Abgeltungssteuer überholt MiFID

Rund 13.000 Besucher informierten sich an den letzten drei Tagen in Stuttgart auf der INVEST 2008 über Finanzprodukte. Obwohl die Diskussion rund um die Abgeltungssteuer eindeutig dominiert hatte, ist und bleibt MiFID das wohl wichtigste Thema der kommenden Jahre – nicht nur aus Sicht der Verbraucherschützer. Funds | 14.04.2008 12:10 Uhr
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Alle sprechen über die Abgeltungssteuer …

Seit Monaten gibt es in der deutschen Investmentlandschaft ein Thema, das alles andere in den Schatten stellt: die Abgeltungssteuer. Während die Fragen und Problemstellungen im Zusammenhang mit der Börsen-, Finanz- und Kreditkrise von außerordentlicher Komplexität geprägt sind und man nicht genau weiß, wie man damit umgehen sollte, ist die Abgeltungssteuer ein Thema ganz nach dem Geschmack des deutschen Anlegers: nicht trivial, im Detail noch nicht fixiert und trotzdem schon jetzt von großer Bedeutung, weil auch die Gefahr besteht, dass die endgültige Version erst sehr spät bekannt werden könnte und dadurch für die Umsetzung nur sehr wenig Zeit bleiben würde. Der Faktor Timing wird somit in der Produktentwicklung fast so wichtig wie bei der Veranlagung. Die Abgeltungssteuer ist auch schon deswegen ein beliebtes Thema in Deutschland, weil es ganz einfach um eine neue Steuer geht - und diese möglichst zu vermeiden oder deren Wirkung zu reduzieren erfordert die volle Konzentration und Motivation des Privatanlegers. In Österreich entwickelt sich die Diskussion um die Vermögenszuwachsbesteuerung in eine ähnliche Richtung. 

... doch in Wirklichkeit denken alle an MiFID

Während das Thema Abgeltungssteuer spätestens Anfang nächsten Jahres wieder vom Tisch und aus den Schlagzeilen verschwunden sein wird, sollte sich die Kraft von MiFID bis dahin erst richtig entwickelt haben. Zu groß sind die Anforderungen und Verpflichtungen an die Produktanbieter, die Erwartungen der Konsumentenschützer und die Unwissenheit der Anleger, als dass man sich von Randthemen wie der Abgeltungssteuer ablenken lassen könnte.

Beratungs-Wüste in Deutschland und Österreich?

Die von MiFID geforderten und in den nationalen Gesetzen vorgeschriebenen Transparenz- und Informationsvorschriften sind auch einige Monate nach Einführung vn MiFID noch immer absolutes Neuland in Deutschland und Österreich. Es ist auch fraglich ob die Qualität der Beratung steigen wird oder ob die Beratung in Zukunft vermieden wird - was dann wirklich der von Konsumentenschützern beschriebenen „Beratungs-Wüste“ schon sehr nahe kommen würde.

Verbraucherschutz bleibt am Ball

Im Rahmen einer sehr gut besuchten Podiumsdiskussion am 11. April auf der INVEST 2008 in Stuttgart wurden unter dem Titel „Verbraucherschutz im Handel mit Finanzprodukten“ interessante Aspekte beleuchtet. Unter der Leitung von Prof. Dr. Christoph Fasel, SRH Hochschule Calw diskutierten Prof. Dr. Hans-Peter Burghof von der Universität Hohenheim, Oliver Hans, Geschäftsführer der Baden-Württembergischen Wertpapierbörse GmbH, Minister Peter Hauk MdL als Vertreter der baden-württembergischen Landesregierung und Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg.

Oliver Hans konnte sehr schnell darlegen, daß im Handel mit Finanzprodukten an den Börsen selbst keine Schwachstellen zu beobachten sind, sondern die Herausforderungen eindeutig im Bereich der Information und Beratung der Anleger zu suchen seien.

Im Verlauf der Diskussion wurde auch immer wieder darauf hingewiesen, daß die Problematik in der schwierigen Bewertung der Beratungsqualität liege und man tendenziell dem Markt selbst die Regulierung des Wettbewerbs überlassen sollte. Ratings würden nur Zusatzinformationen liefern, jedoch keine Entscheidungsgrundlage darstellen.

Niels Nauhauser wies auch darauf hin, daß ein Kunde im Zeitalter von MiFID nach Abschluß aller Beratungsgespräche eine vollständige Dokumentation des Beratungsprozesses ausgehändigt bekommen sollte. Nur so wäre es möglich, die Qualität der Beratung unabhängig zu beurteilen und die Angemessenheit der Anlageempfehlung zu bestimmen.

Prospekte zu kompliziert

Zudem kritisierte Nauhauser auch, daß Verkaufsprospekte und Verkaufsunterlagen zu kompliziert verfasst sind und auch vereinfachte Prospekte eine Vielzahl von Fremdwörtern und Fachbegriffen enthalten. Nauhauser: „Da müsste man jedem Anleger auch gleich noch ein Glossar mitliefern.“ Das Thema honorarbasierte Beratung wurde als ein möglicher Lösungsansatz vorgestellt – dessen Aussichten auf Erfolg jedoch heute noch sehr gering sind, weil die Beratungsqualität zumeist noch nicht ausreichend ist und sich deshalb die meisten Berater in der Praxis zumeist als  Verkäufer auftreten.

Der Weg zur hochwertigen Beratung ist noch lang

Am Ende der Diskussion wurde bestätigt, daß der Weg zur qualitativ hochwertigen Finanzberatung noch sehr lang ist und alle Beteiligten noch große Anstrengungen unternehmen werden müssen. Vor diesem Hintergrund ist die ausschließliche Fokussierung auf das Thema Abgeltungssteuer für manche Marktteilnehmer eine willkommene Ablenkung von der großen MiFID Aufgabe – jedoch nur kurz.

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