Nerven behalten!

"Erst wenn die Marktteilnehmer wieder mehr Vertrauen in die Systeme haben und sich nachhaltige Stabilisierungs-tendenzen zeigen, sollten auch wieder größere ‚Wetten’ auf Einzelwerte mit geringerem Risiko verbunden sein" so Heidrun Heutzenröder im Gespräch mit e-fundresearch.com Funds | 05.11.2008 06:00 Uhr
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e-fundresearch: Frau Heidrun Heutzenröder: Sie sind Fondsmanagerin des cominvest Fondak (ISIN: DE0008471012). Seit wann sind Sie für das Management dieses Fonds verantwortlich? Heutzenröder: Ich habe vor gut zehn Jahren, am 1. Oktober 1998, das Management des cominvest Fondak übernommen.

e-fundresearch: Orientieren Sie sich an einer Benchmark? Wenn ja, an welcher?

Heutzenröder: Der Vergleichsmaßstab für den Fondak ist der Dax, das heißt die Wertentwicklung der Aktien der 30 größten deutschen Unternehmen.

e-fundresearch: Managen Sie aktuell auch noch andere Fonds oder Mandate?

Heutzenröder: Neben dem Fondak bin ich noch Managerin der Fonds MK Alfakapital und Alpha Masters Dax sowie Co-Managerin des cominvest Fondak Europa und des cominvest Plusfonds.

e-fundresearch: Wie hoch ist das Gesamtvolumen, das Sie derzeit verwalten?

Heutzenröder: Das gesamte gemanagte Vermögen beläuft sich zurzeit auf rd. 2 Mrd. Euro.

e-fundresearch: Zur Performance: welche Ergebnisse konnten Sie seit Beginn des Jahres und in den letzten fünf Kalenderjahren, d.h. 2003, 2004, 2005, 2006 und 2007, erzielen? Sowohl absolut als auch relativ gegenüber der relevanten Benchmark.

Heutzenröder: Mit einer durchschnittlichen jährlichen Rendite von 5,6 Prozent in den letzen zehn Jahren hat der Fondak deutlich besser abgeschnitten als sein Vergleichsmaßstab (2,7 Prozent). In den letzten fünf Jahren lag die durchschnittliche Rendite pro Jahr sogar bei gut 10 Prozent. In der aktuellen Finanzmarktkrise hat sich der Substanzwerte-Ansatz des Fondak, bei dem Kriterien wie ein günstiges Kurs-Gewinn-Verhältnis und eine hohe Dividendenrendite eine wichtige Rolle spielen, jedoch als temporär unterlegen gezeigt. Im Laufe dieses Jahres und auf Sicht der letzten zwei Jahre war die Wertentwicklung daher negativ und fiel schlechter aus als die der Benchmark.

e-fundresearch: Wie sind Sie selbst mit Ihrer Leistung in den Vorjahren und in diesem Jahr zufrieden?

Heutzenröder: Seit dem Platzen der High-Tech-Blase im Jahre 2000 hat sich der Fondak aufgrund seiner Umstellung auf einen valueorientierten Investmentansatz bis einschließlich 2005 besser geschlagen als der Gesamtmarkt. Dies gilt sowohl in Abwärts- als auch in Aufwärtsphasen. Seit 1 ½ Jahren ist allerdings zu beobachten, daß Valuewerte – und zusätzlich mittelgroße Werte – schlechter performen als Wachstumsaktien. Dies ist weniger fundamental begründet, sondern erklärt sich vielmehr aus der aktuellen Finanzmarktkrise (Gewinnrealisierungen und Vertrauensverlust in das Funktionieren der weltweiten Kapitalmärkte). Extrem verzerrt hat das Performancebild die VW-Aktie, die in diesem Jahr wegen der Übernahme durch Porsche extrem zulegte und zwischenzeitlich im Dax ein Gewicht von rund 25% erreicht hat. Diese Aktie stand und steht jedoch nicht im Fokus des Fondak, da sie extrem teuer ist und auch sonst keinen fundamentalen Valuekriterien standhält. Überwiegend positiv entwickelten sich dagegen seit der Vertrauenskrise Rohstoffwerte (z.B. K & S, Salzgitter, SGL Carbon). Davon profitierte der Fondak zwar, dies konnte jedoch den massiven Effekt der VW-Aktie nicht auffangen. Zusammengenommen können die letzten zwei Jahre weder für die Fondsmanagerin noch für die Anleger zufriedenstellend sein. Ich bin jedoch sehr zuversichtlich, dass nach der Rückgewinnung des Vertrauens der Marktteilnehmer auch der Investmentstil des Fondak wieder erfolgreich sein wird!


e-fundresearch: Wie können Sie durch Ihre Leistung Mehrwert für Ihre Anleger schaffen?

Heutzenröder: Durch das valueorientierte Stockpickingverfahren (Einzelwertauswahl) suche ich diejenigen Aktien heraus, die für das Erwirtschaften einer Outperformance (Zusatzrendite) am vielversprechendsten sind. In der historischen Betrachtung hat dieser Ansatz überwiegend gut funktioniert. Augenblicklich versagen jedoch alle fundamental orientierten Anlagekriterien – dieser Zustand könnte anhalten, bis die Vertrauenskrise überwunden ist. Darüber hinaus führt die cominvest mit den Topmanagern von aussichtsreichen ‚Kandidaten’ regelmäßig persönliche Gespräche, um die Unternehmen besser kennenzulernen und um sie treffsicherer beurteilen zu können. Dabei werden die Fondsmanager/Innen nachhaltig von den Investmentanalysten der cominvest unterstützt. Das sind erfahrene, topausgezeichnete Kolleginnen und Kollegen, die ‚ihre’ Aktiengesellschaften aus dem ‚effeff’ kennen.

e-fundresearch: Wie lange sind Sie schon Fondsmanager?

Heutzenröder: Nach einer klassischen Banklehre und anschließendem Volkswirtschaftsstudium war ich 4 Jahre Wertpapieranalystin, bevor ich 1994 eigenverantwortlich das Managen von Aktienfonds übernahm.


e-fundresearch: In welchem Kapitalmarktumfeld bewegen wir uns Ihrer Ansicht nach derzeit?

Heutzenröder: Aktuelle Vertrauenskrise im gesamten Banken- und Börsensystem – weltweit!

e-fundresearch: Wie agieren Sie in diesem Umfeld?

Heutzenröder: Da momentan keines der fundamentalen Anlagekriterien greift, erscheint es zurzeit am sinnvollsten, sich wenig von der Benchmark wegzubewegen. Erst wenn die Marktteilnehmer wieder mehr Vertrauen in die Systeme haben und sich nachhaltige Stabilisierungstendenzen zeigen, sollten auch wieder größere ‚Wetten’ auf Einzelwerte mit geringerem Risiko verbunden sein.

e-fundresearch: Was sind die speziellen Herausforderungen in der aktuellen Situation?

Heutzenröder: Nerven behalten! Und die Krise ausstehen. Das Schlimmste könnte mit den Rettungspaketen der G7-Regierungen nun ausgestanden sein. Jetzt heißt es, antizyklisch die eine oder andere Gelegenheit am Aktienmarkt zu nutzen zu versuchen und an extrem schwachen Tagen zuzukaufen.

e-fundresearch: Welche Ziele haben Sie kurzfristig bis zum Ende des Jahres und mittelfristig für die kommenden 3-5 Jahre?

Heutzenröder: In diesem Jahr ist das Ziel zu versuchen, die entstandenen Verluste zu begrenzen. Und in den nächsten Jahren gilt es, wieder eine Zusatzrendite zu der DAX-Performance zu erwirtschaften.

e-fundresearch: Gibt es für Sie Vorbilder?

Heutzenröder: Warren Buffet hat als Valueinvestor seit den 50er Jahren bewiesen, dass der Substanzwerte-Investmentansatz in der überwiegenden Zahl der Jahre erfolgreicher war als der Gesamtmarkt. Da der cominvest Fondak einen ähnlich strukturierten Ansatz verfolgt, liegt dieses Vorbild meines Erachtens sehr nahe.

e-fundresearch: Was motiviert Sie als Fondsmanager in Ihrem Job?

Heutzenröder: Jeder Tag ist spannend, es gibt sehr wenig Routinearbeit. Die augenblickliche Situation ist zwar in seinem Ausmaß eher beängstigend, aber auch täglich eine neue Herausforderung! Das macht den Job nie langweilig, auch wenn manche Tage (oder wie jetzt sogar Monate) eher zu den schwärzesten eines Fondsmanagers gehören….

e-fundresearch: Was wollen Sie noch erreichen bzw. was sind Ihre weiteren Ziele als Fondsmanager?

Heutzenröder: Den Job wieder erfolgreich – für die Anleger als auch für mich – ausführen, also wieder eine Outperformance des Fondak gegenüber dem deutschen Gesamtmarkt zu erwirtschaften: das bleibt das wichtigste Ziel für mich als Fondsmanagerin. Neue Herausforderungen wird es ab dem nächsten Jahr geben, da die cominvest in die AGI (Tochter der Allianz) übergehen wird.

e-fundresearch: Welchen Beruf würden Sie gerne ausüben, wenn Sie nicht Fondsmanager wären?

Heutzenröder: Da ich seit der Schulausbildung (und schon während der Schulzeit)  immer in einer Bank oder einer Tochtergesellschaft eines Finanzinstituts gearbeitet habe, liegt es sehr nahe, dass ich in diesem Bereich meine berufliche Herausforderung gesucht hätte, wenn ich nicht Fondsmanagerin geworden wäre.

e-fundresearch: Vielen Dank für das Gespräch.


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