Marc Faber, Managing Director der Marc Faber Limited, Hong Kong, und bekannter Börsenguru (www.gloomboomdoom.com) präsentierte Ende Januar im Rahmen eines Vortrags auf der Fonds´08 in Zürich seine aktuellen Einschätzungen zur Situation auf den internationalen Kapitalmärkten.
Blasen in mehreren Bereichen
Marc Faber: „Interessant ist, daß normalerweise Blasen in einem einzelnen Land oder in einem einzelnen Sektor entstehen – beispielsweise in Japan 1989 oder im TMT Sektor im Jahr 2000 – jedoch nicht in mehreren Bereichen gleichzeitig.
Seit 2002 erleben wir jedoch in allen Anlageklassen entsprechende Anlageblasen, bis hin zu Kunst und sonstigen Sammlerobjekten.“ In der Vergangenheit war auch immer wieder zu beobachten, daß sich nach dem Zusammenbruch die Bedingungen für diese Anlageklassen deutlich geändert hatten. Manche Anpassungen erfolgen schneller und manchmal dauert es Jahre.
Finanzsektor in der Krise
Im Mittelpunkt steht derzeit der Finanzsektor, der mit den Folgen der geplatzten US Immobilienblase zu kämpfen hat. Das Risiko steigender Inflation in Kombination mit einer möglichen Rezession mache fast alle klassischen Anlagekategorien unattraktiv. Die Ausnahme bilden Rohstoffe, Edelmetallen und selektiv auch kurzfristige Anleihen. Japanische Aktien beurteilt Faber auch positiv: „Die japanischen Unternehmen haben Schulden reduziert und die operativen Gewinne gesteigert.“
Rezession in den USA?
Nach Ansicht von Faber befinden sich große Teile der US Wirtschaft bereits in einer Rezession und der Federal Reserve bliebe keine Alternative als die Zinsen zu senken. Die Banken und Finanzinstitute sind derzeit dazu gezwungen, das Kreditwachstum zu reduzieren und die Risiken zu reduzieren. Dies wird nicht ohne Folgen für die Realwirtschaft bleiben können.
Ölpreis wird langfristig steigen
Den Ölpreis sieht Faber langfristig ansteigend. „In Asien leben derzeit 3,6 Milliarden Menschen und sie verbrauchen aktuell soviel Öl wie die USA mit 300 Millionen Einwohnern“, erklärt Faber. Wenn man die starke Nachfrage nach Automobilen in China und Indien berücksichtigt, sind die Anzeichen für steigende Ölpreise sehr deutlich – auch wenn nach Ansicht von Faber der Ölpreis auch kurzfristig noch auf rund 70 USD korrigieren könnte.
In den 70er Jahren mussten die USA nur 35 Prozent ihres Ölbedarfs einführen. Im Jahr 2007 wurden bereits 60 Prozent importiert. China hatte bis 1994 einen Selbstversorgungsgrad beim Erdöl von 100 Prozent. Jetzt ist China bereits der zweitgrößte Ölnachfrager.
Immobilien und Agrar-Rohstoffe: Traktor fahren lernen
Die guten Aussichten für Agrar-Rohstoffe und andere physische Rohstoffe lassen nach Ansicht von Faber die Investition in Plantagen und landwirtschaftlichen Flächen sinnvoll erscheinen. Faber: „Anstatt in der City of London Immobilien zu kaufen würde ich landwirtschaftliche Flächen und Betriebe empfehlen. Das Problem ist nur, daß man dann auch Traktor fahren lernen sollte. Landwirtschaftliche Produkte sind heute real gesehen tief bewertet.“
Bei asiatischen Immobilien sieht Faber vergleichsweise weniger Risiko. Faber: „Chinesische Immobilien sind im Vergleich zum Wirtschaftswachstum weniger stark gestiegen als in anderen Märkten. Richtige Immobilienblasen kann man in London, Spanien und auch New York beobachten.“
Gold und Edelmetalle als sicherer Hafen
Kritiker der Verschuldungspolitik der USA prognostizieren einen starken Verfall des US Dollars und dazu müssen sie sich noch gar nicht zu den fundamentale Kritikern des heutigen Papiergeldsystems zählen. Diese Gruppe wiederholt immer wieder das bekannte Voltaire-Zitat, wonach Papiergeld früher oder später zu seinem inneren Wert – Null – zurückkehren sollte.
Marc Faber gehört zu jenen Experten, die ebenfalls von einem starken Wertverfall des US Dollars ausgehen und Gold als Alternative zur Absicherung betrachten. Faber: „Es gibt ein unbeschränktes Angebot an Papiergeld – aber nur ein begrenztes Angebot an Gold, Silber und Platin.“ (siehe auch e-fundresearch.com Artikel vom 10. 11. 2006 mit dem Titel: „Krieg: Gold und Rohstoffe als Schutzschild“)
Richtung und Timing bei der Veranlagung
Bereits im Mai 2005 zitierte die Frankfurter Allgemeine Zeitung Marc Faber mit seiner Empfehlung für asiatische Währungen, Gold (bei USD 417,6 pro Unze, aktuell über USD 900,-) und Agrar-Rohstoffe. Bemerkenswert ist die Tatsache, daß diese Empfehlung auch heute noch aktuell ist. Es könnten aber auch noch viele andere Beispiele von heute noch gültigen Empfehlungen aus der Vergangenheit präsentiert werden. Faktum ist, dass die zeitliche Komponente (Timing) bei der Veranlagung zwar wichtig, jedoch trotzdem von zweitrangiger Bedeutung ist und langfristig gesehen der wichtigste Faktor bei der Anlageempfehlung das Einschlagen der richtigen Richtung bleibt. Letztendlich entscheidet die Qualität der fundamentalen Analyse und die Auswahl des richtigen Weges über Erfolg und Misserfolg und nicht der optimale Ein- und Ausstiegszeitpunkt.