Asien nicht entkoppelt aber günstig bewertet

David MacKenzie, CFA, Produktmanager für asiatische Aktien ex Japan bei Schroders in Hong Kong im Interview mit e-fundresearch.com über Gewinnerwartungen, Bewertungen und Perspektiven auf den asiatischen Aktienmärkten. Funds | 24.09.2008 06:12 Uhr
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e-fundresearch.com: "Eine wichtige Frage war zuletzt immer, ob sich die asiatischen Märkte von den USA und Europa abkoppeln konnten. Steht Asien bereits vollständig auf eigenen Füssen?" David MacKenzie: "Die asiatischen Märkte sind noch nicht entkoppelt. Die Abhängigkeiten von den US Importen sind immer noch gegeben. Asien ist im Grunde genommen immer noch sehr stark auf die Produktion fokussiert. Obwohl sich die Binnenmärkte entwickeln, können wir noch nicht von einer konsumgetriebenen Wirtschaft in den wichtigsten asiatischen Ländern sprechen."

e-fundresearch.com: "Welchen Einfluss hat dies auf die Gewinnerwartungen in der asiatischen Region?"

David MacKenzie: "Die Ergebnisse des ersten Quartals waren enttäuschend. Allerdings hatten viele Analysten erst im Laufe des Jahres mit der Revision Ihrer Gewinnerwartungen begonnen. Wir gehen von weiteren Rückgängen bei den Gewinnprognosen für Asien ex Japan in den nächsten Monaten aus."

e-fundresearch.com: "Wie drückt sich dies in den aktuellen Kursentwicklungen und Bewertungen aus?"

David MacKenzie: "Der lange Aufwärtstrend in Asien hatte im Herbst 2007 die Bewertungen auf ein deutlich über dem Durchschnitt liegendes Niveau gedrückt. Nach der scharfen Korrektur in den letzten Monaten sind die Bewertungen jetzt allerdings sehr attraktiv. Während Ende Oktober 2007 rund 93 Prozent der Aktien in China über unseren Fair-Value Bewertungen lagen, sank dieser Wert Ende März auf 25 Prozent und Mitte September auf nur noch 7 Prozent. In Indien lagen diese Werte bei 84 Prozent im Oktober, 29 Prozent im März und bei 38 Prozent im September. Auch im Bereich der Small Caps sind die Bewertungen wieder relativ günstig geworden."

e-fundresearch.com: "In welcher fundamentalen Verfassung befinden sich die Länder in Asien vor dem Hintergrund der globalen Finanzkrise?"

David MacKenzie: "Der Unternehmenssektor in Asien ist derzeit in einer relativ gesunden Verfassung. Die Unternehmen haben aus den Krisen in den Jahren 1994, 1998 und 2001 gelernt und vor allem die Bilanzen in Ordnung gebracht. Die Fremdkapitalquoten sind niedrig, der Return-on-Equity ist angestiegen. In unserem Schroder ISF Asien Equity Yield beispielsweise investieren wir vor allem in Unternehmen, die den Unternehmenswert für Aktionäre steigern und auch konsistent wachsende Dividenden zahlen - und das über den gesamten Wirtschaftszyklus. Wir als Asset Manager sind schlussendlich an Erträgen auf unsere Investments interessiert."

e-fundresearch.com: "Welche Risikofaktoren sind derzeit zu beachten?"

David MacKenzie: "Inflation ist auf jeden Fall ein Risiko. Steigende Nahrungsmittelpreise lassen die Inflationsrate ansteigen. Vor allem in den ASEAN Ländern, wo Nahrungsmittel einen größeren Teil des Konsumentenpreisindex repräsentieren. Nahrungsmittelpreise und Energie werden in diesen Ländern subventioniert, was wiederum höhere Belastungen für die Haushalte dieser Länder bringt. Höhere Inflationsraten schränken auch den Spielraum für Zinssenkungen ein - mit entsprechenden Auswirkungen auf die Anleihen- und Aktienmärkte."

e-fundresearch.com: "Welche Entwicklung erwarten Sie für die Rohstoffpreise?"

David MacKenzie: "In einem schwachen konjunkturellen Umfeld sollten Rohstoffpreise wieder sinken."

e-fundresearch.com: "Ein kurzer Blick auf Hong Kong und China. Welche Entwicklungen beobachten Sie derzeit?"

David MacKenzie: "In Hong Kong ist der Immobilienmarkt von besonderer Bedeutung. Die Haushalte in Hong Kong haben in den letzten Jahren ihre Verschuldung reduziert und sollten keine Probleme mit der Bedienung Ihrer Darlehen haben - ganz im Gegenteil zu den meisten OECD Ländern, wo jetzt ´de-leveraging´ gefordert wird. In China sehen wir für den Aktienmarkt noch hohe Konsensus-Gewinnschätzungen von 18,7 Prozent für den MSCI China im Jahr 2009. Wir glauben nicht daran und sind der Meinung, dass es hier durchaus Enttäuschungen geben kann."

e-fundresearch.com: "Besteht das Risiko einer Konjunkturabkühlung in China?"

David MacKenzie: "Grundsätzlich glauben wir, dass die chinesische Führung nach dem Prinzip ´the show must go on´ agiert und entsprechende Investitionsprogramme starten wird. Antizyklisches Vorgehen hilft die sinkende externe Nachfrage auszugleichen."

e-fundresearch.com: "Wie beurteilen Sie Taiwan?"

David MacKenzie: "Der Aktienmarkt in Taiwan ist mit rund 50 Prozent von der Entwicklung des Technologiesektors abhängig. Sinkende Verkaufszahlen in den USA können hier tiefe Spuren hinterlassen. Zu Beginn des Jahres waren die Exportzahlen noch gut, obwohl an den internationalen Märkten bereits Schwächen zu erkennen waren. Wir fokussieren uns auf die Marktführer, die steigende Gewinne und positive Return-on-Equity Zahlen aufweisen konnten. Im Schroder ISF ASian Equity Yield sind wir beispielsweise mit 16 Prozent in Taiwan investiert. Im Vergleich dazu mit 24 Prozent in Hong Kong, 14 Prozent in Singapur oder auch mit neun Prozent in China. Wie erwähnt, liegt der Fokus in diesem Fonds auf die Erzielung von Dividenden und Erträgen auf unsere Aktieninvestments."

e-fundresearch.com: "Vielen Dank für das Gespräch!"

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