Rohstoffe: Der Ausverkauf war extrem

Die Finanzmärkte zeigen sich von ihrer unruhigen Seite. Starke Ausschläge stehen an der Tagesordnung, die Nervosität der Börsianer nimmt zu. Doch besonders am Rohstoffmarkt hat die jüngste Finanzmarktkrise zu enormen Verwerfungen geführt. Funds | 22.09.2008 06:00 Uhr
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So hat der wohl wichtigste Rohstoff, Öl, noch Mitte Juli bei mehr als 145 Dollar je Barrell notiert. Nur zwei Monate später steht der Preis bei unter 95 Dollar, ein Preisverfall von über einem Drittel.

Volatilität führt zu neuen Instrumenten

Ähnliche Preisbewegungen waren bei Edelmetallen, Nahrungsmitteln oder anderen Energieträgern wie Heizöl zu beobachten. Die Preise, obgleich sie immer noch auf einem hohen Niveau liegen, haben ihre Höchststände weit verlassen. Die hohe Volatilität hat auch zur Einführung neuer Instrumente geführt. So vertreibt die Chicagoer Börse für Optionen mittlerweile einen Volatilitätsindex auf Öl, der erste Index, der die Schwankungsfreude eines Rohstoffes widerspiegelt. Diesen Index werden auch viele Privatanleger nutzen. Denn viele Rohstoffe werden längst nicht mehr nur von Experten gehandelt. Über verschiedene Produkte wie etwa Exchange-Traded Funds können Privatanleger günstig von der Preisentwicklung bei Öl und Co. profitieren.

Trotz der massiven Preisrückgänge in den letzten Wochen sind nach Meinung zahlreicher Experten und Analysten die Fundamentaldaten für Rohstoffinvestments weiterhin positiv. Denn die Nachfrage nach Materialien steige weiter, dank des brummenden Konjunkturmotors in China, Indien und vielen anderen Schwellenländer. Solange dieser Motor nicht ins stocken gerät, sollte auch die Nachfrage nach Rohstoffen zunehmen – und damit auch ihre Preise.

Rohstoffbranche wird mittelfristig stark profitieren

Unternehmen aus der Rohstoffbranche können von diesen Entwicklungen mittelfristig stark profitieren. Bereits in den ersten beiden Quartalen 2008 konnte die Branche den Markt mit Rekordgewinnen beeindrucken. So erzielte der amerikanische Ölkonzern Exxon im zweiten Quartal den höchsten Quartalsgewinn, den ein Unternehmen in den USA jemals vermelden durfte, 11,7 Milliarden Dollar. Auch die Minengesellschaften, etwa Rio Tinto und BHP Biliton, verdienten dank steigender Preise für Metalle Rekordsummen.

Für Anleger war ein Investment in Rohstoffwerte jedenfalls sehr attraktiv. Der Aktienkurs von Rio Tinto hat sich in fünf Jahren etwa verdreifacht, jener von Exxon Mobil mehr als verdoppelt. Auch die Fonds konnten damit in den letzten Jahren stark zulegen. Bis zu 26,7 Prozent konnten Anleger pro Jahr mit Rohstoff-Aktienfonds auf Sicht der letzten fünf Jahre verdienen, insgesamt 226 Prozent. Die zehn besten Fonds brachten den Anlegern zumindest 15 Prozent pro Jahr.

Ob diese Renditen auch in der Zukunft zu erreichen sind und wie die Aussichten für Rohstoffaktien stehen, hat e-fundresearch für die Presse die besten Fondsmanager gefragt.

Aussichten für Rohstoffaktien

Anhand der risikoadjustierten Rendite konnten gleich zwei Fonds aus dem Hause Fortis punkten, der Fortis Equity Energy Europe und der Fortis Euqity Energy World. Die Fondsmanager der Produkte, Gabriel Wallach und Benjamin Chang, konnten für ihre Anleger immerhin über 20 Prozent pro Jahr Rendite erwirtschaften. Die Fonds sind überwiegend im Öl- und Gasgeschäft engagiert, die größten Holdings sind etwa BP, Total oder Exxon Mobil. Doch neben klassischen, integrierten Konzernen, setzen die Fonds auch auf  Zulieferer, die Equipment liefern, oder bei der Exploration von neuen Vorkommen tätig sind.

Der Raiffeisen-Energie-Aktienfonds kann ebenfalls anhand seiner risikoadjustierten Rendite überzeugen. Er brachte Anlegern 17,5 Prozent für ihr Portfolio. Hannes Loacker, Rohstoff-Analyst bei Raiffeisen, hält den Ausblick für die Assetklasse weiterhin positiv: „Wir werden bei vielen Rohstoffen mittel- bis langfristig Angebotsknappheiten sehen, weil die Schwellenländer ihr starkes Wachstum fortsetzen werden.“ Am Ölmarkt solle spätestens 2011 eine solche Angebotsverknappung schlagend werden. Anleger könnten von der Inflation, die von den steigenden Preise von Rohstoffen getrieben wird, damit sogar profitieren. Kurzfristig würden aber „harte Zeiten“ auf die Fonds zukommen. „Der Grund für die hohe Volatilität ist die gestiegene Unsicherheit über die Weltwirtschaft, insbesondere die Angst vor einem Einbruch der Nachfrage aus Asien.“

Auch für Evy Hambro ist Chinas Nachfrage die wichtigste Determinante für die Rohstoffpreise. „China bleibt weiterhin der größte Nachfrager nach Rohstoffen und wird auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen.“ Hambro managt den BGF World Mining Fund und brachte Anleger 26,7 Prozent p.a. in den letzten fünf Jahren. Mit 7,4 Milliarden Euro ist sein Fonds zudem eines der größten europäischen Anlagevehikel. Hambro beurteilt den Ausblick für Rohstoffe gemixt, zwar seien die Fundamentaldaten weiterhin positiv, aber die Anlagekategorie der Rohstoffe werde sich in absoluten Zahlen nicht allzu positiv entwickeln. In einer Krisenphase müsse man zuwarten, um Prognosen abzugeben, und zwar „bis sich der Staub gelegt hat“. Der Ausblick vieler Unternehmen sei zwar weiterhin sehr positiv und die Gewinnmargen, insbesondere der Bergbauunternehmen, dürften steigen, aber die Finanzkrise laste dennoch auf dem Sektor.

Ute Speidel sieht die langfristigen Trends für Rohstoff-Aktien nichtsdestotrotz intakt. „Der größte fundamentale Treiber sind die material-intensiven Infrastrukturinvestitionen in China und dem mittleren Osten.“ Speidel managt den cominvest Rohstoff Aktien Fonds, der Anlegern über die vergangenen fünf Jahre über 20 Prozent brachte. Der Markt habe sich in den letzten Monaten zu sehr auf einen potentiellen Einbruch bei der Nachfrage konzentriert, und dabei übersehen, dass das Angebot oft noch schneller schrumpft. „Der Ausverkauf von Rohstoffen und Rohstoff-Aktien in den letzten drei Monaten war extrem,“ urteilt Speidel.

Alle Daten per 29.8.2008 in Euro
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