The trend is your friend

Eduard Pomeranz, Geschäftsführer von FTC Capital im Gespräch mit e-fundresearch.com über Krisengewinner, Superstars in der Finanzbranche, Lehren, die aus der Finanzkrise gezogen werden können und wieso es besser ist bei Anlageentscheidungen den Faktor Mensch auszuschließen. Funds | 18.12.2008 05:33 Uhr
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e-fundresearch: Herr Pomeranz, würden Sie sich als einer der wenigen Krisengewinner bezeichnen? Pomeranz: Es fällt schwer zurzeit von Gewinnern zu sprechen. Aber man kann in dieser Situation die Vorteile von Managed Futures besonders gut sehen. Eigentlich hat dieser Ansatz schon immer funktioniert, nur wenn alle anderen Assetklassen raufgehen fällt das nicht so auf. Darauf basiert das eigentliche Missverständnis, dass wir zu den wenigen Krisengewinnern zählen. Wir bekommen jetzt leider bestätigt, was wir schon seit Jahren predigen – nämlich Diversifikation. Ein Portfolio sollte nicht nur mit dem Computer zusammengebaut werden – sprich: Optimierungen laufen lassen. Wichtig ist zu verstehen, wie sich die einzelnen Investments in einem Portfolio unter verschiednen Szenarien verhalten. Überlegt man sich wie die einzelnen Investments miteinander korrelieren, kommt man drauf, dass einem ein Investment das Überleben sichern kann und das sind in diesem Fall eben Managed Futures. Deshalb schaut es so aus als ob wir Krisengewinner wären.

e-fundresearch: Wie sehen Sie den Sturzflug von Hedgefonds?

Pomeranz: Man muss sich nur die Korrelationen zwischen Hedgefonds und Aktienmarkt anschauen, um zu wissen, dass diese bei fallenden Märkten noch nie funktioniert haben. Auch Fund of Funds nicht, weil sie mit einem Ausmaß von 0,5 oder 0,6 zum Aktienmarkt korrelieren. Das ist der Punkt.

e-fundresearch: Sollten Sie trotzdem noch, wie oft betont wird, Bestandteil eines Anlageportfolios sein?

Pomeranz: Ich habe mit Fund of Fund Managern gesprochen, die gemeint haben, dass sie ihre Berechtigung verloren haben, weil sie nicht gehalten haben was sie versprochen haben. Kurz: Dass sie sich als Marketing-Idee entpuppt haben.

e-fundresearch: Was für Lehren kann man aus der Krise ziehen?

Pomeranz: Im Nachhinein kann man sagen, dass wenn ein Produkt als zu gut um wahr zu sein dargestellt wird, es das auch wahrscheinlich nicht ist. In unserer Branche werden Produkte nach Risiko-/Ertragsverhältnissen gemessen. Anleger sollten endlich aufhören auf die risikoadjustierte Performance zu schauen. Eine Sharpe Ratio von 1 bedeutet, dass mit einer Volatilität von 20 ein Ertrag von 20 erzielt werden kann. Das heißt aber auch, dass ein 20 prozentiger Draw-down möglich ist. Man muss insofern lernen, dass es auf der Börse keine „free lunches“ gibt. Und wenn einer glaubt, dass er in ein Produkt investiert, das keine Risiken enthält, nur weil es in den letzten 20 Jahren großartig war, dann gibt es mit Sicherheit andere Risiken.

e-fundresearch: Ist Gier eine Ursache der Krise?

Pomeranz: Ziemlich viel ist schief gegangen, da steckt mehr dahinter. Wir haben heute eine Gesellschaft, in der jeder ein Superstar sein möchte, egal in welcher Branche. Um das zu erreichen gehen viele Risiken ein. Das Hauptproblem der Finanzbranche ist, dass Werte verloren gegangen sind. Ich bin der Meinung, dass jemand, der mit Geld zu tun hat, dieselben moralischen Standards an den Tag legen sollte wie ein Arzt oder Priester.

e-fundresearch: Wie sehen Sie die Diskussion um Derivate oder Leerverkäufe?

Pomeranz: Ich stufe sie als übertrieben ein. Da ist viel Unverständnis dabei, auch seitens der Politik. Nicht Leerverkäufe haben die Krise ausgelöst, sondern die Politik, die die Märkte mit billigem Geld überschwemmt haben. Zu Derivaten: Bei Commodities wie Kohle und Eisen, wo es keine Futures gibt, sind die Preise noch viel stärker aus dem Ruder geraten. Auch CEOs als Verbrecher zu bezeichnen geht zu weit. Man muss auch an den Druck der Investoren denken, die eine Aktie abstrafen, wenn das Quartalsergebnis um einen Cent nicht erreicht wird. Dann fällt die Aktie um 25 Prozent und das Unternehmen wird zum Übernahmekandidat.

e-fundresearch: Haben Sie den Eindruck, dass die Nachfrage nach Managed Futures zugenommen hat?

Pomeranz: Ja, es kommen derzeit viele Anfragen aus dem Ausland. Viele Menschen merken jetzt, dass Managed Futures auch das halten, was sie versprochen haben. Im Positiven wie auch im Negativen. Das heißt, dass sie in volatilen Seitwärtsmärkten Geld verlieren und zu Zeiten in denen klare Trends zu erkennen sind Gewinne einfahren. Es zeigt sich einfach, dass Managed Futures das einzige Produkt ist, das in Abwärtsmärkten profitiert, Liquidität liefert und gleichzeitig transparent ist.

e-fundresearch: Wie sind sie darauf gekommen, Anlageentscheidungen zur Gänze einem Handelssystem zu überlassen?

Pomeranz: Ich habe an der Wiener Börse angefangen und zur Zeit des ersten Irak Kriegs gesehen, wieviel Geld durch den Faktor Mensch zerstört worden ist. Ich habe schnell verstanden, dass der Mensch nur in bestimmten Phasen bei geringer Volatilität funktioniert.

e-fundresearch: Wie würden Sie die Grundprinzipien des FTC-Handelssystems umschreiben?

Pomeranz: „The Trend is your friend“ und Diversifikation. Wir weichen auf mehrere Handelssysteme aus und versuchen auch in Seitwärtsmärkten Geld zu verdienen.
Konkret setzen wir zu 70 Prozent auf Trendfolger und zu 30 Prozent auf so genannten „non-correlators“, die auf sehr kurzfristigen Zeitfenstern aufgebaut sind. Alles in allem ist es ein konstanter Entwicklungsprozess, weshalb wir uns auch als Research Shop sehen.

e-fundresearch: Vielen Dank für das Gespräch!

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