US-Aktienfonds: Aufschwung erst 2009

Das Geschehen an der Börse im Oktober war nichts für Anleger und Fondsmanager mit schwachen Nerven. Wochenlang befanden sich die Aktienkurse auf Talfahrt und so mancher Börsianer wurde überrascht, wie schnell die Börse auf die Verschlechterung des Wirtschaftsklimas reagieren kann. Funds | 17.11.2008 05:37 Uhr
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Ohne Zweifel stehen die wichtigsten Industrieländer – allen voran die USA – vor einer Rezession, die auch eine Verschlechterung der Fundamentaldaten von Unternehmen zur Folge haben wird. Jochen Veith, Fondsmanager des W&W US Equity Fund: „Derzeit treten fundamentale Bewertungsfaktoren eher in den Hintergrund und der Aktienmarkt ist von technischen Faktoren wie zum Beispiel dem Aufbau von Absicherungspositionen institutioneller Anleger und der Reduzierung des Verschuldungsgrades von Hedgefonds sowie von spekulativen Impulsen getrieben.“

Gründe der Schwankungen

Einer der Gründe für die dramatischen Kursschwankungen auf den Börsen war auch die fehlende Liquidität. Wenn Käufer und Verkäufer streiken kommt kein Handel zustande. Das Handelsvolumen ist in bestimmten Teilsegmenten stark eingebrochen. Bei geringer Liquidität sind auch die Kurse weniger aussagekräftig. Orientierungslose Anleger stehen damit vor folgendem Rätsel: Sind die Kurse auf der Börse korrekt, dann sind sie ein deutliches Signal für einen kräftigen Wirtschaftsabschwung. Sind die Kurse jedoch irrational tief gefallen, dann gibt es auf den aktuellen Kursniveaus gute Einstiegschancen.

Ron Sachs, Fondsmanager des Flaggschiff-Fonds von Janus Capital, dem Janus US Twenty, der ein konzentriertes Portfolio von 20 bis 30 Unternehmen verwaltet schätzt die aktuelle Lage wie folgt ein: „Der Markt geht von einer tiefen Rezession aus. Die Risikoprämien haben sich für alle risikobehafteten Vermögenswerte deutlich erhöht und die Rezession kann durchaus länger andauern als vor kurzem noch erwartet. Es gibt aber auch Unternehmen, die sich auch in schwierigen Zeiten behaupten können. Der Wahlsieg von Barack Obama scheint viel Optimismus, Hoffnung und Erwartungen zu bringen. Kurzfristig wird die Stabilisierung der Wirtschaft im Vordergrund stehen.“ Obama, der mit dem Slogan „Change“ erfolgreich war, wird nach Einschätzung von Analysten auf eine rasche Umsetzung von Maßnahmen zur Belebung der Wirtschaft setzen. Echte Veränderungen werden jedoch erst im kommenden Jahr erwartet.

Ausblick 2009: Negative Aussichten, aber auch Chancen

Jochen Veith, W&W: „Wir rechnen durchaus mit einer Rezession in den USA und in den kommenden Monaten mit weiteren Revisionen der Gewinnschätzungen sowie hoher Volatilität an den Aktienmärkten. Erst in der zweiten Jahreshälfte 2009 erwarten wir eine allmähliche Beruhigung und Stabilisierung. Für 2009 legen wir unseren Berechnungen eine Reduktion der Unternehmensgewinne um 10 Prozent und 2010 einen Zuwachs von rund 5 Prozent zugrunde.“

Jede Krise bringt natürlich auch wieder Chancen mit sich. Conrad Herman, Fondsmanager des Franklin US Opportunities Fund: „Für Fondsmanager, die einen kühlen Kopf bewahren können, ergeben sich derzeit außerordentlich attraktive Möglichkeiten. Wir konzentrieren derzeit unser Portfolio auf Sektoren, die stabile Ertrags- und Wachstumskennzahlen aufweisen, wie beispielsweise der Technologie- oder der Pharma/Healthcare Sektor. Derzeit haben wir Finanzinstitute noch untergewichtet.“

Eine ähnliche Positionierung verfolgt Katrina Mead, Fondsmanagerin des MFS Meridian Funds US Value: „Wir sind aktuell in Finanzwerten untergewichtet und setzen auf Unternehmen im Technologie- und Konsumgütersektor.“ Zum Unterschied von Franklin Templeton bleibt Katrina Mead auch im Pharma/Healthcare Sektor untergewichtet. „Für unseren Investmentansatz ist die Bewertung der Unternehmen ein wichtiges Element. Wachstumskennzahlen sind für uns von zweitrangiger Bedeutung bei der Beurteilung eines Investments“, erklärt die MFS Fondsmanagerin.

Aufschwung in Sicht?

Können Investoren im kommenden Jahr mit einem Aufschwung bei US-Aktienfonds rechnen? Ein Hoffnungsschimmer bleibt die vielzitierte Flexibilität der Amerikaner und der Optimismus, der sie in den letzten Jahren stets begleitet hatte. Nach den Schocks von 9/11 dämpft die aktuelle Finanzkrise den Konsum massiv. Die Probleme in der Autoindustrie sind ein sichtbares Beispiel dafür, dass auch frühere Blue Chip Unternehmen wie GM in wenigen Monaten vor dem Abgrund stehen können. Wenn man davon ausgeht, dass ein Kollaps der Wirtschaft mit Deflation, Depression, Firmenpleiten und Massenarbeitslosigkeit vermieden werden kann, lohnt sich die Suche nach Katalysatoren, die das Wirtschaftswachstum wieder ankurbeln könnten.

In der Vergangenheit war auch immer wieder zu beobachten, dass die Aktienbörse eine mögliche positive Entwicklung bereits 12 bis 18 Monate im Voraus antizipiert. Allerdings sind beim Eintreffen der ersten wirklich positiven Nachrichten die größten Gewinne höchstwahrscheinlich schon wieder eingefahren. Doch soweit ist der Markt auch nach Einschätzung der Fondsmanager noch nicht. Aktuell plagen sich die Marktteilnehmer noch mit der Frage welche negativen Überraschungen noch kommen könnten.

Als wichtiges Signal für das Erreichen des absoluten Tiefpunktes deuten Investoren immer wieder die rapide Beschleunigung des Abwärtstrends – eine Abwärtsspirale, die mit der Kapitulation der Anleger endet. Ein solides Fundament kann erst dann erreicht werden, wenn die letzten ängstlichen Anleger das Handtuch geworfen haben und die Aktien sich bei jenen Anlegern befinden, die sie auch längerfristig halten wollen. Laurence Fink, Chef von BlackRock, dem größten börsengehandelten Asset Management Unternehmens in den USA sieht in der aktuellen Marktentwicklung bereits die letzte Kapitulation vor der Bodenbildung. Mit einer Erholung rechnet Fink jedoch auch erst Mitte des Jahres 2009.


Alle Daten per. 4. 11. 2008
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