen Fondsmanager enttäuschend. Jedoch ist es uns in diesen extremen Marktbedingungen gelungen, diesen Wertverlust kleiner zu halten als der Index oder der Durchschnittsfonds. Im Grossen und Ganzen bin ich zufrieden, über die letzten Jahre gezeigt haben zu koennen, dass sich sowohl meine Nebenwerte- also auch meine Standardwertefonds in den verschiedensten Marktkonditionen relativ gut bis zu sehr gut verhalten haben.

e-fundresearch: Welche Ergebnisse würden Sie in diesem Zusammenhang als sehr gut, mittelmäßig und enttäuschend bezeichnen?

Hoyland: Am meisten hätte mich natürlich enttäuscht, wenn der European Equity Fund sich weniger defensiv als der Vergleich verhalten hätte, da der Fonds sich gerade in solch schwierigen Zeiten beweisen sollte – und günstigerweise hat er das auch. Fast die größere Herausforderung wird es für uns geben, wenn sich die Märkte wieder dauerhaft erholen. In dem Moment werden wir beweisen müssen, dass ein Equity Income Fonds dann genauso relevant ist wie in fallenden Märkten. Wir sind überzeugt, dass wir das koennen. So war der Fonds der Konkurrenz und dem Markt auch in der zugegebenerweise kurzen Periode, von Oktober 2006 (Auflegungsdatum) und bis Juli 2007, als die Märkte noch stark gestiegen sind, voraus. Unsere britische Equity Income Fonds haben sich u.a. in den steigenden Märkten zwischen 2003 und 2007 äußerst gut verhalten. Jedoch meinen wir, dass es noch eine Weile dauern wird, bis wir eine nachhaltige Erholung genießen koennen.

e-fundresearch: Wie können Sie durch Ihre Leistung Mehrwert für Ihre Anleger schaffen?

Hoyland: Unser Ansatz konzentriert sich darauf, Mehrwert durch die Einzeltitelauswahl zu schaffen. Damit meine ich, dass wir viel Zeit darauf verwenden, die Unternehmen und die jeweiligen Industriezweige zu verstehen. Das hilft uns, die Industriedynamik und –struktur  wie auch die Marktposition der Firmen zu erfassen. So koennen wir abschätzen, welche Kapitalerträge die Unternehmen erreichen und halten können, und welche Gewinnaussichten sie haben. In der Analyse der Aussichten wiegt natürlich gerade aktuell das volkswirtschaftliche Unfeld äußerst schwer. Der letztendlich wichtigste Bestandteil der Investitionsentscheidung besteht darin festzustellen, inwieweit die jeweiligen Prognosen bereits in der Bewertung der Aktie berücksichtigt sind. Wir suchen nach und investieren in Aktien deren Aussichten der Markt pessimistischer einschätzt als wir das tun.

e-fundresearch: Wie lange sind Sie schon Fondsmanager?

Hoyland: Ich leite seit 2003 Fonds bei Invesco. Bis dahin war ich einige Jahre in der Firmenanalyse bei Invesco tätig, und davor als Volkswirtin bei JP Morgan.

e-fundresearch: Was waren bisher Ihre größten Erfolge und Misserfolge in Ihrer Fondsmanager Karriere?

Hoyland: Das ist eine schwierige Frage, da jeder Tag für einen Fondsmanager eine Reihe kleinerer oder größerer Erfolge und Misserfolge bringt (natürlich mit dem Ziel, etwas mehr  von den ersteren als von den letzteren zu verzeichnen). Wenn ich zum Beispiel das letzte halbe Jahr betrachte, dann bin ich mit der Titel- und Branchenselektion im Allgemeinen zufrieden. Aber es gibt immer Ausnahmen, für mich zum Beispiel Swatch. Hier hielten wir eine Position trotz der äußerst schwierigen Aussichten für Luxuskonsumgüter für länger als es richtig gewesen wäre. Der Grund für das  Halten dieser Position lag in der guten Liquiditätsausstattung und der niedrigen Bewertung für ein Unternehmen mit sehr starken Marken – mit einem KGV von unter 10. Schließlich haben wir dann aber im Herbst eingesehen, dass für unser Fondsportfolio die Bilanz und Bewertung weniger wichtig waren als die negativen Ertragsperspektiven. Unter den Erfolgen würde ich KPN – die niederländische Telekomfirma – als ein gutes Beispiel für den Typ Aktie nennen, die unserem Fonds zu der guten relativen Entwicklung des letzten Jahres verholfen haben. Also Aktien von Unternehmen, bei denen unter anderem die Gewinne relativ immun gegenüber zyklischen Schwankungen sind und die sich durch eine solide Bilanz, attraktive und nachhaltige Dividenden und eine günstige Bewertung auszeichnen. Solche und andere Kriterien werden vom Fondsmanagement regelmäßig überprüft.

e-fundresearch: In welchem Kapitalmarktumfeld bewegen wir uns Ihrer Ansicht nach derzeit?

Hoyland: Das Umfeld ist eindeutig weiterhin noch sehr schwierig für riskante Anlagebereiche wie Aktien. Schließlich durchleben wir die größte globale Wirtschafts- und Finanzkrise seit mehreren Generationen. Die Frage für die Märkte ist wie weit fortgeschritten diese Krise ist.  Aus der heutigen Perspektive scheinen die massiven Interventionen der Geld- und Finanzpolitik den freien Fall der Weltwirtschaft nach dem Zusammenbruch von Lehman gebremst zu haben. Unserer Meinung nach bedeutet das aber noch längst nicht, dass die Märkte sich jetzt bereits auf den kommenden Aufschwung vorbereiten können. Erst gilt es,  noch zwei ‚Minenfelder’ zu durchqueren. Zum einen wird dem wirtschaftlichen Einbruch ein noch schwererer Einbruch der Unternehmensgewinne folgen. Zweitens wird es viele Aktienemissionen von Firmen geben, die ihren Verschuldungsgrad reduzieren müssen. Letztendlich wird Geduld eine Tugend sein, da es sich hier nicht um eine normale Rezession handelt, die von Investitions und Inventarquoten getrieben wird. Wir durchleben eine  Bilanzrezession (wie sie Japan erlebt hat), d.h. der Verschuldungsgrad der Volkswirtschaften hat sich zu stark erhöht und muss heruntergeschraubt werden. Und das ist ein äußerst langsamer Prozess. Für Anleger bedeutet das, sich weiterhin auf defensive Titel zu konzentrieren, einen Bereich in dem wir bereits jetzt attraktive Einstiegsmöglichkeiten sehen.

e-fundresearch: Wie agieren Sie in diesem Umfeld?

Hoyland: Wir haben wenig an unserer defensiven Ausrichtung vom letzten Jahr geändert. Ganz wichtig für mich ist, dass, diese Aktien trotz ihrer relativ guten Performance immer noch sehr günstig  sind.. Wir sehen also, dass die relativ gute Wertentwicklung der Bereiche Telekom, Pharma, Versorger, Oel und Gas andauern kann. Diese Aktien bieten auch äußerst attraktive Dividendenrendite. Einige Nahrungsmittelaktien sind weiterhin attraktiv, allerdings ist das relative Bewertungsniveau dieses Sektors für unseren Geschmack zu weit gestiegen, und die Firmen sind sehr abhängig vom Wachstum in Schwellenländern. Von zyklischen Aktien wie Banken, Investitions- und Konsumgüterproduzenten halten wir uns fern. Lediglich einige der Versicherungsunternehmen, die gute operative Gewinne erzielen und starke Bilanzen haben machen für uns Sinn.

e-fundresearch: Was sind die speziellen Herausforderungen in der aktuellen Situation?

Hoyland: Von unserer defensiven Position aus sind die riskantesten Perioden jene,  in denen sich der Markt, getrieben durch Zykliker, kurzfristig und stark erholt. Auch wenn wir nicht glauben, dass eine derart starke Erholung nachhaltig sein kann, könnte uns das kurzfristig doch etwas relative Performance kosten.

e-fundresearch: Welche Ziele haben Sie kurzfristig bis zum Ende des Jahres und mittelfristig für die kommenden 3-5 Jahre?

Hoyland: Eine gute Performance für unsere Anleger über verschiedene Marktphasen und über alle Zeithorizonte hinweg zu erbringen.

e-fundresearch: Welche Ergebnisse würden Sie in drei Jahren als sehr gut, neutral und enttäuschend empfinden?

Hoyland: Als sehr gut würde ich empfinden, wenn der Fonds sich nicht nur unter den unterschiedlichsten Marktkonditionen sehr tapfer schlägt, sondern auch stetig zusätzliche Gelder anzieht. Neutral wäre eine Outperformance, die aber nicht sehr weit vom Durchschnitt liegt. Und enttäuschend wäre das Gegenteil von dem was ich als ‚sehr gut’ empfinden würde, zu erreichen.

e-fundresearch: Gibt es für Sie Vorbilder?

Hoyland: Alle Investoren, die über Jahre oder Jahrzehnte hinweg eine Outperformance in allen Marktlagen erzielen, vor allem wenn sie dies dadurch erreichen, dass sie konträr zum Markt liegen. 

e-fundresearch: Was motiviert Sie als Fondsmanager in Ihrem Job?

Hoyland: Die intellektuelle Herausforderung, den Markt – der aus vielen cleveren Investoren besteht – zu schlagen. Jeder Tag ist anders, und es wird nie, aber auch wirklich nie, langweilig.

e-fundresearch: Was wollen Sie noch erreichen bzw. was sind Ihre weiteren Ziele als Fondsmanager?

Hoyland: Unsere europäischen Equity Income Fonds auf eine signifikante Groesse zu bringen.

e-fundresearch: Welchen Beruf würden Sie gerne ausüben, wenn Sie nicht Fondsmanager wären?

Hoyland: Architektin.

e-fundresearch: Vielen Dank für das Gespräch!

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